Geschichte
Stele erinnert an die Verfolgung

Die Stadt schuf eine Gedenkstätte für Zeugen Jehovas, die vom NS-Regime verfolgt wurden.

28.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:24 Uhr
Tino Lex
Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer erinnerte zusammen mit Hans Simon Pelander und einem Vertreter der Zeugen Jehovas an die Leiden, die diese Opfergruppe erdulden musste. −Foto: Tino Lex RSSV

Die Zeugen Jehovas wurden im Dritten Reich durch das Naziregime verfolgt und mussten schlimme Gräueltaten erleiden. Sie waren es, die sich dem Diktator Hitler früh entgegenstellten, den Kriegsdienst ebenso verweigerten wie den Hitlergruß. Das totalitäre System duldete dies natürlich nicht.

Am Welttag des Gedenkens an den Holocaust (27. Januar) wurde jetzt auf dem Georgenplatz gegenüber dem Museum der Bayerischen Geschichte eine Stele enthüllt, die in Deutsch und Englisch auf dieses Unrecht hinweist. Wie die Oberbürgermeisterin in ihrer Ansprache betonte, sei die Gemeinde der Zeugen Jehovas in Regensburg gezwungen gewesen, sich in kleinen Gruppen geheim zu treffen. Gerade am Georgenplatz organisierten die Zeugen Jehovas bereits ab 1933 Widerstand aus christlicher Überzeugung gegen das NS Regime. Die Gläubigen versteckten verbotene Literatur, beteiligten sich an Protestaktionen und trafen sich regelmäßig zu Hausgottesdiensten. „21 Zeugen Jehovas wurden in Regensburg verfolgt, drei verloren ihr Leben“, zitierte Maltz-Schwarzfischer einen Teil der Inschrift der Stele.

Zwei Männer werden in der Inschrift auf der Stele besonders hervorgehoben. Der eine ist Heinrich Lutterbach, der am Georgenplatz wohnte. Der Berufsmusiker am Stadttheater leitete eine von drei gewaltfreien Widerstandsgruppen und verweigerte den Wehrdienst. Er wurde 1936 verurteilt und musste im KZ Gusen zur Belustigung der SS im Lagerorchester Geige spielen. Er überlebte nach nahezu neun Jahren Haft.

Der 36-jährige Albin Relewicz aus Bochum verweigerte die Teilnahme an einer Luftschutzübung und wurde deshalb zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Die Nazis inhaftierten ihn in der Anstalt Karthaus Prüll, wo er 1945 starb. „Die Psychiatrisierung war ein Mittel des NS Regimes, um unliebsame Gegner aus dem Weg zu räumen“, erklärte Hans Simon Pelander, der sich mit diesem Thema wissenschaftlich auseinandersetzt. (xtl)