Unterstützung
THW stockt Team in Ahrweiler auf

Noch immer gibt es in den Flutgebieten viel zu tun. Das THW in Cham hat mehr Helfer geschickt, um vor Ort Kräfte abzustimmen.

09.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:34 Uhr
Bei ihrer Arbeit im Ahrtal bekamen die Helfer des Chamer THW auch einen Überblick über die zerstörerische Gewalt der Natur. −Foto: Michael Paulus

Auch wenn die Medienberichte aus den betroffenen Gebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz weniger werden: Im THW-Ortsverband Cham bestimmt die verheerende Flutkatastrophe nach wie vor das Tagesgeschäft, informiert das THW in einer Pressemitteilung. Nachdem bereits Ende Juli der Fachzug Logistik mit seiner Material-Komponente in Brühl in den Einsatz ging, um dort Einsatzfahrzeuge zu tanken und zu reparieren, entsandte der Chamer Ortsverband im August erneut ein Team nach Bad Neuenahr-Ahrweiler, um die dortigen Kräfte mit einem Erkundungstrupp zu unterstützen.

Die THWler aus der Oberpfalz waren dabei das „mobile Auge“ der Einsatzleitung und kümmerten sich vor allem um eine Lageabschätzung der Einsatzaufträge vor Ort. Erreichte die Führungsstelle ein Hilferuf aus der Bevölkerung, dass beispielsweise ein Bachlauf noch versperrt war und bei erneutem Starkregen zu Problemen führen könnte, oder traten mancherorts erneute Ölverschmutzungen auf, schätztendie Chamer Helfer die Lage vor Ortein und kümmerten sich um eine Lösung durch Fachkräfte des THW oder der Privatwirtschaft.

5000 Informationen über das Flutgebiet in einem Lageplan dokumentiert

Erstmals wurden die gewonnenen Erkenntnisse mit Bild und Koordinate in einer digitalen Lagekarte gesammelt, die als Datei oder Ausdruck neuralgische Informationen für alle Einsatzkräfte oder Firmen bereithielt. Die gesammelten Koordinaten der Chamer THWler umfassten beispielsweise alle Standorte von Großaggregaten, Pumpen oder Lichtmasten, welche anhand der Daten lückenlos von Bundeswehr oder Privatunternehmen betankt werden konnten. Umfangreich und abwechslungsreich waren somit die Erkundungsaufgaben der Helfer: Wasserabgabestellen, Sanitärcontainer für die Bevölkerung, zerstörte Straße und neu errichtete Brücken. Viele Details wurden erkundet und in die Datenbank eingepflegt. Auch der Status der Arbeiten der Ölwehrkontingente der bayerischen Feuerwehren wurde so grafisch dargestellt und ausgewertet, ferner an mehreren Schulen die Unterstützung durch THW-Kräfte abgeschätzt und eingeleitet.

Knapp 5000 Informationen wurden in der Lagekarte gesammelt. „In diesem Umfang sicherlich eine Premiere, aber insgesamt eine deutliche Erleichterung in der Einsatzplanung: gut verfügbar, immer aktuell und organisationsübergreifend abrufbar“, sagt Michael Paulus, Chef der Chamer THW-Truppe. Ermöglicht wurde diese Arbeit durch die umfangreiche Digitalausstattung des Zugtrupps durch den Helferverein.

Eine Fülle an Aufgaben wartete

Auch für erfahrene THWler beeindruckend war die Fülle der Aufgaben für das THW: Brückenbau, Beräumen von Straßen und Bachläufen, Pumparbeiten in Tiefgaragen, Pegelmessung, statische Einschätzungen und Sicherungsarbeiten an Häusern. Nahezu das gesamte Spektrum der Fähigkeiten des Technischen Hilfswerks wird derzeit in den Flutgebieten eingesetzt. Durch die bundeseinheitliche Struktur des THW klappt es dabei problemlos, wenn bayerische THWler erkunden und Einheiten aus Hamburg oder Berlin die Arbeiten ausführen. Ortsbeauftragter Dominik Schmidt erklärt: „ Bei Großeinsätzen wie diesem greift beim THW ein Rädchen ins andere, wir sind es gewohnt, notfalls auch mal weit zu fahren und im In- oder Ausland mit anderen Ortsverbänden zusammenzuarbeiten. Wir halten uns nach wie vor für weitere Anforderungen bereit.“

Durch die Arbeit in der Fläche bekamen die Chamer Helfer einen umfassenden Überblick über die zerstörerische Gewalt der Natur im Ahrtal. Auch wenn Stiefel und Fahrzeuge längst gereinigt und Schlamm oder Staub verschwunden sind, bleibt ein bedrückendes Bild der zerstörten Häuser und Infrastruktur in den Köpfen der Ehrenamtlichen. Weggespülte Eisenbahnbrücken, Straßen, die im Nichts enden, und zahllose Gespräche mit Betroffenen sind erstmal zu verdauen.

Beeindruckt vom Optimismus der Betroffenen

Beeindruckt war das Team von der Zuversicht der Flutgeschädigten: „Der Optimismus und die Dankbarkeit von Familien, die eigentlich alles verloren haben, hat mich überrascht und berührt zugleich!“, so Damian Nowak, der in der Einsatzwoche über 100 Kilometer im Ahrtal zurückgelegt hat. Sicher eine Hilfe sind hier viele Tausende Freiwillige und Hilfskräfte, die aus ganz Deutschland ausrücken und anpacken: Familien opfern ihren Jahresurlaub, Firmen schicken Spenden und Manpower, Hilfsorganisationen mobilisieren Personal und Gerät. Bleibt nur der Dank an die Familien und Arbeitgeber der THW-Helfer, die diesen Einsatz erst ermöglicht haben.