Ausbildung
Spaß am Job: Kathrin wird Zimmerin

Allen Vorurteilen zum Trotz hat sich Kathrin Blaha zur Ausbildung im Handwerk entschieden. Sie will Bauingenieurin werden.

09.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:53 Uhr
Auf der Baustelle sieht man jeden Tag, was man geschafft hat. Das macht Kathrin stolz. −Foto: Groll/Firma Gruber

Kathrin Blaha macht eine Ausbildung zur Zimmerin – und ist damit eine Rarität, denn Frauen im Bauhandwerk sind weit in der Unterzahl. Sie hat sich ganz bewusst für den Beruf entschieden: „Mein Ziel ist es, Bauingenieurwesen zu studieren. Und dafür möchte ich eine richtig gute Basis schaffen – mit einer Ausbildung zur Zimmerin“, erzählt Kathrin. So geht sie seit September 2020 beim Holzbau-Spezialisten Gruber in die Lehre. Dabei ist sie sowohl in der Holzhaus-Manufaktur in Roding als auch auf Baustellen in ganz Bayern eingesetzt.

„Das Schönste an meinem Beruf ist, dass ich am Ende des Tages sehe, was ich geschafft habe. Das macht mich unglaublich stolz“, schwärmt Kathrin. Gemeinsam mit ihren Kollegen stellt sie innerhalb einer Woche ein ganzes Einfamilienhaus auf – das kann sich sehen lassen! Sie ist auch gerne draußen und liebt die Vielfältigkeit ihres Berufs durch die Abwechslung zwischen Fertigung und Baustelle. Vor allem sei sie aber immer gefordert, weil sie oft in kürzester Zeit Lösungen finden müsse, verrät Kathrin. „Auf der Baustelle braucht es Just-in-time Entscheidungen. Da musst du kreativ sein und handeln. Ein Job für Macher!“

Überwiegend mit Männern zu arbeiten, ist für Kathrin normal: „Meine Kollegen nehmen mich als volles Teammitglied wahr und begegnen mir dabei immer respektvoll. Sie geben mir z. B. keine Aufgaben, die ich körperlich nicht schaffen kann, nur um mich bloßzustellen.“

Dumme Sprüche hört sie ab und zu von anderen Handwerkern auf der Baustelle. Die könnten sich einfach nicht vorstellen, dass Frau mit Köpfchen genausoviel leisten kann wie Mann mit Kraft. „Das finde ich schade, aber da stehe ich drüber. Wichtig ist mir, dass ich in meiner Mannschaft akzeptiert werde“, betont Kathrin.

Ihr Talent als Frau, Zwischenmenschliches feiner wahrzunehmen, tut dem Team gut: „Ich habe kein Problem zuzugeben, dass mir kalt ist oder ich etwas nicht schaffe. Da tun sich Jungs schon manchmal schwerer“, verrät Kathrin mit einem Augenzwinkern. Offen zu kommunizieren und Schwächen einzugestehen, sorge für eine bessere Atmosphäre. Seit Kathrin dabei ist, fällt das auch ihren Kollegen leichter. Insgesamt schätzt die junge Frau die Erfahrung ihrer Kollegen und dass sie gerne bereit sind, ihr Wissen an sie weiterzugeben: „So ist auch die Mittagspause jedes Mal eine angenehme Bereicherung für mich.“

„Als Frau habe ich vielleicht nicht so viel Kraft wie meine Kollegen. Aber dafür habe ich Köpfchen“, unterstreicht Kathrin. Und man könne sich vieles antrainieren. Die meiste Angst habe sie davor gehabt, handwerklich nicht mithalten zu können, aber das habe sie schnell aufgeholt. Die körperliche Fitness habe sich sich in kurzer Zeit enorm gesteigert.

„Das Wichtigste ist, Spaß am Beruf zu haben und sich ein unbändiges Interesse dafür zu erhalten“, bekräftigt sie. Deshalb rät Kathrin auch anderen Frauen: „Lasst euch nicht von Vorurteilen abschrecken! Interessiert euch fürs Handwerk, probiert es aus, schnuppert in die Betriebe hinein und geht euren Weg!“