Regensburg-Marathon
Verrückte Geschichten hinter dem Jubel

Viola Walther und der Pole Andrzej Rogiewicz gewinnen. Der spektakulärste Sieger ist Wolfgang Theisinger.

02.06.2019 | Stand 16.09.2023, 5:41 Uhr

Straffes Marathon-Programm: Vier Wochen nach dem erfüllten Unter-Drei-Stunden-Traum in Hamburg war die Neu-Regensburgerin Viola Walther in ihrer Wahlheimat für die nächsten beiden Jahre die schnellste Frau. Foto: Jasmin Lehmer/altrofoto.de

42,195 Kilometer sind eine Laufdistanz, auf der viel passieren kann. Und auf der noch mehr passiert, wenn sich das Wetter so entwickelt, wie es sich am Wochenende entwickelt hat. Wenn die Temperaturen steigen, erfreut das in Tagen wie diesen zwar die Allgemeinheit, für Läufer aber ist es kontraproduktiv. Und so produzierte auch die 28. Auflage des Regensburg-Marathon des LLC Marathon wieder viele Geschichten – auch von überraschenden Protagonisten mit Regensburg-Bezug.

Die Zeiten haben beim Regensburg-Marathon nie Priorität, diesmal wegen der Bedingungen noch weniger. Marathonsieger Andrzej Rogiewicz aus Polen verlor keine großen Worte nach seinem Sieg in 2:37:59 Stunden und entfleuchte ohne Kommentar. „Für ihn war das nur ein Trainingslauf“, sagte der zweitplatzierte Shako Rahmanpour, der lange mit dem Polen lief. „Er hat mir die ersten 21 Kilometer Tempo gemacht.“ Rogiewicz ist im internationalen Profil des Weltverbandes IAAF mit einer im April in Lodz aufgestellten Marathon-Bestzeit von 2:18:30 Stunden gelistet und hatte zuletzt am 5. Mai den Mainzer Marathon in 2:21:24 gewonnen.

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Dopingkontrolleure zu Gast

Im Plausch mit Rogiewicz auf der Strecke erfuhr Rahmanpour von ambitionierten Plänen des Polen. „Er will die Normzeit von 2:11:30 für Olympia angreifen.“ Übrigens wurden alle sportlichen Ambitionen mit Argusaugen überwacht. Die Dopingagentur Nada hatte sogar eine dreiköpfige Delegation in die Oberpfalz geschickt – eine Premiere für Regensburg, bei der u. a. Rogiewicz kontrolliert wurde.

Die eigentliche Geschichte des Marathons, für den insgesamt rund 440 Meldungen vorgelegen hatten, schrieb aber Shako Rahmanpour selbst. Der 26-jährige Kurde aus dem Iran, der nach vier Jahren auf eine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland wartet, hatte in einem Interview in einem Läuferblog einmal von seinem Motto erzählt: „Laufen ohne Lachen geht gar nicht.“

Dabei hätte dem ehemaligen Kickboxer vom MTP Hersbruck, der vor zweieinhalb Jahren mit dem Laufen begann, weil er aufhören wollte zu rauchen, und in Regensburg seinen vierten Marathon ins Ziel brachte (Bestzeit 2:37:19/2018 in Frankfurt), eher zum Weinen zumute sein müssen. Bis 22 Kilometer lief es blendend, dann spielten ihm seine längst eingelaufenen Schuhe einen Streich. „Ich habe Blasen bekommen und wahnsinnige Schmerzen“, berichtet Rahmanpour. „Aber das hat nur Frank, der Mann auf meinem Führungsrad, mitbekommen. Mit den Zuschauern habe ich weiter Spaß gemacht.“

