Experten nennen das Phänomen „Shrinkflation“. Bei diesem Trick wird durch Reduzierung des Packungsinhalts - nahezu unbemerkt vom Verbraucher - der Preis erhöht. Aktuell prominenteste Beispiele sind die Goldbären von Haribo und Rama von Upfield.
Nur noch 175 Gramm statt der bisher üblichen 200 Gramm Goldbären finden künftig den Weg in die Haribo-Tüte. Und das bei gleichem Preis. Laut Bild-Zeitung wiegt ein Goldbär rund 2,3 Gramm. Somit sind bei 25 Gramm Reduzierung circa elf Goldbären weniger in der Tüte.
Im Durchschnitt 99 Cent musste zuletzt für eine Packung Goldbären gezahlt werden. Mit der Reduzierung des Inhalts um 25 Gramm erzielt Haribo eine Preiserhöhung von rund 14 Prozent.
Haribo kann zumindest nicht vorgeworfen werden, sie hätten die Preiserhöhung heimlich gemacht. Gordon Kaup, Vertriebschef von Haribo Deutschland, hatte dies in der Lebensmittelzeitung angekündigt. Die Inflation würde Haribo zu diesem Schritt zwingen. Haribo will aber transparent sein, vor allem für die Kunden. Dazu soll auch die Packungsgröße der Goldbären dem reduzierten Inhalt angepasst werden.
Rama: 25 Prozent teurer
Empörung bei Verbrauchern rief das Unternehmen Upfield zuletzt mit seinem Produkt Rama hervor. Von 500 auf 400 Gramm schrumpfte der Becherinhalt, der Preis des Streichfetts blieb jedoch gleich. Eine Preiserhöhung um satte 25 Prozent rechnet die Verbraucherzentrale Hamburg vor. Sie kritisiert zudem die fehlende Nachhaltigkeit: Die Bechergröße bleibt trotz weniger Inhalt gleich und täuscht obendrein den Käufer. Upfield begründet den Schritt mit gestiegenen Kosten.
Das Unternehmen hätte den Preis für Rama in den vergangenen Jahren auf verschiedene Weisen erhöht, berichten die Hamburger Verbraucherschützer. Zunächst wurde der Preis auf herkömmliche Art erhöht. Dann habe Upfield in den Zutaten Fett durch streichfähiges Wasser ersetzt: Eine Qualitätsminderung ohne begleitende Preisanpassung ist ebenfalls eine versteckte Preiserhöhung. Und schließlich wurde der Becherinhalt reduziert. Laut der Hamburger Verbraucherzentrale verteuerte sich der Becher Rama seit 2008 um 150 Prozent.
Rama ist nicht das einzige Produkt von Upfield, bei dem das Unternehmen versteckt die Preise erhöht. Wie die Hamburger Verbraucherzentrale mitteilt, seien auch die Streichfett-Marken Sanella, Lätta und Becel betroffen. Zwischen 11 und 25 Prozent mehr müssen Verbraucher für diese Produkte ausgeben.
Genaues Hinsehen lohnt sich
Die Preissteigerungen an sich stehen nicht in der Kritik der Verbraucher. Sie fordern vielmehr Transparenz. „Der verringerte Inhalt muss deutlich erkennbar sein“, sagt Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen. Sie kennt die Tricks der Unternehmen: Doppelte Böden, kleiner Sichtfenster oder minimal dünnere Schokoladentafeln sollen die Verbraucher täuschen. Die Füllmenge steht meist klein gedruckt auf der Rückseite der Verpackung. Franz fordert, dass die Füllmenge groß auf der Schauseite des Produkts steht oder zumindest die Verpackung verkleinert wird, wenn sich schon die Füllmenge verringert.
Um nicht auf die Tricks der Konzerne hereinzufallen, hilft nur eins: Genau hinschauen. Achten Sie auf die angegebene Füllmenge. Zudem sollten Verbraucher einen Blick auf die Zutatenliste werfen. Steht auf einer Verpackung zum Beispiel „Neue Rezeptur“ muss das nicht besser heißen, warnt die Verbraucherzentrale Hessen. In dem Fall sollte die Zutatenliste geprüft werden. Stünden plötzlich Wasser und Bindemittel vor hochwertigeren Zutaten, könne das ein Hinweis sein, dass sich die Qualität verschlechtert hat, teilt die Verbraucherzentrale mit.
Und noch ein Tipp: Gibt es vergleichbare Angebote, lohnt sich ein Blick auf das Kleingedruckte auf dem Preisschild. Dort findet man den Grundpreis, der sich auf Kilogramm oder Liter bezieht und die Angebote auch bei unterschiedlicher Inhaltsmenge vergleichbar macht.
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