Bezirks-Parteitag
Söder in Ingolstadt: „Ohne Oberbayern geht gar nix“

09.07.2022 | Stand 09.07.2022, 18:54 Uhr
Ilse Aigner, Bezirksvorsitzende CSU Oberbayern, und Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, stehen beim Bezirksparteitag der CSU Oberbayern zusammen. −Foto: Peter Kneffel/dpa

Markus Söder hechtet derzeit von Termin zu Termin, als Regierungs- und als CSU-Chef. Die Oberbayern hat er offenbar besonders im Blick. Darum darf der CSU-Bezirksparteitag in Ingolstadt in seinem Terminkalender nicht fehlen.



Es ist wohl eine Mischung aus Einschmeicheln und Ehrlichkeit, aber Markus Söder redet nicht drumherum: „Ohne Oberbayern geht gar nix“, sagt der CSU-Chef am Samstag zum Abschluss seiner Rede auf dem oberbayerischen CSU-Bezirksparteitag in Ingolstadt. Ohne Oberbayern könne man im Freistaat keine Wahl gewinnen. Und dann zelebriert er gleich noch demonstrative Einigkeit mit Bezirkschefin Ilse Aigner: „Wir waren nicht immer von vorneherein geplant als Team“, räumt er ein. Wenn er aber jetzt von einem starken Team spreche, dann setze er vor allem auf eine Person - Aigner.

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Viele hundert Kilometer ist der Ministerpräsident derzeit pro Woche in seiner Dienst-Limousine quer durchs Land unterwegs. Hier ein Feuerwehrfest, da eine Grundsteinlegung, dort ein Kindergartenbesuch. Nach der langen Corona-Zwangspause, so spötteln politische Gegner, lasse der Ministerpräsident keinen auch nur halbwegs fototrächtigen Termin aus. Wohlmeinende formulieren es positiv: Söder suche - ganz der Landesvater - die Nähe zu den Bürgern. Und zu seiner Partei.

Viele Gespräche mit der Basis

Tatsächlich fährt Söder derzeit von Bezirksparteitag zu Bezirksparteitag, führt unzählige Gespräche mit der eigenen Basis. Und vielleicht kümmert er sich tatsächlich etwas intensiver um die Oberbayern. Eigentlich kein Wunder, lebt hier doch, so rechnet Aigner in Ingolstadt vor, mehr als ein Drittel der bayerischen Bevölkerung.

Genau deshalb weiß Söder auch, dass er im kommenden Jahr auf Aigner angewiesen ist. Wenn im Herbst 2023 ein neuer Landtag gewählt wird, dann will es das komplizierte bayerische Wahlsystem, dass in Oberbayern nicht der Ministerpräsident, sondern Aigner als oberbayerische CSU-Spitzenkandidatin auf den Stimmzetteln steht. Sie soll also für die CSU Stimmen ziehen. Und damit auch für Söder.

Auf die „local heroes“ kommt es an

So proklamiert es der CSU-Chef - wohl auch um die Verantwortung ein Stück von sich weg auf viele Schultern zu verteilen - seit langem: dass es für die CSU auf die „local heroes“ in den Regierungsbezirken ankomme. Deshalb hat er den prominenten Niederbayern Christian Bernreiter ja auch noch rechtzeitig zum Verkehrsminister gemacht.

Oberbayern war für Söder in den vergangenen Corona-Jahren kein einfaches Pflaster. „Man hat festgestellt: Man kann„s eigentlich keinem Recht machen“, sagt Aigner in Ingolstadt. Man habe hier „sehr unterschiedliche Diskussionen gehabt“. Und auch Söder räumt mit Blick auf das oft umstrittene Corona-Management ein, es seien schwere Jahre gewesen. Einige Anhänger habe man auch verloren auf diesem Weg.

Nach manchen Diskussionen - auch über Söder persönlich - sei die Stimmung inzwischen wieder besser, heißt es in der Oberbayern-CSU. Der Unmut, den es zeitweise an Teilen der Basis gegeben habe, sei verraucht. Mit Genugtuung wird zudem registriert, wie sich Söder derzeit für oberbayerische Belange einsetzt, etwa für die zweite S-Bahn-Stammstrecke, die für München samt Umland so bedeutend ist.

Und es dürfte kein Zufall sein, dass Söder ausgerechnet kurz vor dem Oberbayern-Parteitag angekündigt hat, Bayern werde sich nun aktiv gegen die Folgen der Lkw-Blockabfertigung in Tirol wehren und selbst Straßen für Lkw sperren. Beide Themen stellt er - neben der üblichen Kritik an Berlin - natürlich auch ins Zentrum seiner Rede in Ingolstadt. Aigner lobt, es sei gut, dass das Thema angepackt werde.

Applaus für G7-Gipfel-Programm

Fast noch mehr Applaus erhält Söder, als er die Kritik und den Spott zurückweist, den es während des G7-Empfangs am urbayerischen Empfang der Staatsgäste gab, mit Gebirgsschützen, Trachtlern und Blaskapellen. „Vielleich hätte man in Berlin 20 diverse Raver hingestellt“, lästert Söder. Den Gästen habe es jedenfalls gefallen.

Tatsächlich geht es für Söder um alles bei der Landtagswahl in gut einem Jahr. Dann wird es keinen Bundestrend und keinen CDU-Kandidaten geben, auf den man irgendetwas schieben könnte. Dann muss Söder liefern. Und der CSU-Chef weiß sehr genau, dass er seine gesamte Partei dafür braucht: Man müsse „als Gemeinschaft auftreten und nicht als zerstrittener Haufen“, sagt er deshalb fast beschwörend.

Noch weiß aber keiner, was die kommenden rund 14 Monate bis zur Wahl bringen werden. Mehr denn je gilt: Umfragewerte, wenn sie aktuell für die CSU auch bei 40 Prozent liegen mögen (nach neueren Maßstäben gilt das schon als ordentlich), sind nichts weiter als Momentaufnahmen. Söder schließt seine Parteitagsrede jedenfalls mit den Worten: „Gott schütze Bayern - und wenn er gnädig ist bitte auch die CSU.“

− dpa