Große Kauffreude
Weihnachtsgeschäft: Bayern trotzen der Konjunkturflaute

11.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:34 Uhr
Im bayerischen Handel war am dritten Adventssamstag von Flaute keine Spur. −Foto: dpa

Die weihnachtliche Vorfreude scheint größer als die Angst vor der Inflation: Die Bayern greifen vor dem Fest tief in die Taschen. Einzelhändler und Standbetreiber auf Weihnachtsmärkten freut es.



Inflation hin, Energiekrise her: Die Menschen in Bayern greifen vor Weihnachten kräftig in ihre Portemonnaies und geben auf Weihnachtsmärkten, in den Innenstädten und im Internet Geld für Geschenke oder den persönlichen Genuss aus. Der bayerische Handelsverband rechnet schon jetzt damit, dass das Umsatzziel von 14,5 Milliarden Euro bis zum Heiligen Abend vergleichsweise locker erreicht wird.

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Auch auf den Weihnachtsmärkten sind die Standbetreiber zufrieden, sagte der Geschäftsführer des Bayerischen Landesverbandes der Schausteller und Marktkaufleute, Jürgen Wild, der Deutschen Presse-Agentur in München. „Vom Gefühl her würde ich sagen, es sind mehr Besucher als 2019 auf den Plätzen unterwegs“, schätzt Wild. Die Stimmung beschreibt er als „entschleunigt“. Man spüre, dass die Menschen Probleme wie Corona, Inflation und hohe Energiekosten wenigstens für ein paar Minuten vergessen wollten.

Besucherniveau von vor Corona

Marco von Dobschütz-Dietl, der den berühmten Christkindlesmarkt in Nürnberg leitet, bestätigt: „Die Besucherzahlen von vor Corona werden heuer sicherlich erreicht“. Rund 180 Händlerinnen und Händler bieten neben Spezialitäten wie Nürnberger Lebkuchen auch Rauschgoldengel, Christbaumschmuck und andere Weihnachtsartikel an. „Die Geschäfte laufen gut“, sagt Dobschütz-Dietl. „Die Menschen kommen gerne auf den Christkindlesmarkt und gönnen sich auch das eine oder andere Geschenk.“ Auch Touristen genießen das stimmungsvolle Treiben in der Altstadt. Zu Marktbeginn seien die Hotels zu 70 Prozent ausgelastet gewesen. Auch 90 Flusskreuzfahrtschiffe hätten sich angekündigt.

Die Münchner Marktkaufleute sind ebenfalls zufrieden. Sie freuten sich über regen Zuspruch, gute Verkaufszahlen und eine freundliche, friedliche Atmosphäre, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsreferats. Die Besucherzahlen dürften nach Einschätzung der Stadt mindestens das Niveau von 2019 erreichen, als 3,3 Millionen Gäste gezählt wurden. Auch bei Urlaubern steht der Christkindlmarkt vor der romantischen Kulisse des neugotischen Münchner Rathauses hoch im Kurs. Sie kämen vor allem aus Spanien, Italien und den USA, aber auch aus anderen Teilen Deutschlands.

Kassen klingelten auch in den Geschäften

Auch abseits der Märkte haben beim bayerischen Einzelhandel am 3. Adventssamstag erneut die Kassen geklingelt. Zwar seien die Geschäfte nicht ganz so gut gelaufen wie eine Woche zuvor, sagte der Sprecher des Handelsverbands Bayern, Bernd Ohlmann, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Jedoch lägen die Einzelhändler voll im Soll, um das selbst gesteckte Ziel von 14,5 Milliarden Euro Umsatz zu erreichen.

Damit werden die Händler deutlich über dem Vorjahr liegen, als noch Corona-Beschränkungen das vorweihnachtliche Einkaufsvergnügen trübten. Allerdings lägen die Umsätze noch immer unter dem Vor-Corona-Advent 2019. „Es scheint wohl so zu sein, dass nicht alle an Geschenken sparen“, sagte Ohlmann mit Blick auf die aktuelle konjunkturelle Krise in Folge hoher Preise vor allem für Energie.

„Der Schnee und das kalte Wetter sind gut“, sagte Ohlmann. Das entfache bei vielen Menschen Lust auf Weihnachts-Shopping in Läden und auf Märkten. Als positiv für die Händler erachtet er, dass nach dem 4. Advent noch einmal eine volle Woche bis zum Heiligen Abend vergeht. „Das Christkind dreht noch einmal eine Ehrenrunde“, sagte Ohlmann. Kurzentschlossene hätten noch mehr Zeit für ihre Einkäufe, der vorweihnachtliche Run auf die Geschäfte werde sich auch etwas entzerren.

Bislang kein Renner bei den Weihnachtsgeschenken

Bisher habe sich kein echter Renner bei der Auswahl der Weihnachtsgeschenke herauskristallisiert. Unterhaltungselektronik und Spielwaren gingen wie immer gut. Die zuletzt tiefen Temperaturen und die Schneefälle hätten vor allem dem Textileinzelhandel und den Sportgeschäften Kunden gebracht - warme Kleidung und Sportausrüstungen wie Skier seien gefragt. Ungetrübt sei auch der Trend zu Gutscheinen, sagte Ohlmann.

− dpa