Dokumentation der ARD
„Sofort Gefallen gefunden“: Der Skateboard-Pionier aus Breitenbrunn

12.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:40 Uhr
Ein Kamerateam filmte im Auftrag der ARD Lullu Magnus und die sechsjährige Johanna Lanzhammer auf dem Skateboard. Das rechte Foto zeigt Lullu Magnus mit der Nummer 36 und sein erfolgreiches Team in den 1970er-Jahren. −Foto: Fotos: Sturm (Repro)

50 Jahre ist es her, dass die Skateboard-Welle Deutschland erfasst hat. Kopf der Münchner Szene war damals der heute in Breitenbrunn lebende Karl Heinz Magnus.



Er war es, der München zu einer Hochburg des Skater-Sports machte, den Dachverband Deutscher Skateboarder (DDS) gründete und die neue Sportart in Deutschland und vielen weiteren europäischen Ländern hoffähig machte. Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag besuchte ihn ein vierköpfiges Kamerateam aus Köln und Berlin, das für die ARD eine dreiteilige Mediathek-Dokumentation über die Geschichte des Skateboard-Fahrens in der Bundesrepublik dreht.

Lesen Sie auch:Skater haben in Beilngries wieder ein Zuhause

Karl Heinz Magnus erblickte vor 73 Jahren in München das Licht der Welt. Er wuchs im Stadtteil Kleinhadern auf. Als Teenager war er Schlagzeuger in einer Band und legte sich den Spitznahmen Lullu zu, unter dem er sich später deutschland- und europaweit, ja sogar auf der anderen Seite des großen Teiches, einen Namen machen sollte. Seit Oktober 2019 hat Karl Heinz Magnus zusammen mit Gattin Lydia seinen Lebensmittelpunkt in Breitenegg. Den Menschen hier ist er vor allem als Bademeister im Naturbad bekannt. Die von ihm angebotene Wassergymnastik findet dabei stets großen Anklang.

Dachverband Deutscher Skateboarder gegründet

Doch zurück zu den Anfängen des Skateboarding. „Mitte der 1970er-Jahre fand das Skateboard seinen Weg von Amerika nach Europa. In Deutschland waren es zunächst Angehörige der US-Army, die skateten“, erzählte Magnus unserer Zeitung. „Es war die Zeit nach der Olympiade. Ich habe sofort Gefallen an dem neuen Sport gefunden, mir ein Skateboard zugelegt, den Umgang damit sieben Tage in der Woche mindestens fünf Stunden lang trainiert und mir fest vorgenommen, das Skateboard auch hierzulande populär zu machen.“

Letzteres sei alles andere als einfach gewesen, denn es habe zunehmend Forderungen von Sportverbänden, Medizinern und der Polizei gegeben, die Bretter ohne Bremse zu verbieten. „Dann hätte man auch das Rollschuh- und Schlittschuhlaufen sowie das Skifahren verbieten müssen“, dachte sich Magnus. „Unfälle passieren da überall nur durch Unvorsichtigkeit und wegen unzureichender Ausrüstung.“ Voreingenommenheit gegenüber dem Skaten gab es aber auch im benachbarten Ausland. „Als ich einmal mit meinem Skateboard-Team in Österreich war, mussten wir deswegen sogar eine Strafe von 50 Schilling berappen“, erzählte Magnus mit einem Schmunzeln.

Lesen Sie auch:Berg plant einen Dirt-Bike-Park für Jugendliche

Lullu Magnus rief den Dachverband Deutscher Skateboarder ins Leben, baute sich ein eigenes Team auf, aus dem später viele bayerische, deutsche und internationale Meister hervorgingen, war als Promoter für Firmen tätig, die Skateboards und dazu passende Sportkleidung importierte, und setzte alle Hebel in Bewegung, die Menschen vom Skaten zu begeistern.

20 000 Zuschauer verfolgten die erste DM in München

„Ich habe Show-Auftritte organisiert, Zeitungsartikel verfasst und pflegte Kontakt zur Politik sowie zu prominenten Persönlichkeiten, zum Beispiel zu Prinz Luitpold von Bayern, Wolfgang Fierek oder Walter Sedlmayr. Ich war mit meinem Team beim Sechstagerennen und bei Pressebällen und habe es sogar in den Vorspann bekannter Fernsehserien geschafft, wie etwa beim Monaco Franze“, berichtete Magnus.

Lesen Sie auch:Sie sind die neuen Pächter des Campingplatzes in Breitenbrunn

Unter Federführung von Magnus veranstaltete der DDS 1977 die erste Deutsche Meisterschaft im Olympiapark in München. Disziplinen waren Freestyle, Hochsprung und Slalom. Magnus selbst war mit seinem Team am Start.

„Franz-Josef Strauß war Schirmherr und mehr als 20000 Zuschauer waren da“, freut sich Magnus noch heute. Dann ging der Hype los. Magnus und Co waren unterwegs zu Shows und Meisterschaften – in Luxemburg, Belgien, Spanien, Italien, Österreich und der Schweiz. Im kalifornischen Santa Monica gelang Magnus sogar ein Weltrekord, als es darum ging, innerhalb von zwei Minuten soviel 360-Grad-Drehungen zu schaffen wie möglich. „Das muss man sich vorstellen wie die Pirouetten beim Eiskunstlauf“, so Magnus.