Wandel
Warum Roding Foto-Profis braucht

Foto Koch feiert 70. Jubiläum. Inhaberin Elke Schwarzfischer erklärt, wie sich ein Studio gegen Hobbyfotografen behauptet.

16.01.2019 | Stand 16.09.2023, 5:54 Uhr

70 Jahre besteht das Fotostudio Koch heuer. Inhaberin Elke Schwarzfischer (rechts), Fotografin Larissa Lickl (hinten) und Auszubildende Christina Nicklas wollen weiterhin mit Qualität punkten. Foto: Schreiner

Die Digitalisierung veränderte alles. Vor der Jahrtausendwende stand Elke Schwarzfischer stundenlang in der Dunkelkammer zum Entwickeln der Filme, heute bearbeitet sie die Fotoserie am Computer mit ein paar Mausklicks. „Unsere Branche war schon immer im Wandel, doch die Einführung der Digitalfotografie war der größte Umbruch“, sagt die Inhaberin des Fotostudios Koch, das heuer seit 70 Jahren besteht – und sich gegen zunehmende Konkurrenz der Amateurfotografen behauptet.

1949 eröffneten Helmut und Rosa Koch ein Fotogeschäft an der Regenbrücke. Vier Jahre später folgte der Umzug in das Haus mit Atelier in der Dr. Held-Straße in Roding. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor, drei davon blieben dem Beruf der Eltern treu. Tochter Elke Schwarzfischer, die 1987 ihre Ausbildung begonnen und 1995 die Meisterprüfung abgelegt hat, übernahm 1997 das Geschäft.

Die veraltete Großbildkamera

Durch technische Veränderungen hat sich seitdem einiges getan. Auch das Rodinger Geschäft musste den Wandel erkennen und sich anpassen. „Man muss mit dem Trend gehen, auch wenn man dabei viel Ausdauer braucht“, sagt Elke Schwarzfischer im Gespräch mit unserem Medienhaus. Sie selbst erwarb 1995 noch eine Großbildkamera, die man heute nur noch in Museen findet. Spätestens 2000 waren die Analog-Kameras veraltet.

Der Umbruch war Chance und Herausforderung zugleich, sind sich die Inhaberin und ihre Angestellte Larissa Lickl einig. Neben der Ausstattung der Fotografen vergrößerte sich auch das Sortiment im Laden. Bilderrahmen stapelten sich, die Regale waren mit Kameras übersät. Die Vorteile der digitalen Bilder liegen auf der Hand: Zum einen ist das Speichern einfacher und braucht weniger Platz. „Und man ist viel flexibler. Mit der Kamera kann man heute alles machen“, so Schwarzfischer. Früher mussten sich die Fotografen viele Gedanken über Standort und Lichtverhältnisse machen und sich um die Filmrollen kümmern.

Das Gespür für das Motiv

Die rasante Entwicklung geht weiter – von der klassischen Spiegelreflexkamera über das Fotohandy bis zu Luftaufnahmen von Drohnen. Entscheidend sind laut Schwarzfischer und Lickl aber nach wie vor Gespür für das Motiv, Kreativität, ein Händchen für Technik und der Draht zu den Kunden. Etablierte Fotostudios müssen sich damit von der Amateur-Schiene abheben. „Am Ende entscheidet die Qualität des Bildes“, betont die Fotografenmeisterin, für die die Fotografie weiterhin eine Kunst ist.

Quereinsteiger kaufen sich teure Kameras und riesige Objekte, „doch oft fehlt ihnen das nötige Hintergrundwissen“, weiß Lickl. Beispiel: Der nette Verwandte sollte die Hochzeit mit seiner Kamera fotografieren. Die Fotos mit den wichtigen Szenen hat er dann aber in den Sand gesetzt. „Wir hören das immer wieder. Bei den meisten Leuten findet dann ein Umdenken statt“, erzählt Schwarzfischer. Es lohnt sich also nicht immer, nur Geld sparen zu wollen. Vor allem, wenn es sich um einzigartige Ereignisse handelt. „Das Preis-Niveau zwischen Amateur und Profi ist zumal relativ ähnlich“, sagt sie.

„Unser Vorteil ist, dass wir alles aus einer Hand anbieten können.“Elke Schwarzfischer, Inhaberin

Dass immer mehr Hobbyfotografen in das Metier stoßen, spornt das Team von Foto Koch an. „Unser Vorteil ist, dass wir alles aus einer Hand anbieten können“, so Schwarzfischer. Man müsse auf die Wünsche der Kunden eingehen und die jahrelange Erfahrung bei den Aufnahmen ausspielen. „Schließlich haben wir das von der Pike auf gelernt.“ Ein Baustein sei die Porträtfotografie. Immer wichtiger werde es, bestimmte Nischen zu besetzen. Die Inhaberin hat zum Beispiel einen Kurs für Unterwasser-Fotografie besucht und bildet sich diese Woche in einem Seminar für Kurzvideos fort. Damit sollen neue Kundenkreise akquiriert werden.

Aktuell wird das Atelier im Stadtzentrum umgebaut und erweitert. Umgesetzt werden soll demnächst auch der Plan, eine Fotostation, an der Kunden selbst Fotoauszüge anfertigen können, zu installieren. Für das Jubiläumsjahr ist ein Feier-Monat mit besonderen Aktionen geplant. Mehr verrät die Inhaberin noch nicht.

In Zeiten der Selfie-Generation setzt das Rodinger Fotostudio auf Qualität statt Quantität – und zwar mit natürlichen Motiven, bei denen die Emotionen im Vordergrund stehen. Dass Schwarzfischer im Urlaub auch Fotos mit dem Smartphone schießt oder mal ein Selfies macht, will sie gar nicht verhehlen. „Trotzdem habe ich immer eine gute Kamera dabei“, sagt sie.

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