Reitsport
Sophia Wild unter Deutschlands Besten

Die Bruckerin ist ein hoffnungsvolles Nachwuchs-Talent. Bei den Jugendmeisterschaften schaffte sie es in die Top Ten.

13.09.2018 | Stand 16.09.2023, 5:59 Uhr
Marion Lanzl

Hochkonzentriert: Sophia Wild und First Lady Fotos: Christian Wild, Jürgen Meinelt

Das Wetter war der Jugend des Reitsports wohlgesonnen, als sie zu den deutschen Jugendmeisterschaften Dressur, Springen und Voltigieren in der großzügigen Anlage in München-Riem antraten. Auf höchstem Niveau wurde Nachwuchs-Reitsport geboten. Diese Jugendmeisterschaften sind das wichtigste Podium für Talente aus der gesamten Bundesrepublik.

Es lag eine fast greifbare Spannung in der Luft, als die ambitionierten Dressurreiter, zweiundzwanzig Mädchen und ein männlicher Vertreter, antraten. Endlich konnten sie die Ergebnisse ihres harten Trainings auf dem Parcours zeigen, auf dem schon 1972 die Wettkämpfe der Olympischen Sommerspiele stattgefunden hatten und große Namen wie Lieselotte Linsenhoff und Josef Neckermann in der Dressur und mit der Mannschaft auf den Siegertreppchen standen. Über 500 Pferde waren gemeldet, zum Länderabend wurden 1800 Gäste erwartet.

Auch die Brucker Reiterin Sophia Wild vom Schwarzachtaler RFV Kollerhof, 15 Jahre alt, gehört zu Deutschlands hoffnungsvollen Talenten. Sie war, wie die meisten Teilnehmer, schon einen Tag früher angereist.

Letzte Ritte unter den erfahrenen Augen ihrer Trainerin Elisabeth Geismeier vom Pferdesportverband Niederbayern-Oberpfalz, letzte Korrekturen, und das Einprägen der komplexen Abläufe standen zunächst auf dem Programm. Was die erfahrene Trainerin ihrem Schützling beim Abreiten ins Headset flüsterte, welche Verbesserungen, die selbst erfahrene Reiter nicht erkennen, die der Jury aber sofort ins Auge fallen, bleibt Geismeiers Geheimnis. Sophia Wild setzte die Anweisungen jedenfalls hochkonzentriert und mit glühenden Wangen um.

Seit knapp zehn Monaten trainiert Geismeier, Spezialistin für Vielseitigkeit, nun das talentierte Mädchen zusammen mit ihrem Turnierpferd First Lady, von allen liebevoll Roxy genannt.Das Ergebnis der Zusammenarbeit kann sich sehen lassen: Nach verschiedenen Siegen in L-Prüfungen und einem dritten Platz in ihrer ersten M-Dressur in Nürnberg, landete das Dream-Team bei den Verbandsmeisterschaften Niederbayern-Oberpfalz in Dirnau auf dem zweiten Platz. Im Juli diesen Jahres holten sie den Titel der Bayerischen Meisterin der Klasse L bei den Junioren II.

Sichtung in Warendorf

Nach der Sichtung in Warendorf kam die Nominierung für das Finale des Bundesnachwuchs-Championats der Dressurreiter für das Erfolgsduo aus dem vorderen Bayerischen Wald.

Als eine von vier bayerischen Reiterinnen trat Sophia Wild mit ihrer turnierbewährten Fuchsstute in Riem an. Unter die Top Ten zu kommen, lautete das Ziel, und schien doch in weiter Ferne. Denn es starteten vier Reiter aus dem Bundeskader; auch die restliche Konkurrenz zeigte hohes Niveau. Um so höher war die Aufregung und Anspannung als es endlich hieß: „Nächste Reiterin Sophia Wild auf First Lady.“ Nach dem ersten Ritt lag das Team mit der Wertung 7,6 auf Platz 13.

Jede Wertung über einer Acht für den bevorstehenden Ritt am zweiten Wettbewerbstag wäre ein Traum, den nicht nur Sophia Wild, sondern ihr ganzes Team vom Kollerhof, ihrem Heimatstall, an diesem sonnigen Spätsommernachmittag träumten.

Der Traum wurde wahr. Souverän meisterten die Oberpfälzerin und First Lady die Prüfung, zeigten einen hervorragenden Ritt und wurden dafür von der Jury sehr gelobt. Sie bestätigten unter anderem einen elastischen, geschmeidigen, tiefen Sitz. Die 14-jährige First Lady wirkte dadurch, wie es im Dressursport so heißt, geregelt, fleißig im Takt, mit gutem Abfußen, gutem Fleiß und Schwung, auch in den Seitengängen. Als kleines Defizit sah die Jury nach der Linkstraversale ein etwas verwischtes Abwenden, die Hufschlagfiguren und das H – M hätten noch deutlicher geritten werden können. Trotzdem war der Raumgriff, die gute Halsdehnung, die Bewegung zum Galopp mit sicherem Takt, rythmisch: „Ganz so wie wir uns das wünschen“, konstatierten die Juroren Marco Orsini und Bernhard Goldschmidt. Auch das lässige „Zügel aus der Hand kauen“ mit guter Dehnung, gefiel der Jury.

Das Ergebnis ist weit mehr, als wir erwartet haben.“Elisabeth Geismeier, Trainerin

Dies alles führte zur bisherigen Tagesbestnote – einer unglaublichen 8,4, die letztlich Rang fünf bedeutete. Jubel auf der Tribüne, Tränen der Freude, und sicher der Erleichterung, standen nicht nur Sophia Wild in den Augen. Eltern, Trainerin und Freunde freuten sich mit.

Trotzdem sah Trainerin Geismeier in Sophias Ritt am Tag zuvor eigentlich die bessere Prüfung, „weil wir heute so unter Strom waren. Aber eine Wertung ist natürlich immer subjektiv. Es kommt darauf an, auf welche Points man setzt, worauf man besonderen Wert legt“, erklärt sie lächelnd. Geismeier war rundum zufrieden mit dem Resultat: „Geplant war die Hälfte. Die Top Ten zu erreichen war unser Traum. Das Ergebnis ist weit mehr, als wir erwartet haben“, sagt sie.

Symbiose von Pferd und Reiter

Als die wohl anspruchsvollste Disziplin im Reitsport stellt die Dressur im Idealfall eine Symbiose zwischen Pferd und Reiter dar. Schritt, Trab und Galopp müssen auf geraden und gebogenen Bahnfiguren vorwärts, seitwärts gezeigt werden. Traversale und Volte gehören zu den komplizierteren Bewegungsabläufen. Eine bestimmte Anzahl von Lektionen, die in vorgegebenen Reihenfolge gezeigt werden muss.

Sophia Wild und First Lady kamen dem Ideal der Dressur schon sehr nahe. In der Gesamtwertung belegten sie in Riem einen hervorragenden siebten Platz. Man darf gespannt sein, wann man wieder von ihnen hört. Nächstes Ziel könnte die populäre Konsumenta in Nürnberg sein. Vielleicht ein neuer Platz, auf dem der bayerische Nachwuchs glänzen kann.

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