Treffen
Wiedersehen der Pindl-Schüler

Gut gelaunt feierten ehemalige Absolventen der Handelsschule 50 Jahre nach der Schulentlassung. Sie hatten viel zu erzählen.

12.08.2019 | Stand 16.09.2023, 5:28 Uhr
Therese Wimmer

In fröhlich-buntem Kreis trafen sich die ehemaligen Pindl-Schüler zum Jubiläum ihres 50. Realschulabschlusses. Foto: Wimmer

Sie haben die Handelsschule Pindl besucht und vor 50 Jahren abgeschlossen. Auch die Jahre beruflicher Aktivität haben sie hinter sich gelassen – und nun fanden sie sich im Avia Hotel zum 5. Klassentreffen zusammen. 48 Schülerinnen und Schüler hatten im Juli 1969 die Pindl-Schule mit dem Realschulabschluss verlassen, 30 hatten nun ihr Kommen zugesagt. Jakob Artmann, einer der Organisatoren, formulierte es so: „Die Amerikaner eroberten den Mond, und wir wollten unseren Platz in der Welt erobern.“

Damals, 1969, herrschte Vollbeschäftigung in Deutschland. Gerhard Bergmeir erinnert sich: „Die Lehrstellensuche war leicht. Ich hatte zehn bis zwölf Lehrstellen zur Auswahl.“ Der Schulabschluss bei der Handelsschule Pindl war ein gutes Fundament für eine erfolgreiche Berufslaufbahn. Stellvertretend für andere Absolventen seines Jahrgangs erzählt der Schreinermeister Max Hegerl, dass ihm die Ausbildung an der Handelsschule – heute Wirtschaftsschule – bei der Übernahme des elterlichen Schreinerbetriebs sehr geholfen hat. In der Meisterausbildung hatte er durch seine grundlegenden kaufmännischen Kenntnisse schon einen großen Vorsprung vor den Kollegen: „Das kaufmännische Wissen ist genauso wichtig, wie die Technik.“ Für Hans Gigl war der Abschluss der Pindl-Handelsschule das Sprungbrett für ein wirtschaftswissenschaftliches Studium und eine Laufbahn als erfolgreicher Kommunalpolitiker.

Anfangs Akzeptanzprobleme

Anfangs hatte die Privatschule durchaus Akzeptanzprobleme in der Öffentlichkeit. Die Schüler waren dem Vorurteil ausgesetzt, für staatliche Schulen nicht gut genug zu sein und ihre Schullaufbahn nur erfolgreich beenden zu können, weil die Eltern zahlten. Warum besuchten sie dann die private Handelsschule? Mehrere hatten zu Hause einen Betrieb, den sie von ihren Eltern übernehmen sollten. Diese waren überzeugt, dass die Ausbildung in der Pindl-Schule sie gut auf ihre zukünftigen kaufmännischen Aufgaben vorbereiten würde. Eine Dame ergänzte, beide Eltern seien berufstätig gewesen. „Pindl hatte als erste Schule eine Nachmittagsbetreuung mit Verpflegung, das war meinen Eltern wichtig.“ Außerdem wurde nicht nur reines Fachwissen angeboten. Die Kinder bekamen auch eine gute Allgemeinbildung mit. „Es wurde uns auch so etwas wie gutes Benehmen vermittelt, wir wurden auf das Leben vorbereitet.“

Für Schüler von auswärts war es hilfreich, im Pindl-Internat wohnen zu können. Dieses befand sich an der Reichsstraße, die Schule war an der Dr.-Johann-Maier-Straße. Sie schloss um 17 Uhr, um 18 Uhr mussten die Schüler im Internat sein. In dieser Stunde hatten sie nicht nur die Stadt zu durchqueren, sondern wollten auch noch ein bisschen ihre Freizeit genießen und Spaß haben. „Wir haben uns auf diesem Weg eine Stammkneipe gesucht und schnell ein Bier getrunken“, erzählt ein ehemaliger Absolvent. Vergnügungen gab es damals nicht so viele. Ein bisschen ins Kino gehen, einen Tanzkurs machen oder einen Freibadbesuch. „Von der Schule hatten wir auch ein Theater-Abonnement.“ Bedauerlich findet er noch heute, dass sie nie ein Fußballmatch gegen die „Domspatzen“ ausgetragen haben.

„Eine sehr brave Klasse“

„Wir waren eine sehr brave Klasse“, meinte eine Dame. Nach einigem Nachdenken fallen ihr dann doch noch ein paar Streiche ein, mit denen sie die Lehrkräfte nervten, etwa, dass sie die Armlehne des Lehrerstuhls mit Tinte beschmierten, von welcher der Lehrer blaue Hände bekam. Weitere Erinnerungen werden wach: zum Beispiel an die Abschluss-Klassenfahrt nach Berlin. Und, dass sie da Roy Black trafen. „Der sah ja so gut aus.“ Eine andere Teilnehmerin erinnert sich an die beklemmende Situation beim Grenzübertritt in die damalige DDR: „Im Bus war es so still, man hätte eine fallende Stecknadel hören können.“

Alles andere als still war es im Avia Hotel beim gemütlichen Beisammensein. Die quirligen Mittsechziger hatten sich noch viel zu erzählen.

Gründung:Bildung:
Alois Pindl gründete 1948 die erste private Handelsschule. Heute bestehen in Regensburg sechs Einrichtungen der Pindl-Schulen: Gymnasium, Fachoberschule (FOS), Realschule, Wirtschaftsschule, Kinderhaus und Internat.In Straubing gibt es die Wirtschaftsschule Pindl. Derzeit lernen circa 1700 Kinder in der größten privaten, staatlich anerkannten Bildungseinrichtung Ostbayerns.

Weitere Nachrichten und Berichte aus Regensburg lesen Sie hier.