Geschichte
Warum 50 Jahre keine Kirche gebaut wurde

Johann Baptist Schellerer war 31 Jahre Rodings Pfarrer – seine Pläne für ein größeres Gotteshaus dauerten noch länger.

11.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:26 Uhr
So sah die Pfarrkirche aus, als Johann Schellerer 1902 nach Roding kam. −Foto: Schellerer

Über drei Jahrzehnte lang war Johann Baptist Schellerer Pfarrer in Roding, vom 14. Mai 1902 bis zur Berufung zum Stiftskanonikus der Alten Kapelle in Regensburg am 26. April 1933. Anlässlich seines silbernen Priesterjubiläums wurde er am 27. Juni 1915 zum Ehrenbürger des Marktes Roding ernannt. „Bei einem Kirchgang, an dem sich auch die Beamten beteiligten, wurde Schellerer die Ehrenbürgerurkunde überreicht“, schrieben Eduard Trinkerl und Karl Gschwendner in ihrer „Chronik des Marktes Roding.

Er gehörte der Verwaltung der Sparkasse an und war Mitglied im Sparkassenausschuss. Zudem war er unter anderem Gemeinderat (mit dem Recht der Stellvertretung der Bürgermeister) und Mitglied im Haushaltsausschuss. Ab dem Jahr 1918 war er Distriktschulinspektor, ab 1926 Schuldekan und Kammerer. Zu Beginn des Jahres 1933 wurde Schellerer Stiftspfarrvikar von St. Kassian in Regensburg. Er verstarb am 21. November 1938 in Regensburg.

Priesterweihe 1890

Geboren in Wiesent im Jahr 1865, erhielt Schellerer am 19. März 1890 in Regensburg die Priesterweihe. Im Anschluss war er Kooperator in Pittersberg und Ergoldsbach sowie Expositus in Dünzling. Schließlich wurde er am 24. Oktober 1895 Kooperator bei St.Emmeram in Regensburg. Weiter heißt es in der Chronik von Trinkerl und Gschwendner: „Als Pfarrer Schellerer im Jahre 1902 nach Roding kam, fand er die Pfarrkirche als zu klein.“ Schellerer und seine Kirchenverwaltung ließen 1905 einen Bauplan zur Erweiterung anfertigen, beantragten die behördliche Erlaubnis zu einer Sammlung und einen Zuschuss zum Bau der Erweiterung. Sowohl die Regierung als auch das Bischöfliche Ordinariat zu Regensburg lehnten den Entwurf jedoch als „unkünstlerisch“ ab.

Der Münchener Architekt Schott lieferte dann im Jahr 1908 einen neuen Bauplan für eine Erweiterung der Kirche auf 1060 beziehungsweise 1103 Sitzplätze. Dazu sollten das Haus Nummer 47 und teilweise auch das Haus Nummer 48 angekauft werden. Das alte Rathaus, die Anna-Kapelle und die St. Josef Kapelle standen im Weg und wären „der Spitzhacke zum Opfer gefallen“. Dies hätte auch bedeutet, dass die (damals noch unbekannten) Fresken in der Josefikapelle und der Totentanz in der Annakapelle verschwunden wären. Weil das die Zerstörung der gesamten historischen Anlage bedeutet hätte, sperrten sich die übergeordneten Behörden damals entschieden gegen die Pläne. Sie empfahlen die Errichtung einer völlig neuen Kirche an einem anderen Platz. Davon wollte man in Roding aber nichts wissen. Außerdem fehlte das Geld. Im Mai 1914 stellte man fest, dass sich Planung und Finanzierung weiter verzögern.

Neubau erst 1959

Eine grundsätzliche Genehmigung zum Kirchenbau erteilte der Staat im Jahr 1918, Roding sollte Gelder zur Finanzierung zurücklegen. Doch die Inflation (1920 bis 1923), die folgende Notzeit, das Dritte Reich und der Zweite Weltkrieg (1939 bis 1945) verhinderten jede neue Planung. Erst mit dem Bau der Arnulfkaserne von 1957 bis 1959 und dem Einzug der Soldaten in Roding begann ein gewisser Aufschwung. Das gab schließlich den Anstoß zum Kirchenbau im Jahre 1959.

An der Westseite des Alten Rathauses, am Durchgang vom Marktplatz, befindet sich das als Reliefbild gefertigte Rodinger Wappen. Pfarrer Schellerer finanzierte es im Jahr 1910. Der Künstler war der Münchener Kunstmaler und Bildhauer Albert Schellerer, ein Neffe von Pfarrer Schellerer. Das Wappen wurde in der vierten Septemberwoche des Jahres 1911 am Rathaus angebracht. (rjm)