Jubiläum
Wenn der Vater mit den Söhnen…

Das Chamer Familienunternehmen Rädlinger feiert Geburtstag mit 1700 Gästen und will trotz allen Erfolgs bodenständig und persönlich bleiben.

02.06.2013 | Stand 16.09.2023, 21:03 Uhr

Familienunternehmen: Firmengründer Josef Rädlinger mit Ehefrau Monika

Vater und Sohn Rädlinger, Josef sen. und Josef jun., sitzen gemeinsam am Chefschreibtisch ihres Unternehmens. Gut, der Junior voll dahinter, der Vater ein wenig daneben. Aber es harmoniert. Durch die riesigen Glasscheiben des Büros im 3. Stock fällt der Blick malerisch in die Chamtalauen. Ganz Windischbergerdorf liegt zu Füßen. Der Sohn hat inzwischen voll übernommen und teilt sich die Führungsaufgaben derUnternehmensgruppe Rädlingermit seinem Bruder Werner. Ein Familienunternehmen in zweiter Generation, mit guten Chancen auf eine dritte. Denn Enkel Johannes (26) hat es als Ingenieur bereits zum Bauleiter gebracht. Und auch die anderen Kinder der Familie Rädlinger haben so manches brauchbare Gen geerbt.

Beginn mit einem Zweiachser

An diesen Unternehmer-Genen scheint es in der Familie nicht zu mangeln. Am 6.6.1963 hat Josef Rädlinger sen. den Betrieb gegründet. Er war ein Ein-Mann-Fuhrunternehmen und mit einem Zwei-Achser konnte er immerhin acht Tonnen Kies aus den Donauauen dorthin schaffen, wo sie gebraucht wurden. 1965 gründete er eine Kiesbaggerei und 1972 das Bauunternehmen.

Heute ist daraus eine Unternehmensgruppe geworden, deren Hauptsitz mit den riesigen orangen Konzern-Logo „JR“ auf blauem Grund auf einem Hauptgebäude prangt, das man – sehr vorsichtig formuliert – als vorzeigbar beschreiben sollte. Und es steht immer noch in Windischbergerdorf. Von dort aus hat sich die Unternehmensgruppe verbreitet und schickt ihre Fahrzeuge in die ganze Republik. Das Firmenlogo des Baulöwen aus Cham ist zwischenzeitlich auf allen Autobahnen ein Begriff.

Doch der Löwe hat inzwischen viele Standbeine. Er betreibt eine Beton-Mischanlage, eine Straßen- und Tiefbau GmbH, eine Ingenieurbau GmbH, Maschinenbau und schließlich noch ein Unternehmen für Photovoltaik und eines, das den Russen gezeigt hat, wie man mittels eines riesigen Schlauchwebanlage sogar derart marode Pipelines abdichten kann, wie sie gerne für das russische Öl verwendet werden – ohne aufzugraben!

Die Sache mit den Kompetenzen

Wie stemmt man das, als Familienunternehmen? „Man braucht Mitarbeiter, die ihr Geschäft verstehen und denen man vertrauen kann. Man bleibt bodenständig, man geht partnerschaftlich mit Kunden und Lieferanten um und man teilt seine Kompetenzen genau auf“, sagt Josef Rädlinger jun. Der Senior grinst. Er hat seine Kompetenz mit 75 Jahren traumhaft aufgeteilt. Er steht weiterhin mit seiner Frau Monika um 6.15 Uhr auf. Sie schaut immer noch im Büro über die Finanzen und Vater Rädlinger geht seinem Hobby nach: Er ist zuständig für den Fuhrpark und kann noch jede Maschine selber fahren.

„Immer schon Teil der Firma“

Der Sohn kann sich keine andere Arbeit vorstellen. „Ich bin praktisch Teil der Firma, seit ich denken kann. Ich bin im Bauhof aufgewachsen“, erzählt er. So wächst man in eine Firma hinein. Heute wohnt er hoch über Cham, traumhaft neben den Steinbrüchen über der Weinbergstraße. Das findet er auch gut so, auch wenn er dort trotzdem für sein Unternehmen erreichbar ist. Aber Urlaub gibt es. Ohne Diskussion. Da ist schon einmal der traditionelle Betriebsurlaub der Firma von Weihnachten bis Dreikönig.

