Zoo
Tiergarten Nürnberg hat neue Leitung

Nach 30 Jahren geht Dr. Helmut Mägdefrau in Rente. Sein Nachfolger ist Jörg Beckmann. Er forschte zu Pavianen im Senegal.

30.06.2020 | Stand 16.09.2023, 5:02 Uhr
Der stellvertretende Direktor des Tiergartens der Stadt Nürnberg, Dr. Helmut Mägdefrau, geht in den Ruhestand. Er übergibt den Stab an den Zoologen und Forstwissenschaftler Jörg Beckmann (rechts). −Foto: Nicola Mögel/Tiergarten der Stadt Nürnberg

Am Dienstag ist Dr. Helmut Mägdefrau, der stellvertretende Direktor des Tiergartens der Stadt Nürnberg und zoologischer Leiter, in den Ruhestand gegangen. Jörg Beckmann, bislang sein Stellvertreter als zoologischer Leiter, übernimmt die Aufgabe des Vizedirektors.

Der promovierte Biologe Helmut Mägdefrau war 1991 als Kurator in den Tiergarten Nürnberg gekommen. Seit 2000 ist er stellvertretender Direktor. 2004 übernahm er für einige Monate die kommissarische Leitung des Zoos. Mägdefrau ist 1954 in München geboren, studierte Biologie an der dortigen Ludwig-Maximilians-Universität und schrieb 1990 seine Doktorarbeit über „Die Belastung des menschlichen Körpers beim Sturz ins Seil“. Nach einem Lehrauftrag am Institut für Zoologie der LMU München kam er vor nunmehr fast 30 Jahren an den Tiergarten Nürnberg.

Als wissenschaftlicher Kurator des Tiergartens kümmerte er sich um das Wohlbefinden von fast 300 verschiedenen Tierarten, aber auch um die Vertreter der eigenen Spezies: Tierpfleger, Veterinäre, Handwerker, Gärtner, Politiker, Tierschützer, Zollbeamte, Architekten, Filmemacher, Pressevertreter sowie Besucher stellten höchst unterschiedliche Ansprüche an ihn. Im Rahmen des Ex-situ-Programms (EEP) des Europäischen Zooverbands (EAZA) koordinierte Mägdefrau die europaweite Zucht der Schabrackentapire. Wesentlich von ihm getragene Bauprojekte waren der Bau des Aquaparks, die Generalsanierung des Raubtierhauses, das Mediterraneum, das Manatihaus und die Bartgeier-Voliere.

Mädgdefrau war „Glücksfall“

„Mit unerschütterlicher Beharrlichkeit setzte sich Mägdefrau dafür ein, Tiere nicht zu vermenschlichen“, heißt es in einer Presseerklärung der Stadt Nürnberg. Ihm verdanke es der Tiergarten, dass das Töten von Zootieren zum Verfüttern weitgehend gesellschaftliche Akzeptanz gefunden habe.

„Dr. Helmut Mägdefrau war für unseren Tiergarten ein echter Glücksfall. Mit Professionalität, Fachwissen aber auch mit ganz viel Herzblut hat er sich viele Jahrzehnte um den Tiergarten verdient gemacht. Dafür will ich ihm ganz herzlich danken und wünsche ihm viel Freude im neuen Lebensabschnitt“, sagt Bürgermeister Christian Vogel, dessen Geschäftsbereich zuständig ist für den Tiergarten.

Mägdefrau war das Gesicht des Tiergartens in der Öffentlichkeit. Seine unbestechliche Sachlichkeit auf der Basis enormen Fachwissens machte ihn zu einem Ansprechpartner der Medien weit über die Region hinaus. Er vertrat den Tiergarten sowohl in der „Flocke-Zeit“ als auch bei anderen kritischen Themen wie dem „Fall Marius“ (einer getöteten Giraffe im Zoo Kopenhagen). Der Zoologe hat den Tiergarten fachlich gelenkt und menschlich geprägt und geht unter hoher Anerkennung aller Mitarbeitenden in den Ruhestand.

Sein Nachfolger, Jörg Beckmann, übernimmt am 1. Juli die Funktion des stellvertretenden Tiergartendirektors in Nürnberg. Der 1982 in Niedersachsen geborene und aufgewachsene Biologe und Forstwissenschaftler kam im September 2019 als Mägdefraus Stellvertreter in der zoologischen Leitung und als Kurator für Botanik und Landschaftsgestaltung in den Tiergarten Nürnberg. Beckmann hat den fränkischen Zoo erstmalig bei einer Tagung des Verbands der Zoologischen Gärten (VDZ) 2012 kennengelernt. Bereits damals begeisterten ihn die Weitläufigkeit und die Landschaft des Tiergartens wie auch der einmalige Tierbestand. Beckmann schätzt in Nürnberg die fränkische Küche und die historische Altstadt und freut sich sehr über die herzliche Aufnahme in Franken.

Arbeit mit Guinea-Pavianen

Der neue Vizedirektor studierte in Göttingen Forstwissenschaften und Waldökologie als Bachelorstudiengang und schloss mit einem Master in Biodiversität und Ökologie ab. Als Wildbiologe arbeitete er in mehreren Rothirschprojekten in Schleswig-Holstein und in Grafenwöhr und auch mit Guinea-Pavianen bei einem Feldforschungsprojekt im Senegal. 2011 begann Beckmann als Volontärassistent im Opel-Zoo in Kronberg im Taunus. Dort war er bis zu seinem Wechsel nach Nürnberg als Zoo-Inspektor und später als Kurator tätig.

Jörg Beckmann ist Mitglied in der Fachgruppe für Tapire und Schweineartige des Europäischen Zooverbands (Taxon Advisory Group der EAZA). Außerdem koordiniert er die Ex-situ Programme der europäischen Zoos (EEP) zur Zucht von Hirschebern und von Schabrackentapiren. Im Tiergarten ist er als neuer stellvertretender Direktor und als biologischer Leiter für das Management der Tiere und Pflanzen zuständig und Ansprechpartner für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tiergartens.