Rahmanpour zog insgesamt fünfmal seine Schuhe aus, lief mit Socken und barfuß – nichts machte es besser. „Frank hat mich motiviert und bei Kilometer 35 kam ich wieder rein.“ Der Hersbrucker biss auf die Zähne, rettete den zweiten Platz ins Ziel und hat zwei Pläne. „Im Juli möchte ich erfolgreich meine Ausbildung als Glaser abschließen“, sagt Rahmanpour. „Und in Berlin oder Frankfurt als Pacemaker laufen.“ Übrigens war auch der Dritte, Marco Bscheidl, der 2017 schon Marathon-Zweiter war, für die LG Passau läuft, aber in Lappersdorf wohnt, froh darüber, seine Position verteidigt zu haben: „Das letzte Viertel war die Hölle.“

„Bissl verrückte“ Siegerin

Frauen-Siegerin Viola Walther war in 3:03:11 Stunden schneller als die Siegerinnen der vergangenen beiden Jahre. Sie eine Neu-Regensburgerin für mindestens zwei Jahre. „Ich bin seit April als Rechtsreferendarin hier“, sagte Walther und nutzte den Lauf zu einer Stadtführung der besonderen Art. „Meinen ersten Marathon bin ich 2015 auch in Regensburg gelaufen“ berichtet die junge Läuferin, die am Donnerstag erst 24 Jahre alt wird. Ihr Programm klingt „ein bissl verrückt“: Erst vor vier Wochen hatte sich Walther in 2:58:24 ihren Traum erfüllt, einmal unter drei Stunden zu bleiben. Und schon bald steht der Elsaß-Marathon an. „Das hat sich so ergeben“, sagte Walther nach Marathon Nummer sieben. „Sonst laufe ich auch einen Marathon im Frühjahr und einen im Herbst.“

Derweil bot Wolfgang Theisinger, der aus alter Verbundenheit noch für den Polizeisportverein der LG Abschnitt Mitte läuft, obwohl er längst in Regenstauf zuhause ist, den spektakulärsten Sieg. „Eineinhalb Kilometer vor dem Ziel habe ich den Zweiten überholt, zehn Meter davor den bis dahin Ersten.“ Frank Adelmann und Vinod Shrinavas waren am Ende um eine bzw. 37 Sekunden geschlagen.

Auch eine schöne Geschichte: Der Halbmarathon-Zweite Maximilian Bochanek, der für den Ski-Club Großberg antrat, nutzte bei seinem Debüt auf dieser Strecke die Gelegenheit mäßiger Zeiten und freute sich nach seinem perfekten und problemloses Rennen. „Die Fans waren Wahnsinn, das hat so gepusht“, sagte Bochanek, der sonst als Triathlet u. a. für Run & Bike Kelheim in der Regionaliga antritt.

Die Top Ten der vier Laufstrecken des 28. Regensburg-Marathons im Überblick:

Marathon, Frauen: 1. Viola Walther (Regensburg) 3:03:11 Stunden; 2. Isabell Rabe (Eibenstock) 3:12:05; 3. Christine Schichtl (Weilheim) 3:25:12; 4. Dorothea Neuwert (Sinzing) 3:30:17; 5. Andrea Pregler (Reuth) 3:31:57; 6. Heike Moller (Kemnath) 3:37:50; 7. Marlene Tahedl (Regensburg) 3:41:12; 8. Kerstin Gramer (München) 3:42:48; 9. Magdalena Ochsenbauer (Planegg) 3:44:18; 10. Verena Dachs (Bad Kötzting) 3:48:36Männer: 1. Andrezej Rogiewicz (Polen) 2:37:59; 2. Shako Rahmanpour (Hersbruck) 2:41:53; 3. Marco Bscheidl (Passau/Lappersdorf) 2:45:05; 4. Gerald Bauer (Owayo) 2:55:25; 5. Thomas Nathanael (USA) 2:56:05; 6. Stefan Heigl (Mettenheim/Mühldorf) 2:56:31; 7. Yury Kurkin (Russland) 2:58:31; 8. Dimitri Deppe (TuS Rosenberg) 2:59:19; 9. Matthias Brönner (Kleinostheim/München) 2:59:28; 10. Richard Kirschner (TSV Dietfurt) 2:59:50

