Wirtschaft
Südstärke in Sünching feierte Jubiläum

Minister Brunner lobte den Willen, sich immer wieder neu aufzustellen. Heuer investiert die Firma über sieben Millionen Euro.

07.07.2016 | Stand 16.09.2023, 6:50 Uhr
Gabriele Thomann
Minister Helmut Brunner hielt die Festansprache beim Jubiläum der Südstärke in Sünching. −Foto: Thomann

Geschäftsführer Josef Königbauer gab einen kurzen Einblick in die Unternehmensstruktur. 100 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete das Unternehmen im letzten Jahr und setzt seine Erzeugnisse in 60 Länder ab. Kartoffelkönigin Marina Heigl verlieh dem Fest royalen Glanz.

Bürgermeister Robert Spindler sprach von „Unserer Stärkefabrik“, die das Ortsbild von Sünching prägt. Die „Fabrik“ gebe 110 Menschen Arbeit und Lohn, den Bauern eine sichere Abnahmequelle und trage – unabhängig von der Steuerkraft – auch zur Weiterentwicklung des Orts bei.

Interessante Einblicke in die Firmengeschichte gewährte der Sünchinger Werkleiter Helmut Prebeck. 1916 entstand der Ursprungsbetrieb als Gemüsetrockunungsanlage unter dem Namen „Bayerische Trocknungs- und Kraftfutterwerke Regensburg“. 1919 wurde eine Kartoffelflockenfabrik errichtet, die ab 1923 als Bayerische Nährmittelwerke Sünching AG firmierte. Mitte der 20er-Jahre verschlechterten sich die wirtschaftlichen Bedingungen, 1925 kam die Produktion im Zuge der steigenden Inflation zum Erliegen. Im folgenden Jahrzehnt wechselten die Anlagen mehrfach die Nutzung und den Besitzer. Aufgrund der großen Kartoffelernte 1937 wurde mit der Wiedererrichtung der Flockenfabrik unter dem Namen „Kartoffelverwertung Bayerischer Landkaufleute München, Werk Sünching“ begonnen. Zur gleichen Zeit wurde das heutige Mutterhaus in Schrobenhausen gegründet. In der Zeit von 1938 bis Kriegsende 1945 produzierte man unter den Bedingungen der Kriegswirtschaft. Nach Kriegsende war die Verarbeitung von Kartoffeln verboten, um die Versorgung der Bevölkerung und der Flüchtlinge zu sichern. Nach Wirrungen und einem Großbrand konnte 1948 nach dem Wiederaufbau mit der Flockenproduktion erneut begonnen werden. 1949 wurde der Firmenname in „Sünchinger Stärkeindustrie GmbH“ umgewandelt.

Viel gebaut und umstrukturiert

Es wurde viel gebaut, manchmal auch etwas unstrukturiert. Die liberalisierte Weltpolitik sowie subventionierte Importe untergruben den deutschen Stärkemarkt, sodass 1952 schließlich Konkurs angemeldet werden musste. Daraus ersteigerte 1952 die Baywa die Anlage zusammen mit der Bayerischen Staatsbank. 1955 wurde die Baywa München Alleingesellschafter. Alte Verträge wurden gekündigt, die Basis zum Neuaufbau eines gesunden Vertragsanbaus wurde gebildet. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurde viel gebaut, verändert und verbessert. Es wurde stets in neue Technologien investiert. Eine neue EWG-Stärkeregelung 1967 verschärfte die Geschäftslage erneut. Die Baywa sah sich nicht in der Lage, die wachsenden Verluste allein aufzufangen. Die Landwirte sollten im Rahmen einer Darlehensaktion beteiligt werden und eine entsprechende Mitbestimmung erhalten. So fand am 25. August 1973 die Gründungsversammlung und Meilensteinlegung für das künftige Geschäft statt. Es wurde wieder kräftig investiert. 1981 wurde von der Sünchinger Stärke und der Kartoffelstärke Schrobenhausen die gemeinsame „Südstärke GmbH“ gegründet. 1990 begann man mit der systematischen Erweiterung der Produktionsanlagen. Dieser Trend hält bis heute kontinuierlich an. 2016 will die Südstärke GmbH rund 7,2 Millionen Euro in drei Projekten in Sünching investieren.

Nach der Ansprache des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Albert Berg wurde der Bayerische Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Helmut Brunner, mit bayerischer Blasmusik aufs Podium begleitet. Er beglückwünschte die Verantwortlichen, die Krisen gemeistert und mutig die Chancen ergriffen hatten, um sich im harten Wettbewerb erfolgreich zu behaupten. Das Unternehmen ist mit 94 Prozent fest in bäuerlicher Hand und der Staatsminister wünschte sich, dass auch in anderen Produktbereichen eine so klare Vermarktungs- und Kommunikationsstrategie gefahren werde könne.

Die bewegte Unternehmensgeschichte zeuge von Rückschlägen und Niederlagen, aber auch von dem unbedingten Willen, sich immer wieder neu aufzustellen. Brunner sprach vom schwierigen Umfeld für die Landwirtschaft, vom Überangebot, schwächelnder Konjunktur und einem hohen Preisdruck. Deshalb ist es für ihn in Zeiten zunehmend volatiler Märkte für Agrargüter immer wichtiger, dass verlässliche Lieferbeziehungen und stabile Vermarktungseinrichtungen wie die Südstärke geschaffen werden.

„Bayern ist ein Kartoffelland“. Das Ziel sei aber nicht die Masse, sondern die Qualität. Die Produkte sollen nicht aus Mitleid, sondern aus Überzeugung gekauft werden. Nach diesen Schlussworten gab es einen großen Applaus für den Bayerischen Staatsminister.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen für alle Festgäste bot sich genügend Gelegenheit, das Sünchinger Werk der Südstärke bei den Betriebsbesichtigungen zu erkunden.

Daten und Fakten

Die Südstärke GmbH verarbeitet mit ihren zwei Produktionsstandorten Sünching und Schrobenhausen rund 600 000 Tonnen Kartoffeln pro Jahr. Vertragsanbauer sind 606 Landwirte allein in Sünching, ca. 1300 für beide Betriebe. Die Südstärke bietet 260 Arbeitsplätze, davon 110 in Sünching. Sie ist ein bedeutender Anbieter von Kartoffelstärke und Derivaten, die in der Nahrungsmittel-, Papier-und Textilindustrie sowie im technischen Einsatz verwendet werden.