Erinnerung
Vergissmeinnicht zum Muttertag

Georg Fleischmann erzählt von einer Zeit, in der die blauen Blümchen ein ganz besonderes Geschenk waren.

08.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:49 Uhr |
Georg Fleischmann
Vergissmeinnicht waren früher ein besonderes Geschenk. − Foto: dpa

Der Name dieser Blume sagt eigentlich schon das, für was sie geschaffen worden ist. Unausgesprochene Worte sind es, wenn man jemandem diese Blume überreicht, wie in früheren Zeiten zum Muttertag. Vergissmeinnicht, man kaufte sie früher nicht in einem Blumengeschäft, sondern man ging hinaus auf eine Wiese und suchte entlang der immer nassen Wassergräben nach diesen Blumen. Dort fühlten sie sich wohl, und ihre kleinen blauen Blüten mit den weißen Punkten erhaschten schnell die suchenden Blicke.

Etwas Besonderes für die Mama

Es war in den Jahren des zweiten Weltkrieges, als wir älteren Menschen noch klein waren. Der Muttertag hatte damals auch eine etwas andere Bedeutung als heute. Der Muttertag war damals ganz und gar der politischen Zeit angepasst, meistens verbunden mit einer Mütterehrung nach politischen Muster. Die Kinder in den Familien ließen sich davon nicht allzu sehr beeindrucken. Sie gestalteten den Muttertag auf ihre Art.

Einige Tage zuvor ging es hinaus auf die Wiese, und man wusste bereits, wo die schönsten Vergissmeinnicht blühten. Hier zupfte man die schönsten Blüten mit den langen Stängeln und brachte sie sorgfältig nach Hause. Es wäre einfach gewesen, diesen Strauß der Mutter so zu übergeben wie er gerade war, nein, das wollte man nicht. Es sollte daraus etwas Besonderes werden.

Ein Teller und in der Mitte ein Stein

Dazu legte man sich einen kleineren Teller oder eine Untertasse zurecht und legte die gezupften Vergissmeinnicht rundherum auf den Teller. Die Stiele trafen sich alle in der Mitte des Tellers, die Blüten außerhalb des Tellerrandes. In die Mitte des Tellers kam nun ein entsprechend passender Stein, der nun die Stiele der Blumen bedeckte. Was jetzt noch fehlte, war etwas Wasser im Teller, nur soviel, dass die Blumenstängeln damit bedeckt wurden. Alles andere geschah von selbst.

Nach einer Nacht erhoben sich die Vergissmeinnicht in eine senkrechte Stellung und bildeten einen dichten Blütenkreis rund um den Stein. Ein Gebilde, daran man Freude haben konnte. Diese Freude konnte damals jedes Kind seiner Mutter schenken. Und sie haben es auch getan.

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