Menschen
Trauer um Paul Mai

Der bekannte Priester ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Ein Nachruf von Stadtheimatpfleger Werner Chrobak.

03.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:38 Uhr
Paul Mai starb am 30. Mai in Regensburg. −Foto: Werner Chrobak

Am 30. Mai starb Monsignore Paul Mai im Regensburger Deutschordens-Altersheim St.Josef/St. Ägid im Alter von 87 Jahren. Er erlag einem Herzinfarkt. Damit hat Regensburg eine der großen Persönlichkeiten des Kulturlebens der letzten Jahrzehnte verloren.

Mai wurde am 11. April 1935 in Breslau geboren. Sein Vater, ein Bankbeamter, fiel im Zweiten Weltkrieg an der Front. Zu Kriegsende 1945 hat es ihn mit seiner Mutter in den Westen nach Gangkofen verschlagen, dort fand er Aufnahme im Bischöflichen Knabenseminar Straubing. Er erhielt 1962 in Regensburg die Priesterweihe. Nach einer Zeit als Präfekt am Bischöflichen Studienseminar Obermünster (1963-1968) bekam er von Bischof Rudolf Graber den Auftrag, ein neues Diözesanarchiv und eine neue Diözesanbibliothek aufzubauen. 1971 wurde das neue Diözesanarchiv in Räumen des früheren Knabenseminars Obermünster, 1972 die Diözesanbibliothek am St. Petersweg eingeweiht. Paul Mai wurde zu deren Direktor ernannt.

Anschließend richtete Mai in den Ökonomiegebäuden des einstigen Damenstifts Obermünster an der Hülling das Diözesanmuseum Regensburg ein. Mit all diesen Kultureinrichtungen legte er wegweisende Lösungen für Regensburg vor. Innerhalb der deutschen Diözesen waren dies Pilotprojekte, die finanziell weitaus besser gestellte Diözesen erst viele Jahre später realisierten. Neu war vor allem auch, dass Mai fachlich Ausgebildetes auf Stellenplänen durchsetzte. Mit einer äußerst regen Ausstellungstätigkeit von Archiv und Bibliothek bereicherte er das Regensburger Kulturleben.

Als Archiv-, Bibliotheks- und Museumsdirektor zeigte sich Mai keineswegs ausgelastet. Er war ein geborener Manager. Am Ägidienplatz erbaute er das Deutschordensaltenheim St. Josef, im Stadtwesten das Deutschordensaltenheim Albertinum. Vereinsmäßig engagierte er sich jahrzehntelang in führenden Vorstandspositionen, so beim Historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg, beim Verein für Regensburger Bistumsgeschichte, beim Institut für ostdeutsche Kirchen- und Kulturgeschichte und bei der Studentenverbindung CV. Er gab dort zahlreiche Schriftenreihen heraus. Mai, ein leidenschaftlicher Pfeifenraucher und lebenslustiger „Barockprälat“, zog zu Lebzeiten auch manche Kritik auf sich. Die von ihm geschaffenen Kulturinstitutionen aber sind ein bleibendes Erbe für Regensburg.