Musik
Veeh-Harfe begeistert Senioren

Im Caritas-Altenheim erklingen zarte Töne. Fünf Harfen animieren die Bewohner, noch ein neues Instrument zu erlernen.

16.07.2019 | Stand 16.09.2023, 5:35 Uhr
Sieglinde Geipel

Die Senioren haben beim Spiel auf der Veeh-Harfe schnell viel Spaß.Fotos: Sieglinde Geipel

„Musik öffnet die Herzen“, das gilt auch für die Bewohner im Caritas-Altenheim in Regenstauf. Seit ein paar Wochen können alte Menschen zum ersten Mal in ihrem Leben den Traum vom Spiel auf einem Instrument wahr machen. Sie brauchen nicht mehr als Spaß an der Musik, Notenkenntnisse sind nicht erforderlich. Welche Freude dabei erzeugt wird, kann man deutlich von den Gesichtern ablesen, wenn sie hochkonzentriert ein bekanntes Lied auf dem Instrument spielen konnten.

Silvia Oremek, geronto-psychiatrische Fachkraft, die stets bemüht ist, für die Senioren sinnvolle Tätigkeiten in deren Alltag einzubauen, hatte die Idee, Veeh-Harfen anzuschaffen. Bisher fünf Instrumente, aber nachdem dieses neue Projekt bei den Bewohnern so gut ankommt, hofft sie, bald weitere anschaffen zu können.

Stillstand ist Rückschritt

„Aktivierung durch Musik ist ein wichtiger Aspekt in unserem Haus“, erzählt Oremek. Man trifft sich zum Singen oder zur Bewegung nach Musik. Stets steht im Vordergrund der Spaß und dass alle Bewohner, egal wie eingeschränkt sie sind, teilnehmen können. Gerade Schwerstdement-Kranke reagierten sehr positiv auf Musik, weiß Oremek. Es komme immer wieder vor, dass sich diese Menschen plötzlich im Takt bewegten, ganz von sich aus, ohne Anleitung. Stillstand ist Rückschritt, so sieht Silvia Oremek ihre Arbeit mit den Senioren. Sie verwendet auch nicht den Begriff Altenheim, sondern spricht von unserer kleinen Stadt.

Hier soll das Leben soweit wie möglich weitergehen, wie im früheren Leben der Bewohner.

Einmal die Woche gibt es einen Tante-Emma-Laden, es gibt Mode-Einkäufe, die Bewohner treffen sich zum kreativen Gestalten, sei es in der Handwerks- oder Handarbeitsstube, immer geht es darum, keine Bespaßung anzubieten, sondern eine sinnvolle Beschäftigung. So hat etwa die Handwerksgruppe kleine Musikinstrumente wie Kastagnetten aus Walnussschalen oder auch Rhythmusinstrumente aus verschiedenen Röhren, die mit Reis gefüllt wurden, angefertigt. Viele haben sich schon immer gewünscht, ein Instrument zu erlernen, aber aus den verschiedensten Gründen konnten sie sich diesen Wunsch nicht erfüllen.

Die Veeh-Harfe macht es möglich. Hier können sich die Senioren trauen, sie müssen keine Noten lernen, sie müssen nur die erste Scheu überwinden. „Schade, dass wir nur einmal in der Woche spielen können. Es macht so viel Spaß“, sagte dann auch eine Bewohnerin. Bei der Auswahl des Instruments war es wichtig, dass es leicht zu erlernen ist, dass es eine angenehme Lautstärke hat und kein einsames Instrument ist. Es kann ein gemeinsames Spiel stattfinden, es kann Begleitmusik zum Singen sein und so immer wieder Freude bringen.

Das Spiel fördert ebenso das Selbstbewusstsein. Die alten Menschen erleben, dass sie etwas können, auch wenn andere Fähigkeiten verloren gegangen sind. „Es ist mir ganz wichtig, dass die Bewohner immer wieder erfahren, dass sie auch im Heim noch eine aktive Zukunft haben“, so Oremek. Man müsse nur die verschiedenen individuellen Fähigkeiten erspüren, sie fördern und nach Möglichkeit ausbauen. Das benötige viel Geduld und Ausdauer, aber es lohne sich.

Spielen „vom Blatt“ ist möglich

Das Spiel auf der Veeh-Harfe ist keine Hexerei. Natürlich bringt das Spiel an den Saiten nur dann die richtige Melodie hervor, wenn die entsprechenden Noten angeschlagen werden. Das Instrument hat ein Vater, Hermann Veeh, für seinen Sohn Andreas, der mit dem Down-Syndrom auf die Welt kam, entwickelt. Die Liebe zur Musik war Andreas in die Wiege gelegt, doch das Erlernen eines Musikinstruments schien unerreichbar. Die Erinnerung an alte Saitenzupfinstrumente mit Notenschablonen gab dem Vater den entscheidenden Impuls. Die Notenschriften sind auf das Wesentliche reduziert. Die Notenschablonen werden zwischen Saiten und Resonanzkörper geschoben und ermöglichen ein Spielen „vom Blatt“. Auch wenn die Senioren sich erstmal Liedern aus ihrer Kindheit zuwenden, wie „Kommt ein Vogel geflogen“ oder „Mein Hut, der hat drei Ecken“, ist das Notensortiment viel weiter gestreut und genügt auch höheren Ansprüchen.

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