Überraschender Todesfall
Won-Buddhistischer Vorreiter: Abschied von Gjomu Bop-U Stabnau

25.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:22 Uhr
Gjomu Bop-U Stabnau machte im Laufe der Zeit aus seinem Wohnzimmer in Regensburg einen Tempel. −Foto: Groh-Schad

Der geistliche Führer des Won-Buddhistischer Tempel e.V. ist tot. In Regensburg baute er eine Glaubensgemeinde mit mehr als 120 Mitgliedern auf.

Gjomu Bop-U Stabnau starb am vergangenen Sonntag im Alter von 65 Jahren an den Folgen einer zurückliegenden Corona-Erkrankung im Krankenhaus und hinterlässt seine Frau und eine Tochter. Er war als geistlicher Führer des Won-Buddhistischer Tempel e.V. in Regensburg bestens bekannt.

Ursprünglich war Stabnau Ingenieur und Unternehmer. Durch einen koreanischen Studenten kam der frühere Protestant mit dem Won-Buddhismus in Berührung. Seine Frau, damals koreanische Studentin, war Katholikin. Bei einer Reise durch ihre Heimat traf Stabnau auf einen Geistlichen, der ihm anbot, ihm das Studium bei verschiedenen Lehrern zu ermöglich. Acht Jahre lang lernt er die Grundsätze des Won-Buddhismus. Mit Mitte 40 schloss er sein Studium ab.

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Mit neun Gläubigen angefangen

Als Gjomu Bop-U Stabnau sein Priesteramt in Regensburg antrat, waren es gerade mal neun Gläubige, die mit ihm die Lehre des Won-Buddhismus leben wollten. Heute zählt seine Gemeinde, die als Verein organisiert ist, mehr als 120 Mitglieder. Weitere 30 Menschen gehören zum Kreis der Interessenten. Stabnau machte aus seinem Wohnzimmer im Eigenheimweg einen Tempel. Regelmäßig gab er dort Seminare und führte in die Mediationspraxis ein. „Wir sind nicht missionarisch unterwegs, wir trommeln nicht, um Anhänger zu finden“, betonte er. Die Menschen fänden von selbst zur Gemeinde. „Sie suchen Achtsamkeit, Ruhe, innere Einkehr und hinterfragen ihr Erleben“, sagte er in einem Interview mit unserer Zeitung im vergangenen Jahr.

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Immer dabei: Der goldene Kreis

Markantes Zeichen des Won-Buddhismus ist ein goldener Kreis, der für die Einigkeit von Anfang und Ende steht. Das Markenzeichen ziert auch die Wand des Tempels, der für die Gläubigen Meditations- und Unterrichtsraum, aber auch Begegnungsstätte ist. Zudem gibt es einen Außenbereich im Garten. Zur Weihe des Tempels kamen Geistliche aus Südkorea angereist, dem spirituellen Zentrum des Won-Buddhismus. Auch viele europäische Gemeinden schickten Vertreter nach Regensburg. Seither lud Gjomu Bop-U Stabnau regelmäßig einmal pro Woche zum Dharma-Dienst und öffnet den Tempel für Menschen, die auf der Suche nach der Wahrheit sind, die der Won-Buddhismus bietet. Die neobuddhistische Bewegung wurde offiziell 1916 von Meister Sotesan gegründet, der zuvor eine Erleuchtung hatte.

Da Stabnau der einzige Priester mit europäischen Wurzeln war, war er Ansprechpartner für alle westlichen Gläubigen in Deutschland. Hier profitierte er nach eigenen Aussagen von der Digitalisierung, die ihm den Austausch mit Interessierten über große Distanzen erleichterte. Gemeinsam mit einem Priesterbruder aus Korea, der meist bei ihm wohnte, arbeitete er daran, auch in München einen Tempel für die Gläubigen zu schaffen.