Musik
War Neunburgerin Beethovens „Elise“?

Der Musikwissenschaftler Klaus Martin Kopitz vermutet, dass Elisabeth Röckel aus Neunburg die Widmungsempfängerin des Albumblatts „Für Elise“ war.

05.11.2013 | Stand 16.09.2023, 7:20 Uhr
Karl-Heinz Probst

Elisabeth Röckel um 1860

Der Artikel „Beethoven verehrte eine Neunburgerin“ in der Mittelbayerischen Zeitung vom 18. September stieß in Fachkreisen auf Interesse. Der renommierte Musikwissenschaftler und Beethoven-Forscher Klaus Martin Kopitz aus Berlin meldete sich beim Autor, um weitere Details über die Familie Röckel (Röckl) zu erfahren: „Durch Zufall fand ich im Internet Ihren Beitrag über Elisabeth Röckel. Ich habe ihn mit großem Interesse gelesen, da er zahlreiche neue Informationen über die Familie enthält.“

Buch über Elisabeth Röckel

Kopitz, der seit 2012 an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Dresden an der Herausgabe der Korrespondenz von Robert und Clara Schumann arbeitet, hat 2010 ein kleines Buch über Elisabeth Röckel publiziert. Es war Gegenstand mehrerer Fernsehbeiträge, darunter in ARTE und zwei japanischen Sendern. Demnächst erscheint von Kopitz ein Aufsatz über Elisabeth Röckel, der sich insbesondere noch einmal der These widmet, dass sie Beethovens „Elise“ war. Der Artikel soll voraussichtlich in der Zeitschrift „Die Tonkunst“ erscheinen, vielleicht auch im „Beethoven Journal“. „Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Ihre schönen Funde dort gern erwähnen“, schreibt Kopitz.

Kopitz vermutet, dass Elisabeth, die bei der Taufe ihres Sohnes Eduard als „Maria Eva Elise“ registriert wurde, die Widmungsempfängerin des weltberühmten Albumblatts „Für Elise“ von Ludwig van Beethoven war. Das Autograph des 1810 entstandenen Stücks trug die Widmung „Für Elise am 27. April zur Erinnerung von L. v. Bthvn“, könnte also im Hinblick auf die Abreise der 17-jährigen Elisabeth Röckel nach Bamberg entstanden sein.

Wiener Forscher widerspricht

Der Wiener Musikwissenschaftler Michael Lorenz bezweifelt allerdings 2011 in seinem Aufsatz „Die enttarnte Elise“, in dem er einige Wiener Archivquellen untersucht, Kopitz’ These. Einen eindeutigen Nachweis, dass Elisabeth Röckel sich als „Elise“ bezeichnete, scheint es nicht zu geben. Kopitz These sei somit nicht aufrechtzuerhalten, so Lorenz.

Wie dem auch sei, durch die öffentliche Kontroverse der beiden Wissenschaftler ist die gebürtige Neunburgerin in der ganzen Welt bekannt geworden. Die Röckels waren schon eine bemerkenswerte Familie, über die andererseits nur wenig geforscht wurde, so Kopitz. Er selbst kam durch seine langjährigen Beethoven-Forschungen darauf. Kopitz konnte die Vermutung des MZ-Autos im erwähnten Artikel übrigens bestätigen, dass die Röckel-Eltern Neunburg verlassen haben, weil sie in den Sterbematrikeln nicht auftauchen. Kopitz: „Ich kann noch ergänzen, dass sie tatsächlich nach Wien zogen und dort sesshaft wurden. Der Vater Joseph Röckel starb dort am 30. Juli 1827, die Mutter Elisabeth Röckel geb. Diemand, am 7. Juni 1840.“

Kopitz Buch „Beethoven, Elisabeth Röckel und das Albumblatt Für Elise“ ist im Verlag Dohr erschienen und im Buchhandel für 12,80 Euro erhältlich.

Elisabeth Hummel, geborene Röckel:

1793, 15. März: In Neunburg geboren als Tochter der Strumpfstrickerseheleute Joseph und Elisabeth Röckel, geborene Diemand, im „Sämmerhaus“ in der Hauptstraße

1806/07: Übersiedelung nach Wien

1810: erstes nachweisbares Engagement im Theater in Bamberg

1811 bis 1813: Sopranistin am Wiener Kärntnertor-Theater undam Wiener Hoftheater

1813, 16. Mai: Heirat in Wien mit dem Pianisten und Komponisten Johann Nepomuk Hummel; Trauzeuge war Hofkapellmeister Antonio Salieri

1814: Geburt des Sohnes Eduard in Wien; er wurde Musiker und Komponist und starb 1893 in den USA.

1819: Übersiedlung nach Weimar

1821: Geburt des Sohnes Carl in Weimar; er wurde Kunstmaler und starb 1907 in Weimar.

1883, 3. März: in Weimar gestorben und beerdigt.