Ehrenamt
Wenn Tiere in Not geraten: Kelheimer THW übt Großtierrettung

31.05.2023 | Stand 14.09.2023, 23:51 Uhr
Helfer des Kelheimer THW verladen einen hölzernen Prerdedummy mit einem Kran. −Foto: Markus Hofer

Wie man buchstäblich die Kuh vom Eis holt (oder ein Pferd aus dem Straßengraben), hat das Kelheimer THW am Samstag geübt. Die ehrenamtlichen Helfer schnallten unter anderem einen Pferde-Dummy auf eine Schleifplatte und verluden das Tier auf einen Transporter.Der zertifizierte Großtierretter Lutz Hauch von einer Spezialfirma in Nordrhein-Westfalen leitete die Kelheimer Kameraden an, sagt der THW-Ortsbeauftragte Markus Hofer.

Bei der Großtierrettung geht es um alle Tiere, die größer sind als ein Schäferhund, erklärt Hofer. Beispielsweise eine Kuh, die in einem Zaun stecken geblieben ist oder ein Pferd, dass nach einem Unfall mit dem Pferdetransporter verletzt am Straßenrand liegt. Eigentlich sei das in Bayern Aufgabe der Feuerwehren. Allerdings kommen solche Situationen laut THW vergleichsweise selten vor und werden daher nicht intensiv geübt.

Kelheimer THW verfügt über Spezialfähigkeiten

An dieser Stelle kommt das THW ins Spiel, erklärt Hofer. Seit über einem Jahr setze sich der Kelheimer Ortsverband mit dem Thema Großtierrettung auseinander. Man habe geübt – auch mit Feuerwehren –, Konzepte erstellt und Material beschafft. Beispielsweise einen 800 Kilogramm schweren hölzernen Pferde-Dummy, Gurte und eine Schleifplatte. Außerdem hat das THW spezielle Lösungen, um Tiere im Schlamm freizuspülen. Die kann man mit Löschwasser mischen. Dadurch entlaste das THW die Feuerwehren – und somit die kommunalen Geldbeutel – im Landkreis Kelheim, sagt Hofer: „Die zur maximal sicheren Abarbeitung dieser Einsätze notwendige und teure Sonderausstattung muss nur einmal für den gesamten Landkreis beschafft werden.“Auch in anderen Bereichen, etwa beim Absaugen von Öl, hat das THW Spezialausrüstung und -fähigkeiten, mit dem es Feuerwehren und Rettungsdienste unterstützt. Die Großtierrettung ist schwierig, erklärt Hofer. Oft seien die Einsatzorte für schweres Gerät wie Kräne und Baumaschinen nicht zugänglich. Daher setze man auf Techniken, mit denen man in einem Großteil der Fälle ohne Kran auskomme.

Außerdem können die Tiere unberechenbar sein und sind teils sehr schwer, sagt Hofer. Ein „gestandener Mastochse“ etwa könne bis zu eineinhalb Tonnen auf die Waage bringen. Daher stehe – bei aller Rücksicht auf das Tierwohl – die Sicherheit der Einsatzkräfte immer an erster Stelle. Wer sich jetzt THW-ler mit einem Betäubungsgewehr hantierend vorstellt, irrt. Das dürfen die Ehrenamtler gar nicht verwenden, sagt Hofer. Stattdessen arbeite das Kelheimer THW eng mit dem Veterinäramt des Landkreises zusammen. Eine Tierärztin half bei der Ausbildung mit und übte mit dem THW, sagt Hofer. Sie habe sich bereit erklärt, im Ernstfall zu unterstützen. Sie könne Tiere gezielt sedieren, etwa mit einer Spritze oder einem Blasrohr. Das kann laut Hofer von einer Beruhigung bis zum völligen „Knock-out“ reichen. Nun wolle man ein Netz aus Tierärzten aufbauen, die in die Abläufe des THW eingewiesen sind und im Ernstfall unterstützen könnten.

Landkreis Kelheim: Zusammenarbeit mit Veterinäramt

Erfahrungen mit tierischen Notfällen hat man im Landkreis Kelheim durchaus. 2021 etwa hielt das Känguru Skippy Einsatzkräfte auf Trab.

Nach mehrmonatiger Odyssee durch den Landkreis hatten Polizisten es im Oktober in Mainburg eingefangen. Solche Einsätze gehören laut Hofer eher nicht zum Aufgabenspektrum des THW. Es gehe nicht um das Einfangen von Tieren, sondern um deren Bergung und Rettung. Dabei könne es sich um vergleichsweise einfache Fälle handeln, beispielsweise wenn ein altes Pferd sich im Stall falsch hinlegt und nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen kann.

Der Kelheimer Ortsverband ist nach eigener Angabe einer der wenigen voll für die Großtierrettung ausgestatteten Einheiten in Bayern. Hofer: „Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet – beim Rest improvisieren wir.“