Wirtschaft
„Weltbild“ bleibt Regensburg erhalten

Von der Insolvenz der Verlagsgruppe sind die Filialen nicht betroffen. Auch das Regensburger Geschäft bleibt erhalten – sehr zur Freude der Kunden.

10.01.2014 | Stand 16.09.2023, 7:14 Uhr
Philipp Seitz

Die Weltbild-Filiale in Regensburg ist von der Insolvenz nicht betroffen. Foto: Seitz

Die bunten Pyramiden sind ein Blickfang. Gekonnt reiht sich ein Buch an das andere, die kunstvollen Stapel strecken sich der Geschäftsdecke entgegen. Das lockt natürlich die Kunden an. In der Weltbild-Filiale in den Regensburg Arcaden herrscht am Freitagabend großer Andrang. Die Mitarbeiterinnen der Buchhandlung, die vor wenigen Stunden von der Insolvenz der katholischen Verlagsgruppe erfuhren, haben alle Hände voll zu tun: Kunden lassen sich Produkte zeigen oder fragen nach Buchempfehlungen. „Können Sie mir mal die Ipad-Hülle genauer zeigen“, fragt eine ältere Dame und deutet auf die Produktschachtel. „Kein Problem“, meint die Verkäuferin und öffnet ihr die Plastikhülle.

Immer wieder wandert ein Buch in eine der rot bedruckten Plastiktaschen und wird anschließend über den Ladentisch dem Kunden in die Hände gedrückt. Über mangelnde Beschäftigung kann sich die junge Verkäuferin an der Kasse nicht beschweren. Das Geschäft läuft offenbar gut. Es scheint, als sei es ein normaler Geschäftstag für den Buchladen und die Angestellten.

Regensburger Filiale nicht betroffen

Doch für die Weltbild-Mitarbeiter werden es sicher schwere Stunden gewesen sein. Auf die Insolvenzmeldung angesprochen, nicken die freundlichen Verkäuferinnen in Weltbild-Filiale in den Regensburg Arcaden. Ja, sie wissen darüber Bescheid. Doch mit der Presse sprechen, das dürfen sie nicht – Vorgabe der Geschäftsführung. „Bitte nehmen Sie Abstand davon, mit unseren Mitarbeitern zu sprechen. Es sind sehr schwere Stunden für sie“, heißt es auf Nachfrage von der Weltbild-Pressestelle. Von der Insolvenz werden wohl mehr als 6300 Arbeitsplätze des defizitären Verlages betroffen sein.

Doch die Mitarbeiter der Regensburger Filiale haben Glück: Sie müssen sich keinen neuen Job suchen. Von der Insolvenz der katholischen Verlagsgruppe werden die Filialen, wie der Weltbild-Pressesprecher bestätigt, nicht betroffen sein. Auch in Zukunft wird die vielfältig mit Büchern bestückte Auslage die Passanten im oberen Stock der Arcaden in das Geschäft locken – zur Freude der Kunden: „Ich kaufe immer gerne hier ein“, erzählt Johann Dingler und blättert durch die Seiten eines prominent in der Auslage platzierten Buches. „Bei Internethändlern kann ich mir die Bücher vorher nicht anschauen oder in sie hineinlesen.“ Er kaufe gerne in Buchhandlungen ein: „Da kann ich mich hinsetzen und mir mein Buch in Ruhe aussuchen.“ Nur wenn er ein älteres Buch erwerben wolle, das im Laden nicht erhältlich sei, bestelle er über das Internet. „Aber das ist schon die Ausnahme“, fügt er schnell hinzu.

„Beratung ist viel wert!“

Ähnlich sieht es Angela Ziegler: „Die Beratung in der Buchhandlung ist schon viel wert. Es wäre ein großer Nachteil, wenn Bücher nur noch über das Internet gekauft werden könnten.“ Heidi Meilner würde es sehr bedauern, wenn auch die Weltbild-Läden in den Fußgängerzonen schließen müssten: „Ich bin dort immer gut beraten worden.“ Das findet auch Irne Sturm: „Es wäre schon ein Verlust, wenn es Buchhandlungen, wie Weltbild, wegen der Internet-Konkurrenz nicht mehr geben würde.“ Doch das lasse sich wohl auf lange Sicht gesehen nicht aufhalten, vermutet Florian Ernst. „Das Internet empfinden viele Käufer einfach als bequemer. Sie müssen nur auf den Knopf drücken und bekommen ihr Buch per Post versandkostenfrei geliefert.“

Monika Gietl kauft ihre Bücher aber dennoch lieber im Ladengeschäft ein. „Es ist sehr anregend, in verschiedene Bücher hineinzublättern und dann die passende Lektüre auszuwählen.“ Doch irgendwann werde es wohl so weit kommen. Aber das möchte Gietl nicht und handelt: „Ich habe jetzt aus Solidarität ein Buch gekauft“, berichtet sie und zeigt lächelnd auf ihre Einkaufstasche mit den roten Weltbild-Lettern.