Kreiswerketage
Soll ich mir ein E-Auto kaufen?

Dipl.-Ing. Hans Urban informierte an zwei Abenden über die vielfältigen Möglichkeiten rund um die E-Mobilität.

17.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:28 Uhr
Bunte Welt der E-Mobilität: Stecker statt Zapfpistole ist dabei nur eine der vielen Facetten. −Foto: Jan Woitas/dpa-tmn

„Leere Dächer sind ein Luxus, den man sich nicht leisten kann“, so die Aussage von Dipl.-Ing. Hans Urban, der im Zuge von zwei Kreiswerketagen zum Thema E-Mobilität referiert hat. Er selbst nutzt privat ein E-Fahrzeug und betreibt eine PV-Anlage. Mit seinem großen Wissen und der nötigen Praxiserfahrung brachte er in zwei Abendveranstaltungen rund 200 Bürgern die vielfältigen Möglichkeiten rund um die E-Mobilität näher.

In Zeiten der weltpolitisch bedingten instabilen Energieversorgung werde es immer wichtiger, seinen eigenen Strom zu erzeugen, so Urban. Wer ein eigenes Dach oder einen Carport hat, könne mit einer PV-Anlage einen Teil des Haushaltsstromes selber decken. Je höher dieser Eigenverbrauch ist, umso rentabler sei die Investition in eine Photovoltaik-Anlage. Der Ladestrombedarf eines E-Autos vergrößere diesen Eigenverbrauch in genialer Weise.

Wer die Anlage mit einem Stromspeicher kombiniert, könne den Eigenverbrauch sogar auf 70 bis 80 Prozent steigern. Aus Sicht der Unabhängigkeit könne eine Autarkie von bis zu 90 Prozent erreicht werden. Hinzu komme ein wesentlicher finanzieller Vorteil. So koste der Strom aus einer eigenen PV-Anlage lediglich sechs bis acht ct/kWh, vom Energieversorger dagegen rund das Fünffache.

Sehr anschaulich und informativ vermittelte Urban den Stellenwert und die Wichtigkeit der Nutzung der E-Mobilität: zum einen im Sinne des Umweltschutzes – zum anderen im Sinne der Effizienz. Die E-Mobilität konkurriere hierbei mit den herkömmlichen Verbrenner-Fahrzeugen. So könne beispielsweise mit dem Energieinhalt von neun Litern Diesel (90 kWh) eine Fahrstrecke von circa 150 Kilometern erreicht werden, wohingegen mit der gleichen Energiemenge in einer Batterie bis zu 450 Kilometer gefahren werden könnten. Auch die Reichweite sei bei modernen Fahrzeugen kein Problem mehr, so Urban. Je nach Fahrzeug könnten mit einer vollen Batterieladung 300 bis 500 Kilometer Reichweite erzielt werden.

Die Lademöglichkeiten

Weiter informierte Urban über die unterschiedlichen Lademöglichkeiten. Das Laden zu Hause dauere an einer normalen Schuko-Steckdose länger als eine ganze Nacht, wenn die Batterie fast leer ist. Allerdings solle man beachten, dass die meisten täglichen Fahrten unterhalb einer Strecke von 50 Kilometern liegen. Diese geringe Strommenge von acht bis zehn kWh sei bald wieder nachgeladen. Mit einer eigenen Wallbox könne der Ladevorgang auf weniger als eine Stunde beschränkt werden. Sollte dennoch einmal eine weitere Strecke anstehen, biete sich unterwegs eine Schnellladeeinrichtung an. Dabei könne die Batterie in einem Zeitraum von einer halben bis einer Stunde wieder gefüllt werden. Hier lägen, je nach Ladekartenanbieter, die Strompreise allerdings etwas höher.

Weiter erläuterte Urban sehr ausführlich den Vorteil des Überschussladens aus der eigenen PV-Anlage. Je nach Wetterlage und Sonneneinstrahlung produzieret eine PV-Anlage unterschiedlich viel Strom. Wird im Haus weniger Strom verbraucht als aus der Anlage zur Verfügung steht, werde dieser „Überschussstrom“ ins Netz eingespeist.

Da die Vergütung bei Neuanlagen inzwischen recht gering sei (circa 6,5 ct/kWh), sei es sinnvoll, möglichst viel Strom selbst zu verbrauchen. Hier sei die E-Mobilität ein idealer Abnehmer. Mit einer intelligenten Wallbox sei es möglich, das Fahrzeug nur dann zu laden, wenn dieser Überschuss verfügbar ist. So werde die Batterie mit der geringsten möglichen Menge an Netzstrom gefüllt. Ist dann noch ein Batteriespeicher im Haus vorhanden, könne ein Teil des Ladevorganges sogar in die Abendstunden verschoben werden.

Der Referent entkräftete auch den Vorwurf, dass „die ganze Energie für Elektroautos ja überhaupt nicht zur Verfügung stehe und der Mehrbedarf die Stromnetze zum Zusammenbrechen bringen könnte“. Auch hier müsse man durchaus zugeben, dass es an verschiedenen Stellen zum Ausbau in Stromnetzen kommen müsse und dass natürlich ein Zubau an möglichst regenerativen Erzeugungskapazitäten nötig sei, um das Projekt Elektromobilität in eine sinnvolle Zukunft zu führen.

Primärenergiebedarf sinkt

Dennoch würde der zusätzliche Strombedarf meistens stark überschätzt, denn selbst, wenn alle Pkw in Deutschland von heute auf morgen elektrifiziert werden würden, wären dies nur etwa 15 bis 20 Prozent mehr Strom. Entscheidend sei dabei noch der Hinweis, dass durch den Anstieg der E-Mobilität zwar der Strombedarf ansteige, aber auf der anderen Seite durch diese wesentlich effizientere Technologie der Primärenergiebedarf in Summe deutlich zurückgehen werde, so der Experte.

Urban zeigte im gesamten Vortrag seine Leidenschaft und sein Engagement für die E-Mobilität und die erneuerbaren Energien. Auch die Zuhörer beteiligten sich rege mit Fragen, die der Referent fachlich fundiert beantworten konnte.