Jubiläum
SPD-Kreisverband Schwandorf blickt auf 50 Jahre zurück

01.11.2022 | Stand 15.09.2023, 3:05 Uhr |
Ralf Gohlke
Die Akteure der Jubiläumsveranstaltung: Franz Schindler, Peter Wein, Hans Schuierer, Volker Liedtke, Marianne Schieder, Julia Zeidler und Martin Bauer (v. l.) − Foto: Ralf Gohlke

Die gut besetzte Spitalkirche bot am vergangenen Samstag einen würdigen Rahmen zur Jubiläumsveranstaltung „50 Jahre SPD-Politik im Landkreis Schwandorf“.

Kreisvorsitzender Peter Wein erinnerte an den ersten Urnengang des 1972 neu gegründeten Landkreises Schwandorf. Er räumte ein, diese Wahl sei sehr von Männern dominiert gewesen und dass sich nur zwei Kandidatinnen auf der Liste fanden. Sozialdemokrat Hans Schuierer, seinerzeit Landrat in Burglengenfeld, habe sich durchgesetzt. „Der Rest der Geschichte ist bekannt“, so Wein.

Als die größten Herausforderungen nannte er den Aufbau einer funktionierenden Verwaltung und die Probleme beim Braunkohlebergbau in Wackersdorf und der Niedergang des Stahlwerks Maxhütte. Ein besonderes Kapitel sei der Widerstand gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage (WAA) Wackersdorf gewesen.

Mit neuem Elan und Energie habe schließlich Volker Liedtke 1996 das Amt des Landrates übernommen und das Klima der Offenheit und Toleranz mit viel Engagement weitergeführt. Er habe unter anderem mit der Wirtschaftsförderung für krisensichere und ökologisch wertvolle Arbeitsplätze gesorgt. Der Tourismus war ihm ebenfalls ein Anliegen. Von der SPD sei in 42 Jahren viel gesät worden, so der Kreisvorsitzende, was heute von anderen geerntet werde. Wein erwähnte auch die Arbeit in den damals noch zahlreichen Ortsvereinen sowie der SPD-Bürgermeister und Gemeinderäte, die er namentlich auflistete. „Die SPD im Landkreis – das sind wir alle gewesen“, betonte der SPD-Chef.

Ökologisch wertvolle Jobs

Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder unterstrich, dass die SPD den Landkreis wie keine andere Partei geprägt habe. Sie kritisierte die offizielle Jubiläumsveranstaltung des Landkreises, bei der das Lebenswerk von Hans Schuierer und Volker Liedtke nur in Nebensätzen erwähnt worden sei. Bei der Gebietsreform sei sie gerade einmal zehn Jahre gewesen, meinte Schieder. Der Norden habe Bedenken gegenüber dem starken Süden gehegt und sogar den Anschluss nach Neustadt-Waldnaab erwogen.

In Schwandorf sei man aber von Beginn an bestrebt gewesen, dass alle Gemeinden zu ihrem Recht kämen. Sie nannte als Beispiel fünf Gymnasien, ein Berufsschulzentrum mit drei Außenstellen und eine Außenstelle des Landratsamtes in Oberviechtach.

Sie stellte heraus, dass der soziale Aspekt immer eine herausragende Rolle gespielt habe. Auch wenn seit 2014 die SPD nicht mehr die Führung im Landkreis inne habe, seien nach wie vor Beiträge geleistet worden, die Städte und Gemeinden voran zu bringen.

„Ich war damals 18 und ein langzotteliger Juso“, gestand Franz Schindler. Das habe den Eintritt in die SPD nicht unbedingt erleichtert. Allerdings habe eine deutliche Mehrheit geherrscht, auch durch starke Gewerkschaften, die Arbeiterwohlfahrt und den VDK. In den Ortsvereinen sei es zugegangen wie in einer Familie. Schindler konnte sich auch noch gut an einige „starke Frauencharaktere" erinnern. Bayern sei dagegen „tief schwarz“ gewesen und seitens der Regierung der Oberpfalz habe man vieles unternommen, was dem Landkreis Schwandorf die Arbeit erschwert habe. „Mit all unseren Problemen wurden wir alleingelassen“, sagte er.

Mit Blick auf die aktuelle Situation meinte Schindler, es sei wohl das Schicksal der SPD, immer gerade dann dran zu sein, wenn es schwierig werde. Er schloss mit Blick auf die Probleme im Landkreis, für deren Lösung um jede Mehrheit gerungen werde musste.

Der Journalist und Kreisrat Michael Hitzek eröffnete schließlich ein Podiumsgespräch mit Hans Schuierer und Volker Liedtke. Im Ergebnis einer Umfrage sei Hans Schuierer als Erkennungsmerkmal für die Oberpfalz genannt worden.

Seine schwerste Aufgabe sei es gewesen, eine funktionierende Verwaltung aufzubauen, gestand der Altlandrat. Weitere Fragen betrafen die Wirtschaftsförderung und die WAA.

Um jede Mehrheit gerungen

Liedtke gestand, dass er eine wesentlich bessere Ausgangsbasis gehabt habe. Seine Themenbereiche bezogen sich auf den Tourismus, aber auch die Problematik der kreiseigenen Krankenhäuser und deren Schließung. Von beiden verurteilt wurde, dass das JUZ in Burglengenfeld dicht gemacht werden soll. Ein Schlusswort sprachen die Kandidaten Julia Zeidler, die sich 2023 um ein Mandat für den Landtag bewirbt, und Martin Bauer, der nächstes Jahr in den Bezirkstag einziehen möchte. Für den musikalischen Rahmen sorgte das Trio Doublemalt aus Burglengenfeld mit Antikriegs- und Protestsongs.

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