Kultur
Verzückung im Regina-Kino: Regensburg liebt Eberhofer

31.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:15 Uhr
Peter Geiger
Die Kino-Lieblinge Sebastian Bezzel, Lisa Maria Potthoff und Simon Schwarz mit Rita Falk (von links), die die Eberhofer-Krimis schreibt: Im Regina-Kino herrschte eine Stimmung wie beim Jahn. −Foto: Peter Geigert

Im Regina-Kino ist die Stimmung , ja, man muss schon fast sagen: aufgewühlt. Am Eingang haben sich Menschentrauben gebildet. Roter Teppich ist ausgerollt, für die Hauptdarsteller vom „Guglhupfgeschwader“ – der neuen, mittlerweile achten Verfilmung eines Eberhofer-Krimis.



Karten an der Nachmittagskasse? Fehlanzeige! Nur wer vorbestellt hat, kommt rein. Beide Säle: restlos ausverkauft. Und im großen Haus, mit seinen rund 150 Plätzen, da herrscht eine Stimmung wie beim Jahn! Fanplakate werden enthüllt, sodass Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff und Sebastian Bezzel wie auch Rita Falk, die ebenfalls anwesende Autorin der Romanvorlage, von einem dreistufigen „Regensburg liebt Eberhofer“-Banner empfangen werden.

Mehr Liebe geht nicht? Doch: Als Lisa Maria Potthoff auf der Bühne angekommen ist, ertönt ein lauter Schrei aus dem Publikum: „Verwaltungsschnepfe!“ Prompt schlüpft sie in die Rolle der Susi. Spielt die Empörte. Verbittet sich diesen Ton. Blufft zurück: „Ich werde bald zweite Bürgermeisterin sein!“ Und spielt damit wiederum auf ihre Zukunft an. Sebastian Bezzel aber, der lacht erst mal herzlich über diesen in seinen etwas müden Augen so gelungenen Witz. Verwaltungsschnepfe! Hahahahaha! Er freut sich – vielleicht schon als Eberhofer Franz? – diebisch über die im Polizeidienst so selten zu erntenden Meriten, die er an diesem so heißen Samstagnachmittag ganz locker einheimsen kann.

Werbegeschwader auf Tour

Und so verfließen Fiktion und Fakten ineinander. Der Birkenberger Rudi – Simon Schwarz also – hatte vorher schon in einem Interview mit Radio Charivari auf die Frage, ob er sich denn immer wieder aufs Neue freue auf Verfilmungen der Falk-Stoffe, mit einem glasklaren „Nein“ geantwortet. Inklusive Ausrufezeichen. Und ganz entgegen der Erwartung der auf einen 1:30-Beitrag gepolten Jungjournalistin etwas sehr sehr Langes dagegengehalten. Er fabulierte über „Fallhöhe“ und über „komödiantisches Potenzial“, das „nicht vordergründig in Dialogen angelegt“ sei. Und er sprach über seinen Ehrgeiz, dieser Rudi-Figur stets neue Nuancen hinzuzufügen.

Nur Rita Falk selbst: Hält sich zurück – und winkt nur lächelnd ins Publikum. Sie sagt einmal ganz leise, dass sie ja mal für acht Jahre hier in Regensburg gelebt hat. Die Frau also, die den Eberhofer, den Birkenberger und auch die Susi erfunden hat, schweigt auf der großen Tour, die an diesem Tag in Nittenau begonnen hat, nach Regensburg führt und mit der Zwischenstation Ingolstadt in Augsburg enden soll.

Zwei Wochen werden sie gemeinsam unterwegs sein, mit E-Audis im Auftrag der Constantin Film AG, und fragt man Simon Schwarz, ob das Spaß macht, da antwortet er schon wieder mit einem klaren „Nein“! Und schaut, wie er immer schaut. Dreht zunächst den Kopf ganz schnell weg, um einen dann umso intensiver zu fixieren, mit seinen graublauen Augen. Der gebürtige Wiener mit der Fähigkeit zum markanten Grinsen, er ist trotzdem alles andere als ein Zyniker. Er ist der Ehrlichste in diesem Werbegeschwader, das einen Kinofilm promotet, der als extrem gelungen bezeichnet werden muss.

„Guglhupfgeschwader“ ist nämlich perfekter Spiegel unserer Gegenwart. Wir, die Zuschauer, wir sehen einer über weite Strecken dysfunktionalen Polizei bei ihren Ermittlungen zu. Wir erleben, wie der spielsüchtige Lotto Otto (brillant: der an diesem Nachmittag leider nicht anwesende, das ostbayerische Idiom mit all seinen Diphthongstürzen sprechende Johannes Berzl) in die Fänge der tschechischen Casino-Mafia gerät. Und wir sehen, wie sich nach und nach herausschält, dass der Kugelmayer Mike (ziemlich furchteinflößend: Michael A. Grimm), der Dienststellenleiter von Hinterthann, ein Bad Lieutenant und damit der korrupte Cop ohne Gewissen ist, der meint, allesamt hinter die Fichte führen zu können.

Der neunte Krimi kommt

Kurz vor Ende des Films kommt es zu einem Shoot-Out, zu einem Gunfight mit Maschinenpistolen, das – richtiger Plural? – die Gugelhupfe hüpfen lässt. Das mündet in Bilder von platzenden Kuchen und blutdurchtränkten Kleidungsstücken. Wer aber jetzt noch zweifelt am Happy End: Im Herbst beginnen schon die Dreharbeiten für den neunten Eberhofer-Krimi. Gute Chancen also für ein erneutes Rendevouz!