Landkreis Neumarkt
So könnte der Zukunftswald aussehen

Klimafeste und artenreiche Bestände schaffen: Andreas Schuster aus Winnberg hat mit der Umsetzung des Plans begonnen.

01.07.2021 | Stand 16.09.2023, 1:55 Uhr
So könnte er aussehen, der klimastabile Zukunftswald: Vielfalt mit mehreren Baumarten in Mischbeständen unterschiedlichen Alters, nachhaltig bewirtschaftet.“ −Foto: PEFC Deutschland/picture alliance/dpa/PEFC Deutschland e. V.

Andreas Schuster aus Winnberg ist ein Pionier des Zukunftswaldes im Landkreis Neumarkt. Im Rahmen eines Pilotprojekts der gleichnamigen Initiative wurde für seinen Betrieb von der eigens dafür beim AELF Neumarkt angestellten forstlichen Fachkraft Volker Labudda der erste „Waldzukunftsplan“ erstellt. Gut ein Jahr nach der Vorstellung des Werks, das detailliert aufzeigt, wie sich Schusters rund 40 Hektar Wald in Zukunft entwickeln soll, konnten nun die ersten umgesetzten Maßnahmen vor Ort in Augenschein genommen werden.

Dabei zeigten sich Leitender Forstdirektor Harald Gebhardt, Volker Labudda und der Geschäftsführer der WBV Berching-Neumarkt, Daniel Rübens, beeindruckt, wie Waldbauer Schuster das gesteckte Ziel des klimatoleranten Waldes und den Erhalt der Waldvielfalt angeht, um den Herausforderungen des Klimawandels gerecht zu werden. Er nimmt damit seine Verantwortung für den Wald sehr ernst und beweist mit dem in Angriff genommenen Umbau ein hohes Maß an Weitsicht. Waldwirtschaft bedeutet für ihn nämlich nicht nur Holzernte, sondern auch die Pflege des Waldes, den Erhalt von Lebensräumen für die Vögel oder seltene Arten und den Schutz der Bäume vor Schädlingen. Denn ein Wald, der nicht gepflegt und bewirtschaftet wird, hat nur begrenzte Klimaschutzeffekte.

Harvester im Einsatz

Was den Zukunftsplan betrifft, spricht Labudda von einem Gemeinschaftswerk, erstellt in enger Abstimmung mit Andreas Schuster und dem zuständigen Revierförster Mann. Dabei musste besonders die äußerst komplizierte Geologie des Gebietes berücksichtigt werden, deren unterschiedlich wechselnden Schichten vorgeben, welche Baumarten auf Dauer bestehen können. Sehr deutlich hatte sich gezeigt, dass die Bodenverhältnisse für einen reinen Fichtenwald, der hier in den 1960er Jahren von Schusters Vater auf einer Ausgleichsfläche am ursprünglichen Waldrand aufgeforstet wurde, nicht passend waren.

Stürme, Schneebruch und der Borkenkäfer haben im Lauf der Jahre deutliche Spuren hinterlassen. Die Fichten sind bis auf kleine Bereiche verschwunden. Aber auch die werden auf Dauer nicht mehr zu halten sein. Aktuell musste bereits wieder der Harvester zum Einsatz kommen, um vom Borkenkäfer befallenes Holz zu fällen.

Laubbäume überwiegen im Zukunftswald

Dort, wo einst dicht an dicht die Fichten standen, zeigen sich bereits vielversprechenden Ansätze des geplanten Zukunftswaldes, in dem Laubbäume überwiegen. Damit sich die jungen Forstpflanzen unbeschadet entwickeln können, sind Einzäunungen und Einzelschutz unerlässlich, nachdem sich das Wild von Kulturen mit jungen erreichbaren Trieben und wechselnder Baumartenzusammensetzung angesprochen fühlt, es aber neben Verbiss- auch Fege- und Schälschäden sind, die der neuen Waldgeneration gefährlich werden können. Der Wechsel zwischen fester Einzäunung und Einzelschutz lässt aber den Durchgang zu den offenen Flächen für das Wild frei.

Im Zukunftswald wachsen Eichen, Winterbuchen und Spitzahorn aus Naturverjüngung vor Ort sowie Winterlinden, Hainbuchen, Wildbirnen, Baumhasel, Wilder Apfel und Speierling, bezogen aus Baumschulen. In den nächsten Wochen hat Schuster einiges zu tun, denn die Setzlinge müssen freigemäht werden. Die feuchte Witterung hat nicht nur den Jungpflanzen, sondern auch der anderen Vegetation gutgetan.

Seltenheit:Alter:
Im Rahmen der Planerstellung ist man auf eine absolute Rarität unter den Bäumen gestoßen. Diese ist in „unserer Gegend“ nur noch selten zu finden.Es handelt sich bei dieser Rarität um eine weit über 100 Jahre alte Bergulme.

Pflanzen, hegen und erhalten

Bei der Umsetzung der Maßnahmen kann Schuster auf die Unterstützung aus dem bayerischen Förderprogramm für den Aufbau klimafester und artenreicher Wälder zählen, aus dem private Waldbesitzer, die zukunftsfähige Mischwälder pflanzen, pflegen und erhalten, mit einem Zuschuss von bis zu 90 Prozent der entstehenden Kosten rechnen können.

Volker Labudda hat zwischenzeitlich zehn sogenannte Waldzukunftspläne erstellt und Forstdirektor Gebhardt würde sein fachliches Wissen gerne weiter genutzt sehen, aber das auf zwei Jahre ausgelegte Pilotprojekt geht zu Ende, teilt Lorenz Märtl, RM Pressebüro, mit.