Urlaub muss sein. Aber der Junior gibt zu, dass ihn das Unternehmen auch dann nicht los lässt. Das findet er nicht ganz in Ordnung: „Man hat die besten Ideen dann, wenn man entspannt ist“, sagt er.

Gibt es ein Erfolgsgeheimnis? Das vielleicht nicht, sagt der Senior. Aber einen Leitsatz, den er sich Zeit seines Unternehmerlebens zu Herzen genommen hat: „Es gibt nichts, das nicht geht.“

Heute hat die Unternehmensgruppe Rädlinger 1200 Mitarbeiter. Sie wurde mit dem „Großen Preis des Mittelstandes“ ausgezeichnet und hat einen Jahresumsatz von über 200 Millionen Euro. Tendenz, wohin man blickt: aufwärts! „Es ist erschreckend, wie die Zeit vergangen ist“, sagt Josef Rädlinger sen. Aber es macht ihn stolz, was in dieser Zeit entstanden ist.

Ein Fest für 1700 Gäste

Sein Sohn Josef weiß das zu schätzen und dankt seinen Eltern mit seinen Geschwistern Margit, Werner und Peter: „Zeit unseres Lebens sind wir stolz gewesen auf das, was unsere Eltern aufgebaut haben. Sie haben die geistigen und materiellen Grundlagen gelegt für unser Unternehmen und wir führen es heute nach bestem Wissen und Gewissen weiter.“

Nun ist es Zeit zu feiern: Zuerst gibt es ein Fest mit rund 1200 Mitarbeitern und Angehörigen, anschließend eines mit 500 Lieferanten und Kunden des Unternehmens. Das alles in einer der riesigen Rädlingerhallen in der Chambtalaue.

Die Unternehmensgeschichte

Die Erfolgsgeschichte von Rädlinger begann im Jahr 1963 als Josef Rädlinger sen. eine Kiesbaggerei und ein Fuhrunternehmen in Cham in der Oberpfalz gründete.

Seitdem hat sich die Josef Rädlinger Bauunternehmen GmbH zu einer der führenden mittelständischen Bauunternehmungen Deutschlands entwickelt.

Heute beschäftigt die international tätige Unternehmensgruppe Rädlinger mit Sitz in Windischbergerdorf in den verschiedenen Bereichen rund 1200 Mitarbeiter.

Meilensteine der Unternehmensgruppe Rädlinger

1963: Gründung der Josef Rädlinger Kiesbaggerei und Fuhrunternehmen e. K. in Cham

1971: Gründung der Josef Rädlinger Bauunternehmen GmbH in Cham

1988: Gründung der Rädlinger Maschinen- und Anlagenbau GmbH

1991: Gründung einer Niederlassung der Rädlinger Bauunternehmung in Altenburg.

1993: Übernahme des Ingenieurbüros Inprojekta in Pilsen

1994: Übernahme der AREA Grundstücksverwaltungs- und Vermietungs- GmbH in Leipzig

1995: Übernahme der ITE Ingenieurtechnische Erschließung Leipzig GmbH

1995: Übernahme der ITE Deponiebau GmbH Leipzig

1995: Eröffnung der neuen Transportbeton-Mischanlage in Weiding

1996: Gründung der Rädlinger Straßen- und Tiefbau GmbH in Selbitz

2000: Gründung der Rädlinger Asphaltbau GmbH in Cham

2001: Gründung der Rädlinger primus line GmbH

2002: Gründung der Josef Rädlinger Ingenieurbau GmbH in Vilshofen

2004: Gründung der Rädlinger Bauunternehmen Ges.m.b.H. in St. Pölten Österreich

2005: Gründung der S.C. Trust Constructii Rädlinger S.R.L. in Rumänien.

2006: Gründung der RWenergy GmbH in Schwandorf

2006: Übernahme des Berufs- Bildungs- Zentrums (BBZ) in Schwandorf

2007: Beteiligung an der S.C. Diabas Bata S.R.L. in Rumänien