Schlager
Viel Bombast: Die Reims auf der Piazza

27.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:15 Uhr
Michael Scheiner
Matthias Reim bei seiner Show in Regensburg: Auch Sohn Julian gastierte auf der Piazza. −Foto: Scheiner

Es war ein hartes Urteil: „Der ist doch abgedroschen“, meinte ein Security-Mann über Matthias Reim. Ganz so uninteressant, wie der meinungsstarke Aufpasser fand, war der Schlagersänger dann doch nicht. Bei seinem ersten Regensburg-Konzert auf der Piazza im Gewerbepark hatten sich einige hundert Fans eingefunden, quer durch nahezu alle Altersgruppen.Von älteren Kindern, die mit ihren Eltern gekommen waren, bis zu schwer ergrauten Althippies, vielen jüngeren Schlagerfans und aufgebretzelten Anhängerinnen bot sich ein buntes Bild.

„Ist euch auch so warm?“ Mit der rhetorischen Frage begrüßte Reim gut gelaunt sein Publikum, und stellte gleich klar: „Mein Leben ist Rock´n´Roll!“ Der 64-Jährige blickte weit zurück und erzählte, dass er mit 14 Lehrer werden wollte. Heute „ist mein Leben randvoll“, sang Reim dann, und: „Ich weiß nicht, wie das enden soll.“ Sollte ein Mann diesen Alters nicht eine Vorstellung davon haben, wie das Leben endet? Vielleicht denkt Reim aber in anderen Kategorien. Denn als „Träumer“, wie er sich in einem Lied sieht, denkt er lieber an „den neuen Song“, der „garantiert Millionen verkauft“ und nicht an die „Scheiß Realität!“.

Das Unentschiedene und Quälende zwischen Lebensentwurf und ernüchternder Realität ist es auch, was Reim in seinem Millionen-Hit von Anfang der 1990er Jahre anspricht. „Verdammt, ich lieb dich, ich lieb dich nicht“: Damit können sich Fans bis heute identifizieren, denn diese Divergenz kennzeichnet das Leben der meisten Menschen. Zur Realität gehört allerdings auch, dass Reim davon spricht, wie wichtig ihm Familie und Zusammenhalt sind.

Einen seiner Söhne hat der von der Klatschpresse geschätzte Liedtexter, Komponist und Produzent zum Konzert auf der Piazza mitgebracht. Julian Reim ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und ebenfalls Schlagersänger. Gemeinsam mit seinem berühmten Vater sang er den alten Cat-Stevens-Hit „Father and Son“. Abgesehen von diesem Cover präsentierte Reim vorwiegend ältere Lieder, die vielfach mit „Ich“ beginnen.

Musikalisch war das Konzert rockig und übertrieben keyboardlastig arrangiert, der Eindruck: Der erfolgreiche Musiker ist mit seinem Sound in der Vergangenheit stecken geblieben. Seine Band setzte die bombastischen Arrangements druckvoll, mit viel Verve und mit professioneller Leidenschaft für den Frontmann perfekt in Szene. Abwechslungsreicher als die ziemlich eintönige, dynamisch eindimensional laute Musik bot eine interessant gestaltete Lightshow. Als auffordernde Solonummer durfte Backgroundsängerin Christin Stark, die vierte Ehefrau von Reim, ihren als Single erschienenen Schwangerschaftsschlager „Baby rock mein Herz“ präsentieren. Das Publikum sang begeistert mit.