Konzept von Oberpfälzer Bezirksfeuerwehr
Städte planen „Leuchttürme“ für Stromkollaps in Bayern

19.10.2022 | Stand 19.10.2022, 11:00 Uhr
Die Stadt Nürnberg will beispielsweise die Feuerwehr-Gerätehäuser zu „Leuchttürmen“ machen. −Foto: Krieger-Heindl

Wegen des Risikos eines Zusammenbruchs der Stromversorgung im Freistaat bereiten die Kommunen Notfallkonzepte zur Versorgung der Bevölkerung vor. „Leuchttürme“ sollen dann die Rettung sein.



„Im Falle eines langanhaltenden Stromausfalls ist in erster Linie von Bedeutung, dass der Bevölkerung wohnortnah eine Anlaufstelle zur Verfügung steht, um etwa die Kommunikation im Krisenfall sicherzustellen“, erklärt Michael Siefener vom Innenministerium in München.

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Konzept von Oberpfälzer Bezirksfeuerwehr

Basis für solch ein Krisenszenario sei eine Planungshilfe, die vor mehreren Jahren bereits in derOberpfalzvom Bezirksfeuerwehrverband und der Bezirksregierung erarbeitet worden sei. „Zahlreiche Gemeinden haben bereits beziehungsweise treffen aktuell entsprechende Vorbereitungen“, sagt Siefener.

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Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab, haben manche Städte bereits konkrete Konzepte ausgearbeitet, während in anderen Rathäusern Arbeitsgruppen noch tätig sind. Wesentlicher Bestandteil der Vorsorgepapiere ist oftmals die Einrichtung von sogenannten Leuchttürmen an zentralen Stellen der verschiedenen Ortsteile.

Feuerwehr-Gerätehäuser als „Leuchttürme“

Die Stadt Nürnberg will beispielsweise die Feuerwehr-Gerätehäuser zu „Leuchttürmen“ machen. Dort können die Bürgerinnen und Bürger sich dann informieren, Notrufe veranlassen, dringend notwendige Technik wie Beatmungsgeräte aufladen oder sich bei Kälte auch einmal aufwärmen, erläutern die Behörden.

„Leuchttürme“ planen auch andere Städte. Diese sind dabei nicht nur Stromspender, sondern haben noch viel weitergehende Funktionen. Sie seien zentrale Stellen im Stadtgebiet, die den Menschen als Anlaufstellen dienen sollen, erläutert Johannes Viertlböck von derStadt Landshut. „Dort wären unter anderem Erste Hilfe und Informationen zur aktuellen Lage erhältlich.“

InRegensburgbereiten sich verschiedene Ämter, die Berufsfeuerwehr und Hilfsorganisationen auf einen „Blackout“ vor. „Im Gebäude der Hauptfeuerwache und in den vor Ort stationierten Fahrzeugen stehen mehrere Notstromerzeuger für Feuerwehreinsätze und Gerätschaften zur Verfügung“, sagt Stadtsprecherin Juliane von Roenne-Styra.

Notstromgeneratoren für Feuerwehr

Die Feuerwehren sollen im Katastrophenfall mit Notstromgeneratoren eine Minimalversorgung mit Energie sicherstellen. Damit die Einsatzkräfte bei einem Ausfall der normalen Netze kommunizieren können, werden von den Behörden derzeit auch Satellitentelefone angeschafft. Die Städte betonen aber, dass das Risiko eines „Blackouts“ weiterhin als gering erachtet werde.

Notstromaggregate für 24 Stunden

Im Energienotfall geht es darum, insbesondere die sogenannte kritische Infrastruktur mit Strom zu versorgen. Kliniken haben meist eigene Generatoren, die bei einem Netzausfall erst einmal einspringen. Ähnliches gelte für Sicherheitsbehörden und die Betriebe der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, damit diese mit Notstromaggregaten handlungsfähig blieben, erklärt Michael Siefener vom Innenministerium in München. „In der Regel ist dies für einen Zeitraum von mindestens 24 Stunden über entsprechende Treibstoffvorräte gesichert“, sagt er.

DieStadt Münchenweist darauf hin, dass auch Altenheime oder andere Pflegeeinrichtungen in diese Kategorie fielen. „Sie werden deshalb im Falle eines Blackouts im Rahmen von Notfallplänen vorrangig mit Energie versorgt“, erklärt Matthias Kristlbauer vom Presseamt der Landeshauptstadt.

Netzbetreiber raten von Heizlüftern ab

Er sagt, dass eine Überlastung des Stromnetzes im kommenden Winter „grundsätzlich denkbar“ sei. Denn manche Bürger könnten sich wegen der Gaskrise überlegen, die Wohnung mit elektrischen Alternativen wie Heizlüftern warm zu bekommen. „Dies ist aufgrund der Strompreise aber nicht nur die teurere Heizvariante, sondern sie birgt auch die Gefahr, dass es wegen Überlastungen zu Stromausfällen kommen kann“, warnt Kristlbauer. Netzbetreiber wie die Münchner Stadtwerke rieten daher von der Nutzung von zusätzlichen Elektroheizungen ab.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz hatte bereits vor der Gaskrise und auch schon vor Corona darauf hingewiesen, dass Menschen bei sich daheimNotreserven anlegensollten. Entsprechende Informationen wurden bereits vor Jahren veröffentlicht. Bei einem „Blackout“ blieben Supermärkte und Tankstellen geschlossen, warnt die Behörde. „Auch Kühlschrank und Gefrierfach fallen aus und je nach regionalen Voraussetzungen kommt auch kein Trinkwasser mehr aus dem Wasserhahn.“

− dpa