Denkmalschutz
St. Georg entfaltet seine Schönheit neu

Die Sanierung der ehemaligen Klosterkirche in Prüfening geht voran: Der Bau ist gesichert. Die Fresken erhalten neuen Glanz.

31.10.2015 | Stand 16.09.2023, 6:55 Uhr
Arbeiten in luftiger Höhe: Auch im Bereich der barocken Malereien von Johann Gebhard wurden Risse ausgespritzt und Löcher geschlossen. −Foto: altrofoto.de

Vor der Westfront der Kirche St. Georg auf dem Gelände von Schloss Prüfening ist normalerweise Schluss. Kein Zutritt! Seit 2013 wird die ehemalige Klosterkirche in unmittelbarer Nachbarschaft der Montessorischule saniert und ist für den Publikumsverkehr gesperrt. Nur einige wenige gehen durch das Portal der barocken Westfassade ein und aus: Bauarbeiter, Restaurateure... – und an diesem Tag Kirchenpfleger Dr. Michael Laßleben, Hausherr Pfarrer Thomas Mayer von St. Bonifaz/St. Georg und vom Staatlichen Bauamt, das die Sanierung durchführt, Behördenleiter Hans Weber und Abteilungsleiter Bauoberrat Christian Brunner.

Ein paar Meter weiter öffnet sich der Blick in die legendäre Kirche St. Georg mit ihren herrlichen Deckengemälden von Johann Gebhard aus dem 18. Jahrhundert und den fast vollständig mit romanischen Fresken versehenen Nebenchören und dem Presbyterium. Welche Pracht! Man versteht sofort, warum Pfarrer Mayer fast jede Woche Anfragen bekommt, wann die Kirche wieder für Hochzeiten zu haben ist. Doch noch geraume Zeit muss anderswo geheiratet werden. 2017 wird die die mehr als drei Millionen Euro Sanierung abgeschlossen, ist sich Hans Weber sicher. „In jedem Fall werden wir Weihnachten 2017 in St. Georg feiern!“, sagt Mayer.

Der Kran kommt bald weg

Der Geistliche freut sich über die Baufortschritte und ist besonders dem Sanierungsteam rund um Hans Weber vom Staatlichen Baumamt dankbar für sein Engagement und die Behutsamkeit, mit der der Kirchenschatz instand gesetzt wird. Auch der Behördenleiter selbst und sein Abteilungsleiter Brunner sind zufrieden. „Von der grundsätzlichen Organisation her ging es ja nicht nur um die Fresken, sondern auch um Substanzsicherung“, betont Weber. Die Statik hatte oberste Priorität. Es mussten im Vierungsbereich und im Bereich der Gewölbe alle Auflagerungen im Mauerwerk kontrolliert und gesichert werden. Inzwischen ist viel geschafft. Schon bald wird ein Großteil des Außengerüsts verschwinden, zum Beispiel im Süden zur Montessorischule hin. Auch der Kran wird noch im Herbst abgebaut.

Die Arbeiten an den Glockentürmen und der Außenfassade sind ebenfalls fast abgeschlossen. Die Turmkreuze und die Turmuhr wurden mit finanzieller Hilfe der Kirchenstiftung St. Bonifaz/St. Georg neu vergoldet. Auch die Natursteinarbeiten an den Außenmauern sind schon fast vollendet.

Im Kircheninneren wird emsig an der Reinigung und Sicherung der romanischen Fresken gearbeitet. Nach noch unbekannten Malereien gesucht wird dabei nicht. „Es geht nicht darum, noch weitere romanische Malschichten zufinden, sondern um Sicherung und Konsolidierung“, sagt Weber. Dahinter steckt auch die Erfahrung, dass die Aufdeckung manchmal mehr Schaden als Nutzen bringt. „Die Freilegungen im großen Stil im 19. und 20. Jahrhundert hat zu Neufassungen geführt, deshalb haben wir im Presbyterium eine geschlossene Bemalung im Gegensatz zu den Seitenabsiden.“ Sinnvoll und dem historischen Bestand gegenüber verantwortungsbewusst war die damalige Übermalung und Ergänzung der romanischen Malereien nicht, sind sich Kunsthistoriker heute einig.

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„Die Belastung der Malereien durch Schimmelpilze und Bakterien ist groß“, sagt Martina Oeter. „Wenn zu viel Feuchtigkeit reingeht, wird die Putzsubstanz zerstört. Es gibt Hohlstellen, zum Beispiel wo Wasser aus dem Dach durchgedrungen ist“, zählt sie die Probleme auf. Kleine schadhafte Stellen werden mit Spezialmörtel hinterfüllt und Risse ausgespritzt, um die bemalene Putzschicht zu erhalten.

Aufgedeckte Geheimnisse

Restauratorin Susanne Bosch reinigt sorgfältig Millimeter um Millimeter eines Gruppenbildes im Gewölbe des nördlichen Nebenchors. Wo das Grau verschwindet, erscheinen die Farben deutlicher, strahlender – und plötzlich erscheinen Details. „Jetzt sieht man wieder, dass das Lammfell des Johannes in drei Farben gezeichnet ist“, zeigt Bosch an dem Gemälde. An anderer Stelle sind nun Juwelen auf dem Mantel der Figur und damit die Stellung der Person deutlich erkennbar: Es ist ein König! „Vor der Reinigung hat man eine Person der Figurengruppe überhaupt nicht wahrgenommen“, sagt Bosch. Was nur als Fleck erschien, ist nun deutlich ein Gesicht. Geheimnisse werden so offenbart.