Talentiert
Wird Franziska Europameister?

Die 14-jährige Dünzlinger Reiterin startet mit ihrer Stute Prosecco kommende Woche in der Schweiz in der Disziplin Reining.

04.08.2016 | Stand 16.09.2023, 6:43 Uhr
Gabi Hueber-Lutz

Franziska Wallner fährt mit ihrer Stute Prosecco zu den Europameisterschaften in die Schweiz. Foto: Hueber-Lutz

Ihre sportlichen Vorfahren waren die Cowboys, die in schnellem Galopp, Rinderherden zusammentreiben mussten und dabei ihren Pferden ein Höchstmaß an Wenigkeit abverlangten. Rinder wird Franziska Wallner bei der Europameisterschaft in der Schweiz nicht bändigen müssen. Was die geforderten Fähigkeiten betrifft, wird die 14-jährige Dünzlingerin mit ihrer Stute Prosecco aber durchaus in die Fußstapfen der Cowboys treten. Ihre Disziplin ist das Reining.

In verschiedensten Figuren, die die Reiter mit ihren Pferden im Galopp vorführen müssen, werden dabei jene Bewegungen nachgeahmt, die bei der Arbeit eines Cowboys wichtig sind: schnelle Wechsel, abruptes Anhalten, Drehungen um 180 oder 360 Grad, rückwärts gehen.

Erbe schlägt durch

Vom 11. bis zum 13. August finden die Europameisterschaften für junge und Junior-Reiter auf der CS Ranch von Corinna Schumacher im schweizerischen Givrins statt. Die Liebe zu Pferden und für diese Sportart ist der jungen Reiterin aus Niederbayern in die Wiege gelegt. Mutter Heidi war vor 20 Jahren dreifache Weltmeisterin im Western-Dressur Reining beim damaligen World Reining Club.

Chex Enterprise, der einzige World-Champion in deutschem Besitz, frisst auf dem Wallnerhof sein Gnadenbrot. Franziskas Prosecco ist ein Abkömmling des weltmeisterlichen Pferdes. Auf einem weißen Shetland-Pony hat Franziska mit vier Jahren Reiten gelernt. Mit neun ist sie ihr erstes Turnier geritten, jetzt wurde sie von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung eingeladen, ihr Land in der Schweiz zu vertreten.

Große Turniere zu reiten ist Franziska gewohnt. Bei den Turnieren beobachtet der Bundestrainer die Reiterinnen und Reiter. „Man hofft halt drauf, dass man sich qualifiziert“, sagt Franziska mit einem kleinen Lächeln. Wie bei vielen Sportarten muss auch hier die Leistung genau am Punkt gebracht werden. Drei bis vier Minuten dauert so eine Übung. Aber im Gegensatz zu allen anderen Sportarten ist der Sportler dabei nicht nur vom eigenen Können abhängig, sondern auch von seinem Pferd. Man komme nicht mit jedem Pferd gleich gut klar, erzählt Franziska. Zwischen Prosecco und ihr stimmt die Chemie. „Von der hab’ ich sehr viel gelernt“, sagt das junge Mädchen.

Bei den Turnieren ist nicht nur gefordert, dass Reiter und Pferd die Aufgaben beherrschen. Leicht soll das Ganze aussehen, erklärt Franziskas Vater Karl Klinger. „Nicht nur spektakulär, sondern auch harmonisch.“ Dabei wird durchaus rasant und meist einhändig geritten, egal ob das Tier in vollem Lauf anhalten muss oder ob es sich auf der Hinterhand um 360 Grad drehen muss.

Natürlich gibt es für Franziska auch noch ein Leben neben dem Reiten. Sie besucht die achte Klasse der St. Marien-Realschule in Regensburg. Die Prioritäten sind dabei klar: „Man geht seine sechs bis sieben Stunden in den Unterricht und freut sich dann aufs Reiten zu Hause.“ Später will sie „irgendwas mit Tieren oder Maschinen machen“. Später. Denn jetzt kommt erst einmal die EM mit ihren Einzel- und Mannschaftsprüfungen. Pferd und Reiterin haben schon viel Routine. Trotzdem stehe sie da durchaus etwas unter Strom, räumt Franziska ein. „Man reitet für Deutschland. Das ist schon eine Ehre!“