Udo Thomer: Theatermensch, der im Fernsehen Erfolg hatte

Der in Regensburg geborene Schauspieler starb nach einem Unfall

16.01.2006 | Stand 16.01.2006, 9:51 Uhr

MÜNCHEN/REGENSBURG (uk). „Er ist einer der wenigen Kollegen, von denen ich sagen kann, dass er ein Freund war.“ Erschüttert kommentierte Ottfried Fischer den Tod seines Filmpartners Udo Thomer. Bei der Krimi-Serie „Der Bulle von Tölz“ spielte Thomer den etwas tollpatschigen Polizisten Pfeiffer. Und Michael Lerchenberg‚ der Intendant der Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel, wo Udo Thomer viele Sommer lang Erfolge gefeiert hatte, würdigte ihn als einen der ganz großen bayerischen Volksschauspieler: „Das ist ein schwerer Verlust.“

Udo Thomer stammte aus Regensburg, wo er am 3. Januar 1945 geboren wurde. Sein Tod ist tragisch. Bei einem Restaurantbesuch in München Anfang Januar war er gestürzt. Mit schweren Kopfverletzungen musste er in eine Klinik eingeliefert werden, wo er am Donnerstag starb. „Er war nach seinem Sturz sofort bewusstlos und erwachte nicht mehr aus dem künstlichen Koma, in das die Ärzte ihn für die Behandlung setzen mussten“, sagte am Freitag seine Agentin.

Udo Thomer stammte aus einer Theaterfamilie. Sein Vater Heinrich Thomer war 1939 als Schauspieler nach Regensburg gekommen. Seine Mutter Kitty Thomer war als Sängerin am Theater engagiert. Vater Heinrich Thomer, der im Lauf der Jahre in Regensburg „Faust“ und alle großen Rollen der Theaterliteratur gespielt hatte (kurz vor seinem Tod 1987 agierte er – nach einer Beinamputation – sogar noch im Rollstuhl auf der Bühne), war immer stolz auf die Erfolge seines Sohnes gewesen. Man konnte sie auch des Öfteren bei gemeinsamen Auftritten erleben. Denn nach der Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München hatte das erste Theaterengagement Udo Thomer zurück nach Regensburg geführt.

Aber schon Anfang der 70er Jahre folgte der Karrieresprung mit Verpflichtungen am Staatstheater Hannover, am Thalia-Theater Hamburg und beim Münchner Volkstheater. Der humorvolle und warmherzige Schauspieler bekam bald die ersten Fernsehrollen. In Krimi-Serien wie „Der Alte“, „Derrick“ oder „Tatort“ war er häufig zu sehen. Später kamen „Schwarzwaldklinik“ oder „Forsthaus Falkenau“ hinzu. In dem Loriot-Film „Ödipussi“ spielte er die Rolle des Herrn Maier-Grabenhorst, auch in dem Verhoeven-Film „Das schreckliche Mädchen“ über die Passauerin Anja Rosmus wirkte er mit.

Die hohe Kür blieb für ihn aber immer die Theaterbühne. Handkes „Kaspar“, Büchners „Woyzeck“ oder Shakespeares „Macbeth“ gehörten zu seinen Rollen. Häufig war er bei den Luisenburg-Festspielen zu erleben, etwa als der brave Soldat Schwejk, als Rappelkopf in „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“, als Ketzer Remigius in „Der Name der Rose“ oder als verfemter Schauspieler in Mitterers „In der Löwengrube“. Die „MZ“-Kritik lobte damals an Thomer die „stupende Fülle seines handwerklichen Könnens“, wobei ihm „auch die Tragödie in der Komödie anrührend leise und bewegend zu Gebote“ stehe.

In diesem Jahr wollte Udo Thomer mit der Komödie „Verlegtes Glück“ (in einer Inszenierung des langjährigen Luisenburg-Intendanten Pavel Fieber) auf Tournee gehen. Fieber wollte ihn im Sommer auch als Milchmann Tevje im Musical „Anatevka“ zu den Burgfestspielen Mayen holen. Von Udo Thomer wären noch viele wunderbare Aufführungen zu erwarten gewesen. Sein Tod macht das Theater ärmer.