Notunterkunft
Ukrainer sind in Bodenwöhr angekommen

Auf der Flucht haben sie, überwiegend Frauen und Kinder, Schreckliches erlebt. Einige von ihnen erzählen ihre Geschichte.

14.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:25 Uhr
Renate Ahrens
Irina und ihr Hund Whiskey waren seit dem 25. Februar auf der Flucht. Ihr einziger Sohn ist noch in Kiew und hat sich als freiwilliger Helfer gemeldet. Sie hat Angst um ihn. −Foto: Renate Ahrens

Eine lange, anstrengende Odyssee haben die Kriegsvertriebenen hinter sich. Nach vielen Stunden in Bus und Zug und oft langem Warten an der Grenze zu Polen oder Ungarn kamen am Sonntagnachmittag 46 Flüchtlinge aus der Ukraine in der Notunterkunft in Bodenwöhr an. Alle waren erschöpft und müde, aber froh, in Sicherheit zu sein. Doch wie geht es weiter? Diese Frage beschäftigt alle.

Alexandra (27) und Max (29) wohnten inOdessa. Ihre Eltern wollten nicht fliehen und sind geblieben, berichtet die junge Frau, die ein wenig Englisch spricht. In den letzten Tagen in der Heimat hätte es kaum noch Lebensmittel oder Medikamente zu kaufen gegeben. 2000 Kilometer waren sie nun unterwegs, weiß Max – erst mit dem Zug in die Slowakei, dann über Prag nach Regensburg. Von dort wurden sie mit dem Bus nach Bodenwöhr gebracht. „Viele Menschen haben uns geholfen – danke“, sagt Alexandra, den Tränen nahe. „Darüber sind wir alle sehr froh.“

Viele bangen um Angehörige vor Ort

Tatjana (Name geändert), eine junge Frau aus Nabburg, übersetzt. Sie stammt ursprünglich aus der Ukraine und bangt um ihre Mutter und ihren kleinen Bruder, die nahe Kiew leben und nicht mehr fliehen konnten. „Sieben Menschen wurden bereits erschossen, als sie es versucht hatten“, sagt sie. Nun harrt die Mutter dort aus, nur selten gibt es Strom und eine Verbindung nach Deutschland. „Die letzten Tage waren besonders gefährlich“, sagt sie. „Von allen Seiten ist Kiew umzingelt.“

In Bodenwöhrwerden die Kriegsvertriebenen zunächst registriert. Alle sind gefasst und still. Im Bus von Regensburg, so erzählen die Fahrer Michaela und Herbert Pellkofer aus Viechtach, hätte man eine Stecknadel fallen lassen hören, so erschöpft waren alle.

Das Landratsamt sucht Wohnungen

Nun kommen sie erst einmal zur Ruhe. Das BRK verteilt am frühen Abend ein warmes Essen und wird auch in den nächsten Tagen für Verpflegung sorgen. Doch hier sollen die Flüchtlinge nur vorübergehend bleiben. Es werden dringend Wohnungen im Landkreis gesucht.

Zurück in ihre Heimat wollen jedoch alle. Sie haben ihr Leben dort, ihre Arbeit, oft auch noch ihre Familie, wie sie erzählen. „Ich bin überzeugt, dass es bald besser wird und der Krieg zu Ende ist“, sagt Alexandra tapfer. Das glaubt auch Oxana aus Kiew. Die 49-Jährige spricht perfekt Deutsch und Englisch, denn sie hat in der Ukraine als Übersetzerin gearbeitet. Lange hatte sie gezögert zu fliehen.

Doch die Lage sei immer schlimmer geworden. Mit Tochter Sofia (9) und ihrer Mutter (76) ist sie nun in Bodenwöhr, ihr Mann (52) ist beim Militär. Viele Tage lang hatten sich die Frauen in einem Bunker in Kiew versteckt, während Bomben fielen. Hoffnung auf Besserung der Lage hat sie dennoch. „Das glaube ich bis zum Schluss.“

Wohnungen:Spenden:
Bürger, die Wohnungen vermieten, können sich an das Landratsamt Schwandorf wenden. E-Mail:ukrainehilfe@landratsamt-schwandorf.deDas BRK bittet, vorerst von Sachspenden abzusehen. Man sollte lieber auf die Spendenkonten der großen Hilfsorganisationen Geld überweisen.