Hochwasser
Zehn Jahre nach der Katastrophe in Roding

2002 hatten die Bürger am Regen mit dem schlimmsten Hochwasser aller Zeiten zu kämpfen. Der Schaden ging in die Millionen. Roding hat Konsequenzen gezogen.

16.08.2012 | Stand 16.09.2023, 7:27 Uhr
Peter Nicklas

Das Hochwasser 2002 aus der Vogelperspektive zeigt Roding, das zu „Venedig“ geworden ist – oben links ist die Regenbrücke.

„Das größte Hochwasser der letzten Jahrzehnte schwappte am gestrigen Dienstag über Roding herein. Der Pegel stieg auf Marken, die sowohl jene von 1993 als auch von 1954 übertrafen, man konnte also durchaus von einem Jahrhunderthochwasser sprechen.“ So lautet der Beginn des Berichts im Bayerwald-Echo in der Ausgabe vom 14. August 2002. Tage vorher hatten die Rodinger noch „Roding International“ gefeiert. „Internationale Städte“ war damals das Motto, kurze Zeit später wurde Roding zu „Venedig“. Natürlich waren die Rodinger, vor allem die Bewohner am Esper, nicht darauf eingerichtet, ihre Häuser nur mehr mit dem Boot erreichen zu können. Doch diese Fluten übertrafen alles an Pegelständen, an die sich auch noch die ältesten unter den Betroffenen hätten erinnern können. Der Schaden ging damals in die Millionen, sowohl in Roding als auch in Mitterdorf und weiter flussabwärts.

Bereits am Montag wurde ein Krisenstab gebildet, die Nachrichten vom Oberlauf ließen Schlimmstes vermuten. Innerhalb von gut zwölf Stunden stieg der Pegelstand des Regens um mehr als zwei Meter. Sandsäcke wurden aufgestapelt und die Pumpen liefen auf Hochtouren, konnten jedoch in vielen Fällen nur mehr wenig ausrichten.

Die Besitzer kämpften einen schweren Kampf gegen die steigenden Fluten und wurden dabei von den Hilfskräften der Feuerwehr und des THW tatkräftig unterstützt. Bald standen jedoch nicht mehr nur Keller unter Wasser. Auch in den Erdgeschossen stieg das Wasser und es wurden erhebliche Schäden angerichtet. Auch die Kräfte der Wasserwacht halfen mit, die zum Teil eingeschlossenen Bewohner zu bergen oder zumindest mit dem Lebensnotwendigen zu versorgen.

Seitens des Landratsamtes wurde der Katastrophenalarm ausgerufen und damit konnte auch die Bundeswehr zur Hilfe herangezogen werden. Ein Stromausfall, bedingt durch das Hochwasser, sorgte zusätzlich für Handlungsbedarf. An die 25 Personen verließen die Häuser am Esper und übernachteten bei Bekannten oder Verwandten. Die Hilfskräfte waren eine ganze Nacht lang im Einsatz, bis endlich Entwarnung gegeben werden konnte.

Als sich die Fluten zurückgezogen hatten, boten sich verheerende Bilder und es wurde das ganze Ausmaß des Schadens deutlich, der in die Millionen ging. Durch ausgelaufene Öltanks gab es zusätzliche Schäden am Mauerwerk der Häuser. Hilfsaktionen wurden eingeleitet und viele Menschen waren bereit, die Hochwasseropfer zu unterstützen – mit Geld- und Sachspenden, aber auch mit tatkräftiger Hilfe vor Ort.

In der Zwischenzeit hat die Stadt Roding gehandelt. Schon 2002 wurde eine Diplom-Arbeit in Auftrag gegeben, die einen technischen Hochwasserschutz zum Thema hatte. Die Studie befasste sich mit grundsätzlichen Möglichkeiten, die Bebauung des nördlichen Stadtrandes vor den Fluten zu schützen. „Der Knackpunkt war die Kombination mit der Fortführung der Stadtsanierung“, sagt Bürgermeister Franz Reichold. „Damit haben wir den Gordischen Knoten zerschlagen. Nun war es einerseits möglich, das Regenufer neu und ansprechend zu gestalten, anderseits aber auch die Bauten für den Hochwasserschutz mit einzubinden.

Dieses doppelte Ziel entsprach einem Programm der Europäischen Union. Damit konnte Roding für sein größtes Projekt der vergangenen Jahre Fördergelder in Anspruch nehmen, die sonst in dieser Höhe nicht möglich gewesen wären. Außerdem konnte Roding damit auf eine Position in der Liste der zu fördernden Maßnahmen vorrücken, die ohne Kombination mit der Stadtsanierung nie und nimmer möglich gewesen wäre.

Die Förderung aus EU-Mitteln bringt aber nicht nur ein zusätzliches Maß an Bürokratie, sondern auch eine enge zeitliche Abgrenzung der Maßnahme mit sich. „Im Jahr 2014 werden wir den Hochwasserschutz in Roding abschließen können“, sieht Bürgermeister Reichold die Stadt Roding durchaus in der Lage, den gesteckten Rahmen zu erfüllen. „Dann ist Mitterdorf an der Reihe“, so lautet das erklärte Ziel.