Überraschende Wende
Überfall erfunden? Vater von ertrunkenem Leon (6) wegen Mordverdachts festgenommen

01.03.2023 | Stand 01.03.2023, 7:22 Uhr

St. Johann in Tirol: Polizisten ermitteln an einem Abgesperrten Bereich eines Gehwegs, auf dem eine Kinderkarre steht. Sechs Monate nach dem Ertrinkungstod eines Sechsjährigen in Österreich steht sein Vater unter dringendem Mordverdacht. −Archivfoto: Georg Köchler/Zoom Tirol/APA/dpa

Überraschende Wende in dem Fall des in der Kitzbüheler Ache in Tirolertrunkenen sechsjährigen Leon: Der Bub soll doch nicht in Folge eines Raubüberfalls auf dessen Vater gestorben sein. Stattdessen wurde der Vater selbst wegen dringenden Mordverdachts festgenommen.



Der sechsjährige Leon war Ende August 2022 in der Kitzbüheler Ache in St. Johann in Tirol ertrunken. Damals hatte der Vater - er stammt ursprünglich aus Deutschland - bei der Polizei angegeben, dass er kurz zuvor Opfer eines Raubüberfalls geworden sei. Ein Unbekannter habe ihn bei einem Spaziergang mit einer Flasche niedergeschlagen. Der gesundheitlich beeinträchtigte Sohn - er litt an einem seltenen Gendefekt - sei daraufhin selbstständig aus dem Kinderwagen gestiegen, während sein Vater bewusstlos war, und sei in die Ache gestürzt. Die Eltern hatten sogar eineBelohnung in Höhe von 30.000 Euroausgesetzt für Hinweise auf den angeblichen Räuber. Doch diesen soll es offenbar gar nicht gegeben haben.

Polizei: Vater wohl selbst für Leons Tod verantwortlich

„Nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen des Landeskriminalamtes besteht der Verdacht, dass der angebliche Raubüberfall nicht stattgefunden hat und der Vater selbst für den Tod des Buben verantwortlich ist“,teilte die Landespolizei Tirol am Mittwochmorgen mit. Am Montagmorgen sei der 38-jährige Vater deswegen festgenommen worden. Das Gericht muss nun bis Donnerstagabend über die Verhängung einer Untersuchungshaft entscheiden.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur APA soll der Vater die Flasche, mit der er angeblich niedergeschlagen wurde, selbst im Kinderwagen mitgeführt haben. Auch seien die Verletzungen nicht mit der Tat in Einklang zu bringen gewesen. Diese und weitere Indizien wollte der Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht kommentieren.

Vater bestreitet Vorwürfe „vehement“

Der Festgenommene sei am Dienstag vom Landeskriminalamt dazu befragt worden. Laut Polizei wies er die Vorwürfe von sich und bleibt bei seiner bisherigen Darstellung der Ereignisse. Sein Verteidiger konnte die Festnahme seines Mandanten nicht nachvollziehen. „Die Polizei wirft ihm scheinbar vor, er habe seinen Sohn von seiner Krankheit erlösen wollen. Mein Mandant ist schockiert über diesen Vorwurf und bestreitet ihn vehement“, meinte der Anwalt zur „Tiroler Tageszeitung“.

Die Staatsanwaltschaft geht jedoch aufgrund der bisherigen Ermittlungsergebnisse von einem dringenden Verdacht des Mordes und der Vortäuschung einer Straftat aus. Weitere Details nannte die Polizei zunächst nicht.

− cav/dpa