Soziales
Wilde Zerstörer in „Sauber-City“

Ein MZ-Leser sorgt sich um das Image von Regensburg: Sachbeschädigungen und Graffiti nähmen überhand. Polizei und Verkehrsbetriebe bleiben gelassen.

02.04.2013 | Stand 16.09.2023, 7:24 Uhr

Die Bushaltestelle An der Kreuzbreite in der Regensburger Universitätsstraße: Hier haben Unbekannte am 23. März sämtliche Scheiben zertrümmert. Sachschaden: rund 2000 Euro. Von den Tätern fehlt jede Spur. Foto: Rieke

Hört man sich unter Touristen um, hat Regensburg buchstäblich ein sauberes Image. Vor allem Besucher aus fernen Ländern loben die Donaustadt ausdrücklich für die stets gefegten Straßen und Plätze oder das gepflegte Grün. Doch es gibt auch Leute, die sehen das vollkommen anders.

So wie der Einheimische Christian Petz. Er wandte sich jüngst an die „Mittelbayerische“, um Klage zu führen, dass im ach so schönen Regensburg „ein Bushäuschen nach dem anderen zerstört“ werde. Außerdem trieben Sprayer ihr Unwesen. Die ganze Stadt sei schon „voll mit roten Graffiti“; nicht einmal Kirchen blieben verschont. Besonders stört sich Petz an Schmierereien auf einer Einfriedung in der Carl-Maria-von-Weber-Straße. Jeder, der vom Autobahnanschluss Galgenberg in Richtung Zentrum unterwegs sei, bleibe daran quasi hängen.

Es sei höchst bedauerlich, wenn Reisende als Erstes solche Eindrücke von Regensburg gewännen, meint Petz und spricht gar von „Berliner Verhältnissen“. Er fordert mehr Straßenkontrollen zu nächtlicher Stunde – und, um diese überhaupt durchführen zu können, „eine eigene, 40 Mann starke Polizeiwache für den Stadtsüden“.

„Die Kirche im Dorf lassen“

Marion Brasseler, Sprecherin der Regensburger Verkehrsbetriebe (RVB), kann die Empörung des MZ-Lesers nicht ganz nachvollziehen. Anhand von Zahlen aus dem Jahr 2012 und den ersten Monaten in 2013 versucht sie nachzuweisen, dass Regensburg, was mutwillige Zerstörungen und Graffiti angeht, im Vergleich zu anderen Städten, noch relativ gut dasteht.

Aus der Schadensbilanz der RVB geht hervor, dass 2012 „nur“ in sechs Buswartehallen Scheiben zerdeppert wurden. Zwar sei jeder Einzelfall bedauerlich, meint Brasseler, aber man solle „die Kirche schon im Dorf lassen“. Angesichts der Gesamtzahl von Haltestellen im Stadtgebiet halte sich das Ärgernis in Grenzen. Die Verkehrsbetriebe unterhalten 228 Wartehallen. Hinzu kommen 96, um die sich eine Frankfurter Werbefirma kümmert. Allerdings schlägt schon die Reparatur einer einzigen Scheibe mit mehreren Hundert Euro zu Buche, gibt Brasseler zu bedenken.

Der krasseste Fall, der im noch jungen Jahr 2013 dokumentiert ist, ist der Anschlag auf die Haltestelle An der Kreuzbreite in der Universitätsstraße. Hier schafften es der oder die Täter in der Nacht zum 23. März, unbemerkt sämtliche Seitenscheiben zu zertrümmern. Zwar ist der Schaden von rund 2000 Euro längst behoben, doch zeugen ungezählte kleine Splitter noch immer von der Zerstörungswut.

„Immer wieder“ registrieren die RVB an ihren Anlagen Graffiti, berichtet Brasseler. Aber auch dieses Phänomen halte sich im Rahmen; von einer auffälligen Zunahme könne ebensowenig gesprochen werden, wie von einer Häufung in bestimmten Bezirken. Die Beseitigung eines einzigen Graffito sei freilich auch nicht billig und koste bis zu 200 Euro.

Niedrige Aufklärungsquote

Hauptkommissar Rudolf Forberger von der Polizeiinspektion Regensburg Süd bestätigt im Prinzip die Einschätzung der RVB-Sprecherin: In letzter Zeit gab es relativ wenig Anzeigen wegen Schmierereien; was Beschädigungen von Haltepunkten angeht, ist keine Zunahme festzustellen. Allerdings muss Forberger auch einräumen, dass sich die Aufklärungsquote auf einem konstant niedrigen Niveau bewegt. 2012 sei es einmal gelungen, einen jungen Mann festzunehmen, der an einer Wartehalle in der Thundorfer Straße ein Graffito angebracht hatte. Dem Sprayer konnte eine ganze Reihe ähnlicher Delikte nachgewiesen werden.

Zustande kam der Fahndungserfolg nur durch den Hinweis eines Zeitgenossen, der die Tat beobachtet hatte und zeitnah die Polizei informierte. Dasselbe wünschten sich Forberger und seine Kollegen auch in all den anderen Fällen. Gleich zum Jahreswechsel waren in der Klenze- sowie in der Friedrich-Ebert-Straße vier Wartehäuschen beschädigt worden. Bis heute fehlt von den Vandalen jede Spur.