Kriminalität
Trickbetrüger kennen kein Pardon

Ältere Menschen sind immer öfter im Visier von Betrügern. Der Verein Pyreinander will mit dem Projekt Senipol aufklären.

21.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:50 Uhr
Heike Regnet
Bürgermeister Michael Langner, Referent Hans Joachim Klotz und Organisator Heinz Kiefer (v.li.) versuchten in Pyrbaum, Bürger aufzuklären. −Foto: Heike Regnet

„Gemeinsam gegen Trickbetrüger“ hieß es am Dienstag in Pyrbaum. Der Verein Pyreinander hatte im Rahmen des Projekts Senipol (Zusammenarbeit Senioren und Polizei) zum informativen Nachmittag in die Mehrzweckhalle eingeladen, zu dem stellvertretender Vorsitzender Heinz Kiefer viele Interessierte begrüßen konnte. Deutliche Worte sprach Referent Hans Joachim Klotz, denn „Trickbetrüger schlagen jeden Tag zu und es kann jeden treffen.“

Betrug am Telefon

Der Blick in die Statistik zeige, dass die Anzahl von Betrugsdelikten über das Telefon stetig ansteigt. Insbesondere ältere Menschen werden um ihr Erspartes gebracht, aber auch Jüngere gehen den Betrügern auf den Leim. Schlimm sei nicht nur der materielle Verlust, der entstehe, sondern die psychischen Folgen derjenigen, die sich hinters Licht führen ließen. „Wachsam sein und sich mit Freunden und Bekannten austauschen“, riet Klotz.

So sind es nicht nur die großen Summen, auf die es Trickbetrüger abgesehen haben, sondern nur allzu oft sind es kleine Beträge. Der Anruf des Enkels, der an der Tankstelle steht und dem gerade das Geld nicht reicht. Er schickt rasch einen Freund, der die nötigen 80 Euro abholt. Delikte wie diese werden meist nicht angezeigt. Doch genau dazu riet Klotz. „Alles sollte zur Anzeige gebracht werden.“ Um gar nicht erst zu Schaden zu kommen, empfahl er: „Seien sie klug, sagen sie nein und legen sie am Telefon auf.“

Enkeltrick und falsche Gewinnspiele

Neben dem Enkeltrick, der ans Mitleid appelliert, arbeiten Trickbetrüger auch mit der Angst. „Jemand hämmert an die Tür, schreit Gas, Gas, Gas und alle Türen öffnen sich.“ Da der Geldbeutel meistens im Eingangsbereich der Wohnung liegt, genügt ein rascher Griff. Auch die E-Mail mit Gewinnbenachrichtigung, die vorab eine Bearbeitungsgebühr verlangt, sollte gar nicht erst geöffnet werden. „Technisch ist vieles möglich. Nummern im Display am Telefon, die die 110 enthalten, wollen vorgaukeln, dass die Polizei anruft“, warnt Klotz. „Das sind manipulierte Telefonnummern. Die echte Polizei ruft nie bei ihnen an und will Geld von ihnen haben.“ Derzeit häufen sich auch die Anrufe der Energiezentrale Bayern, die Informationen am Telefon abfragt. „Glauben Sie es nicht und legen sie auf. Gesundes Misstrauen stellt keine Unhöflichkeit dar.“

Auch vom Rückruf per Wahlwiederholung rät Klotz dringend ab, denn oft führt die Nummer ins Ausland und ist mit hohen Kosten verbunden. Vorsicht gelte zudem bei Fragen, die mit „Ja“ beantwortet werden, denn dieses von den Betrügern aufgenommene „Ja“ wird später anderweitig wieder verwendet.

Callcenter-Betrug:Vorgehensweise:Delikte im Regierungsbezirk Oberpfalz:
Darunter fallen Schockanrufe, Enkeltrickbetrüge, falsche Polizeibeamte/Amtsträger, Gewinnversprechen, falsche Bankmitarbeiter, Microsoftanbieter, etc.Bei den Tätern handelt es sich in der Regel um organisierte Gruppen oder Banden, die überregional agieren. Neben einem anonymen Anrufer gibt es Personen, die für das Abholen des Geldes verantwortlich sind.Falscher Polizeibeamter: 2020 hoher dreistelliger Bereich, 2021 niedriger dreistelliger Bereich; Vortäuschen Gewinn: 2020 niedriger dreistelliger Bereich, 2021 mittlerer zweistelliger Bereich; Enkeltrick: 2020 niedriger dreistelliger Bereich, 2021 mittlerer zweistelliger Bereich; Schockanrufe: 2020 niedriger dreistelliger Bereich, 2021 niedriger dreistelliger Bereich. (nrt)

Die Wahl ihrer Opfer nehmen die Trickbetrüger häufig per Telefonbuch vor. Alte Vornamen wie Kreszentia oder Maria sind ein Hinweis darauf, dass derjenige schon älter ist. „Sie können sich auch aus dem Telefonbuch streichen lassen. Ihre Verwandten und Bekannten kennen ihre Nummer doch sowieso“, empfahl Klotz. Doch auch wenn viele Betrügereien geschehen, betonte er: „Man muss nicht jeden Tag Angst haben. Man sollte aber stets vorsichtig sein.“