Fussball
Speckner ist „Schiri des Jahres“

Der Rundinger Drittliga-Schiedsrichter bleibt das Aushängeschild der Chamer Schiedsrichter. Sein Weg führt weiter nach oben.

24.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:41 Uhr
Karl-Heinz Späth
Martin Speckner (hier links als Schiedsrichter mit Dynamo Dresdens Torhüter Kevin Broll) entwickelt sich gut weiter. −Foto: Germann/ Eibner-Pressefoto/Eibner-Pressefoto

Aus dem Winterschlaf erwacht, mussten die Chamer Fußballschiedsrichter ihre Versammlung wegen des Lockdowns online abhalten. Da fast 70 Teilnehmer zugeschaltet waren, zeigt, dass die Freude immer noch da ist, auch wenn der Ball derzeit nicht rollen darf.

Obmann Karl-Heinz Späth gab einen kurzen Rückblick auf das fußballerisch verkorkste Jahr 2020. Trotz aller Widrigkeiten lief bei 1192 Spielen ein Chamer Schiri auf. Die Quote der anrechenbaren Unparteiischen liegt bei etwa zwei Drittel. Die jährlichen Ehrungen werden nachgeholt, wenn es die Lage wieder zulässt. Doch wenig überraschend war die Wahl von Martin Speckner zum Schiri des Jahres. Die Auszeichnung zum aktivsten Schiri des letzten Jahres wird Marco Gruber (FC Bad Kötzting) erhalten.

Bezirksvorsitzender Thomas Graml (Raigering) war ebenso dabei und berichtete von den Aktivitäten im Bayerischen Fußball-Verband. Graml dankte den Unparteiischen für ihre Geduld in den vergangenen fünf Monaten. „Die Fußballer in der Oberpfalz wünschen sich zurzeit nichts anderes, als dass sie wieder gegen den Fußball treten dürfen.“ Wann dies jedoch sein wird, steht „in den Sternen“. Der BFV hofft immer noch, einen geordneten Spielbetrieb für die noch ausstehenden Spiele „hinzukriegen“, und glaubt aber trotz der besorgniserregenden Inzidenzzahlen auf einen sportlichen Abschluss der Saison aus 2019.

„Sobald die Politik die Freigabe erteilt, soll es wieder losgehen. Modelle für den Abschluss der Spielzeit gibt es. „Wir liegen immer noch im Zeitfenster, ein zweiter Re-Start wäre immer noch möglich“, so Graml. „Sollte es doch zu Saisonabbruch kommen müssen, wird bis zum letztmöglichen Zeitpunkt abgewartet, alles andere wäre verfrüht“, so Graml.

Einblicke in Profibereich

Gespannt warteten die Chamer Schiris auf die Ausführungen ihres Topmannes. Martin Speckner hat in dieser Saison in der 3. Liga bereits neun Partien geleitet, von Verl bis Unterhaching war alles dabei. In der 2. Bundesliga war er fünf Mal an der Linie bzw. als 4. Offizieller eingesetzt. Sogar internationale Erfahrung konnte der Chamer Topmann sammeln, denn bei den U 18 Länderspielen zwischen Deutschland und Dänemark in Leipzig war er einmal der Hauptschiedsrichter und beim zweiten Aufeinandertreffen beider Mannschaften als 4. Offizieller eingesetzt. Dazwischen war ein Testspiel beim Jahn in Regensburg.

Wegen der Pandemie wird er getestet und nochmals getestet, meist in Regensburg oder Nürnberg. Da die Teams der Unparteiischen meist alleine anreisen wurde die Verbandsneutralität ausgesetzt. Spiele im bayerischen Bereich waren dadurch möglich. Zudem hat der DFB sogenannte „Backup-SR“ aus der näheren Umgebung des Spielortes vorgesehen, die kurzfristig einspringen können, wenn jemand ausfällt.

2011:2012:2013:2016:2018:2020:
Förder-SR in BezirksligaAufstieg in BezirksoberligaAufstieg in LandesligaAufstieg in Bayernliga und Schiedsrichter der B-Jugend BundesligaAufstieg in Regionalliga Bayern und Schiedsrichter der A-Jugend BundesligaNominierung für die 3. Liga

Schon etwa zehn Tage vor den vorgesehenen Match erhält der Rundinger eine Einteilung, allerdings ohne den Spielort zu kennen. Ein paar Tage vor dem Spiel kommt dann die genaue Zuteilung. Dann heißt es für ihn, die Reise zu organisieren. Nach dem Corona-Test wird die Reise mit dem Pkw, dem Zug oder gar per Flieger über den DFB fix gemacht. Bei weiter entfernten Spielorten erfolgt die Anreise tags zuvor mit einer Übernachtung vor Ort.

Bevor er aber selbst loslegen konnte, war er Teilnehmer am DFB-Sommertrainingslager in Grassau am Chiemsee. In fünf Tagen wurden täglich mit allen deutschen Bundesliga-Schiris und Assistenten zwei Trainingseinheiten absolviert und zwei Einheiten Theorie anhand von Videoszenen standen auf dem Plan. Zur Regeneration waren Physiotherapeuten und Sportärzte vor Ort. Begleitet wird der Rundinger in seinen Spielen in Liga von den Oberfanken Christopher Schwarzmann (Bamberg) und Johannes Hamper (Kulmbach).

Nach dem Spiel wird zusammen mit einem Beobachter und dem Coach die Leitung des Spiels und auch das Team analysiert. Zur besseren Verständigung sind Fernsehbilder zur Verfügung. Erst im Anschluss an die Analyse kann die Heimfahrt angetreten werden. Wie klein doch die Welt scheint, zeigt das von Speckner angeführte Kuriosum. Bei seinem Einsatz in Mannheim gegen Magdeburg traf er den aus Chammünster stammenden Spieler Korbinian Burger, der derzeit in Magdeburg kickt.

Panne mit Corona-Test

Hektisch wurde es für Speckner, als er zu einem Einsatz nach Düsseldorf beordert wurde. Ein Anruf erreichte ihn im Zug bei Würzburg, dass nämlich sein Corona-Test nicht mehr auffindbar war. Flugs war er abgesetzt und musste mit dem nächsten Zug wieder zurück nach Nürnberg und von dort mit dem Pkw wieder nach Hause. Speckners Resümee fällt durchwegs positiv aus, „alles in bester Ordnung“, wie er selber sagt. Schon allein die Anzahl der Einsätze lässt schließen, dass seine Leistung stimmt. Die Bewertungen der Beobachter und der Coaches unterstreichen dies, denn Notenpunkte im guten Durchschnitt lassen auf baldige weitere Einsätze schließen.

Der nächste Lehrabend findet am 16. April wahrscheinlich wiederum digital statt. (csz)