Mühlhausen
Sulzbürg hat seinen Frieden mit der Gebietsreform gemacht

29.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:18 Uhr
Hans Peter Gleisenberg
Sulzbürg – hier im Jahr 2021 – war lange ein Streitpunkt der damaligen Gebietsreform. −Foto: Gleisenberg

Als „Landlmetropole“ wollte Sulzbürg den Kernort Mühlhausen zuerst nicht akzeptieren. Heute ist man sich einig, dass die Gebietsreform vor allem Vorteile gebracht hat.

Wie sehr die Gebietsreform von 1972 die Menschen heute noch beschäftigt, zeigte sich auch bei den Bürgerversammlungen 2022 in Mühlhausen. Hier nahm das Thema „50 Jahre Gebietsreform“ einen breiten Raum ein. Bezugnehmend auf die Entwicklung im Landkreis Neumarkt zeigte Bürgermeister Martin Hundsdorfer dabei auf, welch segensreiche Entscheidung für die Menschen im Landkreis und der ganzen Region damals getroffen worden seien. Im Gespräch mit unserer Zeitung blicken der Mühlhausener Rathauschef und Alexander Emmerling aus Sulzbürg, auf die damaligen Ereignisse zurück, die gerade in Sulzbürg als einschneidend wahrgenommen worden seien. Emmerling, der 24 Jahre lang im Gemeinderat vertreten war, erklärt dies vor allem damit, weil die Eingemeindung seines Heimatortes „schon eine Herkulesaufgabe für alle beteiligten war“, und weil man sich als „Landlmetropole“ lange gegen eine Eingemeindung gestemmt habe.

Bereits 1972 habe Mühlhausen die Gemeinden Bachhausen/Körnersdorf und Kruppach mit Rocksdorf und Wettenhofen und 1974 Wappersdorf mit Weihersdorf, Wangen und Greißelbach eingemeindet, berichtet Emmerling. „Einzig Sulzbürg mit dem damaligen Bürgermeister Fritz Stromberger war nicht bereit, Mühlhausen als Kernort der Großgemeinde zu akzeptieren.“

Erst 1976 wurde Sulzbürg in die neue Großgemeinde geführt

Und so konnte der Abschluss der Zusammenführung erst zum 1. Januar 1976 vollzogen werden, mit dem Ergebnis, dass Sulzbürg seinen Marktstatus verloren hatte. Man bemühte sich laut Emmerling zwar bei allen staatlichen Stellen, die hier hätten Einfluss ausüben können, diesen Zustand zu revidieren, war aber letztlich erfolglos.

Dass die Gebietsreform aber eine Stärkung und Steigerung der Leistungsfähigkeit für die neu geschaffene Gemeinde gewesen sei, zeigten die erreichten Erfolge, betont Hundsdorfer. „Die Infrastruktur konnte nachhaltig verbessert werden, da auch eine deutlich höhere Finanzkraft dahinterstand“, verdeutlicht der Rathauschef mit Verweis auf den Aufschwung der Großgemeinde.

„Sicherlich haben wir in Sulzbürg damals auf unsere geschichtliche Vergangenheit gesetzt, aber wenn man es genau nimmt, wären wir ob unserer topografischen Lage gar nicht im Stande gewesen, die für einen Kernort nötigen Gebäulichkeiten zu errichten“, räumt Emmerling ein. Diese Einschätzung bestätigt auch Baptist Kohlmann, der Wirt vom Gasthof zur Linde. Er erinnert sich noch an die hitzigen Diskussionen am Stammtisch in seinem Lokal. „Doch letztlich war der Trend zur Gemeinsamkeit erkennbar, was sich letztlich für alle ausgezahlt hat“, so seine Beobachtung.

Steter Aufschwung durch Städtebauförderung

Unter den Bürgermeistern Florian Weber, Anton Galler und aktuell Martin Hundsdorfer ging es tatsächlich stets bergauf und heute hat sich Mühlhausen zu einer Vorzeigegemeinde im Landkreis entwickelt, wovon auch Sulzbürg im Rahmen der Städtebauförderung nachhaltig profitierte.

Hundsdorfer bestätigt das: „Bei allen Rathauschefs wurde nie kernortbezogen gewertet, und für alle Ortsteile wurde das nötige Geld in die Hand genommen, um dort in den Fortschritt zu investieren. Alle Ortsteile haben vom Kuchen der Weiterentwicklung das ihnen zustehende Stück bekommen.“ Sehe man auf Sulzbürg, so sei vor allem der Schulstandort erwähnenswert. Nach der Schließung der Grundschule habe man hier eine Montessorischule mit Kindergarten geschaffen, die bestens funktionieren.

Auch das Landlmuseum erhielt ein völlig neues Gesicht, man sorgte für den Fortbestand des Skilifts, sanierte ab der Jahrtausendwende im Rahmen der Städtebauförderung viele Gebäude. Die Engelgasse wurde saniert, im Jahr 2001 ein Dorfladen geschaffen und zu guter Letzt ein neues Baugebiet mit neun Parzellen ausgewiesen. Alles Dinge, die Sulzbürg gutgetan haben.

„Großgemeindlich gesehen, darf man sich schon jetzt auf ein weiteres Highlight freuen“, verrät Hundsdorfer. „2023 werden durch die Firma Dehn im Gewerbegebiet Nord 430 heimatnahe Arbeitsplätze geschaffen“, zeigt sich der Rathauschef optimistisch und resümiert: „Wir sind zu einer Gemeinde zusammengewachsen, in der alle an einem Strang ziehen. Und das ist der Schlüssel zur erfolgreichen Arbeit in allen Gremien.“