Pläne
Wohnen: Der IT-Speicher wandelt sich

Oswald Zitzelsberger baut für Mieter um. Beschäftigte im ehemaligen Regensburger Lagerhaus vermissen einen Einkaufsmarkt.

23.01.2016 | Stand 16.09.2023, 6:51 Uhr
Ab März entstehen 30 Wohnungen, Ateliers und Gewerberäume in dem einstigen Getreidespeicher. −Foto: Lex

Der mehr als 100 Jahre alte IT-Speicher in der Bruderwöhrdstraße verändert sich. Nicht außen, aber innen. In den Start-up-Büros stapeln sich die Umzugskisten, einige Räume stehen schon leer. Die 30 Mitarbeiter von Timing-Architects packen wie viele andere. Sie ziehen in das Innovationszentrum in der Galgenbergstraße um.

Unternehmer Oswald Zitzelsberger krempelt erneut die Ärmel hoch und baut seinen IT-Speicher ab März um. Er plant eine gemischte Nutzung mit 30 Wohnungen, Künstlerateliers und Gewerberäumen auf den 4500 Quadratmetern.

Zitzelsberger kündigt an, höchstens acht Euro Kaltmiete pro Quadratmeter fürs Wohnen zu verlangen. „Wir wollen, dass es sich jeder leisten kann“, betont der 68-Jährige. Zugleich wirbt er für sein Vorhaben. „Eine schönere Riverside-Lage haben wir gar nicht.“ 40 bis 80 Quadratmeter werden die Wohnungen umfassen.

Die Ateliers werden nicht wie in Zitzelsbergers Künstlerhaus Andreasstadel gefördert, sondern vermietet. Für die Mischnutzung des IT-Speichers hat sich der Unternehmer entschieden, weil die Nachfrage nach gewerblichen Räumen nachgelassen habe. Viele Unternehmen unterschrieben Verträge für allenfalls drei bis fünf Jahre, sagt Zitzelsberger. „Die wachsen, dann wird es wieder zu klein – ein ständiger Anpassungsprozess. Das mache ich nicht mehr.“

Ostenviertel: „Viel zu dicht bebaut“

Nicht nur der IT-Speicher, das gesamte Ostenviertel entwickelt sich. Was früher Hafen- und Arbeitergegend war, verwandelt sich in ein schickes Wohnumfeld. Unweit des IT-Speichers wachsen die Wohnungen und Reihenhäuser des Marina-Quartiers in die Höhe. Laut Wolfgang Herzog, Vorstandsmitglied des Immobilienzentrums (IZ) Regensburg, sind in die 73 Wohnungen und 48 Reihenhäuser in der Babostraße die Käufer eingezogen.

Weitere 30 Wohnungen und zwölf Townhouses werden im Februar im östlich an das frühere Schlachthofgelände angrenzenden „Zollinger Süd“ bezugsfertig. Bis zum Jahresende kommen in „Zollinger Nord“ nochmals 30 Wohnungen und 24 Reihenhäuser, später 70 Apartments in der Schlachthof-Verwaltung. 4000 bis 5000 Euro/Quadratmeter kostet das Marina Quartier.

Oswald Zitzelsberger, der die Entwicklung seit langem beobachtet, sieht die dichte Bebauung sehr kritisch. Er hätte sich eine städtebaulich ausgewogenere Lösung gewünscht, wie sie die erste Planung für das Marina Quartier vorsah: mit einer großzügigen Wasserfläche und kleinen Kanälen ins Viertel.

Gefahr der Überschwemmung im Quartier

Wolfgang Herzog vom IZ-Vorstand gibt zu bedenken, die kleinen Kanäle ins Quartier hätten Überschwemmungsgefahr mit sich gebracht. Schleusentore wurden als zu kostspielig verworfen. Nach wie vor sei eine etwa 500 Quadratmeter große Wasserfläche beim Tagungs- und Kongresszentrum geplant.

Was erwartet die neuen Mieter im IT-Speicher? Das kann Geschäftsfrau Petra Raschke von der Fennobed-Filiale erzählen, die seit fünf Jahren dort Boxspringbetten verkauft. Jetzt haben sie und ihr Geschäftspartner den Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert.

„Wir haben uns in die Location verliebt“, sagt sie. „Es gefällt uns, dass wir direkt am Wasser sind, auf die Donau und die Schiffe sehen.“ Die Räume mit den hohen Fenstern eigneten sich sehr gut für die Präsentation der Betten. Vom Rad- und Spazierweg am Fluss aus würden viele Menschen auf das Geschäft aufmerksam. Dass bald Künstler in den Speicher einziehen werden, begrüßt sie. Zum Marina Quartier sagt Petra Raschke: „Es ist ein wenig eng bebaut, aber für unser Geschäft interessant.“ Im Umfeld des Speichers vermisst Raschke ein Café und einen Lebensmittelladen. „Ansonsten fühlen wir uns hier super wohl.“

„Ein Café wäre nicht schlecht.“Support-Mitarbeiter Rüdiger Müller

Rüdiger Müller, Support-Mitarbeiter der ebenfalls im Speicher bleibenden Firma Conceptnet, gibt der Geschäftsfrau recht. Ein Café und eine kleine Einkaufsmöglichkeit gingen ab.

IZ-Vorstandsmitglied Wolfgang Herzog verweist auf einen Biomarkt, der im früheren Stadtbau-Gebäude am Schlachthofareal aufmachen wird, und auf den noch weiter vom Speicher entfernten Rewe-Markt im Candis-Viertel.Außerdem werde das Kneitinger-Wirtshaus „Alter Schlachthof“ wieder eröffnen.

Rüdiger Müllers Conceptnet-Kollege Bernd Steiner vermisst überhaupt nichts im IT-Speicher. Es handle sich um einen großartigen Standort. Er isst mittags beim „besten Griechen der Welt“ um die Ecke oder beauftragt einen Lieferservice. Und das Chaplin öffne im Frühjahr auch wieder.

Eins könnte sich zum Problem entwickeln: Der IT-Speicher bietet 200 Parkplätze in der Tiefgarage und im Hof. Auch im Marina Quartier sind mehrere Tiefgaragen vorgesehen, aber Besucher müssen ihre Autos in den umliegenden Straßen abstellen. Und die sind jetzt schon voll.

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