Dreiviertel-Marathon: Frauen: Margit Elfers (Bischofshof) 2:21:21; 2. Alena Bluhme 2:33:24; 3. Marina Rappold (beide LG Telis Finanz Regensburg) 2:33:24; 4. Kathrin Kunze (Freunde der Stoppuhr) 2:42:49; 5. Kathrin Maurer (Team Erdinger) 2:47:30; 6. Anika Krüger (Neumarkt) 2:49:26; 7. Steffi Ostfalk (Burglengenfeld) 2:51:33; 8. Simone Scharrer (Straubing) 2:52:05; 9. Hautmann-Procher (Regensburg) 2:54:10; 10. Antje Quol (Stern-Center) 2:54:20Männer: Wolfgang Theisinger (LG Abschnitt Mitte/Regenstauf) 2:00:17; Frank Adelmann (Binzen) 2:00:18; 3. Vinod Shrinivas (AVL Software) 2:00:54; 4. Thomas Schmalzl (Neustadt/Donau) 2:16:33; 5. Danny Kitsche (SC Großberg) 2:19:58; 6. Peter Lindl (Tri Team 1860) 2:24:09; 7. Konstantin Stellwag (Regensburg) 2:24:51; 8. Markus Rajzer (Läufer mit Herz) 2:24:53; 9. Christof Hubmann (Maxhütte) 2:25:22; 10. Thomas Schmid (Regensburg) 2:25:51

Halbmarathon: Frauen: Bontu Kaba Desso (DJK Weiden) 1:23:02; 2. barbara Ferstl (LG Telis Finanz) 1:29:55; 3. Christina Rossmann (Armin Wolf Laufteam) 1:30:23; 4. Theresa Keller (AVL Software) 1:31:26; 5. Veda Erös (Armin Wolf Laufteam) 1:32:03; 6. Julia Steimer (Regensburg) 1:33:36; 7. Bettina Lindner (Neumarkt) 1:34:43; 8. Sonja Brandl (DJK Laufwölfe) 1:34:56; 9. Karina Maier (Hirschau) 1:34:59; 10. Saskia Grauham (Regensburg) 1:35:21

Männer: 1. Gebreegziabher Gesesew (Regensburg) 1:18:20; 2. Maximilian Bochanek (SC Großberg) 1:18:26; 3. Martin Kodewitz (Ratisbona Racing) 1:19:15; 4. Tobias Meckl (Marktredwitz) 1:20:31; 5. Max Erbes (Kirchberg im Wald) 1:20:39; 6. David Wieland (Armin Wolf Laufteam) 1:21:21; 7. Benedikt Hofstetter (Schierling) 1:21:44; 8. Heiko deuerlein (Hersbruck) 1:22:08; 9. Jürgen Lang (Outdoor) 1:22:10; 10.Johannes Liebrich (Wernberg) 1:22:23

Viertelmarathon: Frauen: 1. Sophia Wacker (Schwerin) 45:34 Minuten; 2. Petra Miedl (Neufahrn) 45:47; 3. Stefanie Lang (SWC Regensburg) 46:18; 4. Vanessa Jähnigen (Hermes Laufteam) 48:01; 5. Franziska Junker 49:43; 6. Lisa Schreiner (Kallmünz) 50:10; 7. Bettina Diller (Sparkasse) 50:15; 8. Elena Rauer (Lauffeuer) 51:14; 9. Susi Deichsel (BSG Siemens) 52:13; 10. Lana Sattich 52:33

Männer: 1. Jonas Fischer (Armin Wolf Laufteam) 37:43; 2. Michael Dirscherl (LG telis Finanz) 38:33; 3. Simon Baumann (Osram Regensburg) 38:56; 4. Juan Moreno Burgos (Regensburg) 39:10; 5. Andreas Regitz (SWC Regensburg) 39:53; 6. Wolfgang Ringle (Furth im Wald) 42:22; 7. Antoine Tan-Kim (AVL Software) 42:25; 8. Hans Bauer (Tristar Regensburg) 42:27; 9. Lorenz Hittl (BMW/Haugenried) 42:52; 10. Viktor Heinrich (Regensburg) 42:53

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