Projekt
Stadt Regensburg stoppt Schwarzbau

Die Behörden ließen Arbeiten am Wohnkomplex am Ziegetsberg einstellen. Eine Genehmigung liegt dem Bauherrn noch nicht vor.

24.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:30 Uhr
Walter Schießl

Die steile Böschung muss gesichert werden, sagen das Bauordnungsamt und der betroffene Nachbar.Foto: Schießl

Eine Baustelle, die eigentlich noch gar keine sein dürfte, sorgt für viel Gesprächsstoff auf dem Ziegetsberg. Denn dort waren vor gut vier Wochen Bauarbeiter angerückt, die am Anwesen Augsburger Straße 39 mit erheblichen Umbaumaßnahmen in Haus und Garten begannen. Ende vergangener Woche sind die fleißigen Männer wieder abgerückt. Der Grund: Die Stadt Regensburg hat einen Baustopp erlassen, denn für die Arbeiten hat der Bauherr bis heute noch keine Genehmigung in Händen. Offenbar wollte der Mann, der das Areal 2015 gekauft hatte, nicht warten, bis das Städtische Bauamt über sein Vorhaben, das viel Fragen aufwirft, befindet.

Das viergeschossige Mietshaus, das bislang 14 Wohneinheiten zählte und auf 19 „wachsen“ soll, war auf dem 2000 Quadratmeter großen Gelände einer Gärtnerei in den sechziger Jahren von einem Regensburger Architekten errichtet und verwaltet worden. Bald zog die Sparkasse in einen eingeschossigen Anbau an der Ostseite des Gebäudes ein. An der Südseite des Hauses ließ der Architekt im Tiefparterre einen weiteren Anbau für ein Geschäft errichten, das aber lange Jahre leer stand. Denn der Zugang zum knapp 200 Quadratmeter großen Raum erfolgte über eine der Haustüren des Mietshauses, Schaufenster gab es in dem Kellergebäue keine. Erst in 90-er Jahren mietete sich die Lebensmittelkette Norma eine kurze Zeit dort ein.

Nachbarn sorgten sich

Der Sohn des 2007 verstorbenen Architekten verkaufte das Areal, zu dem an der darüberliegenden Watzlikstraße noch ein Doppelhaus gehört, zum Jahresende 2015 an eine Regensburger GmbH. Ansprechpartnerin sei nun eine Hausverwaltung mit Sitz in Regensburg-Prüfening, wurde den Mietern mitgeteilt. Mit dem Verkauf änderte sich einiges für die Bewohner. Einige der Wohnungen wurden nicht mehr vermietet, weil – so die Hausverwaltung – erst einmal Modernisierungen getätigt werden müssten. Eine über 80-jährige Rentnerin, die seit 1971 im Haus lebt, sagte, man habe sie brieflich wissen lassen, sie solle sich eine andere Wohnung suchen, könne aber nach der Sanierung, wenn sie wolle, wieder einziehen.

Vor vier Wochen kam es noch schlimmer.Tagtäglich rückten Bauarbeiter an, sie begannen zunächst mit der Rodung des seit langem nicht mehr gepflegten Gartens und dem Fällen von drei über zehn Meter hohen Baumriesen, ehe mittels Raupen massive Erdarbeiten verrichtet wurden.Zugleich wurden in den beiden Anbauten Fenstern und Mauern herausgebrochen, neue errichtet, um dort fast bis zur Grundstücksgrenze fünf zusätzliche Wohnungen einzubauen. Ein etwa drei Meter breites Stück zwischen dem alten Geschäftsanbau und dem Nachbargrundstück wurde bis zu einer Tiefe von vier Metern abgegraben, zu einem anderen Nachbarn wurde ebenfalls der Hang fast senkrecht beseitigt.

„Wir wollten vor der Regenzeit schon ziemlich weit sein!“Immobilienkaufmann Bernhard LaberPläne von den Änderungen hat bislang keiner der Nachbarn zu Gesicht bekommen. Ein Ehepaar, das in der Watzlikstraße wohnt und dessen Grundstück an das Areal angrenzt, und weitere Anwohner erkundigten sich beim Bauordnungsamt, was denn an ihren Grundstücksgrenzen vor sich gehe. Die Nachbarn kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, als ihnen mitgeteilt wurde, für das Vorhaben sei zwar kürzlich ein Bauantrag bei der Stadt eingereicht worden, eine Genehmigung aber noch nicht vorhanden. Die Anträge würden gemäß ihrem Eingang vom Bauordnungsamt behandelt. Das Bauordnungsamt schickte sogleich einen Kontrolleur an den Ort des Geschehens, der sofort den Baustopp anordnete und den Bauherrn darauf hinwies, dass die schräg abfallenden Flächen umgehend mit den richtigen Maßnahmen zu sichern seien. „Bei starkem Regen sackt das alles schnell nach unten“, sagt der Nachbar. Allesamt sind im Übrigen nicht gegen Wohnbebauung, aber – so sagen sie unisono – sie soll nach den vorgegebenen baulichen Regeln entstehen.

Das Areal hatte 2015 der Architekt Georg Köpl, der viele Sanierungsprojekte gemacht hat, Mitinhaber des Sorat-Hotels ist und dem der Landshuter Hof gehört, gekauft. Am Eingangsschild seines Büros in der Innenstadt stehen die Namen von 14 verschiedenen Firmen, an denen er beteiligt ist. Darunter befindet sich auch „Projekt A-39“. Das stehe für die Augsburger Straße 39, sagte Köpl zu unserem Medienhaus. Er gehe davon aus, dass die bauvorbereiteten Arbeiten zu weit gegangen seien und das Bauordnungsamt natürlich richtig entscheide.

Wer trägt die Schuld?

Dies räumte gestern gegenüber unserem Medienhaus auch Bernhard Laber, ein Immobilienkaufmann aus München, ein. Er sagte, er habe das Objekt Augsburger Straße 39 unlängst von Georg Köpl übernommen. Eigentlich hatten beide vorgehabt, die Sanierung gemeinsam durchzuführen, doch jetzt sei er alleine am Zug. Er werde das Haus sanieren, dann wieder vermieten und auch behalten. Bei der Durchführung der Arbeiten sei die Baufirma etwas zu weit gegangen, sagte er. Mit den Worten, „wir wollten vor der Regenzeit im Herbst halt schon ziemlich weit sein“, begründete Bernhard Laber die vorab gestarteten Bauarbeiten. Vor Ort gewesen sei er schon lange nicht mehr. Karl Schmid, der Chef des Bauunternehmens aus dem Landkreis Kelheim, sagte, seine Arbeiter seien davon ausgegangen, dass man im Bestand des Altbaus viel machen könne. Dass ein Bauantrag für die Nutzungsänderung bei der Stadt vorliege, habe man schlichtweg übersehen.

Beim Bauordnungsamt ging der Bauantrag Ende Juli ein. „Zwei bis drei Monate dauert es in der Regel, bis ein Bauantrag bei uns genehmigt ist“, sagte die Leiterin der Stadt-Pressestelle,Juliane von Roenne-Styra. Wenn man darauf nicht warten wolle, komme es natürlich zu Problemen. Das Bauordnungsamt stelle im Jahr etwa 15 bis 20 Bauten ein. Geahndet würden begangene Vergehen mit Bußgeldern, die sich bis in den vierstelligen Bereich bewegen. Auch für das Fällen der Bäume von März bis Oktober sei eine Bußgeldzahlung zu erwarten. Das Bauordnungsamt werde nun den Fall genau überprüfen und dann die Höhe des Bußgeldes festlegen, sagte Juliane von Roenne-Styra. Das werde einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen.

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