Regensburg
Zeichen der Solidarität: Alarmstufe Rot für verfolgte Christen

13.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:58 Uhr |
Martina Groh-Schad
Der Dom wurde auch im Inneren während des Gottesdienstes mit Bischof Rudolf Voderholzer und Vertretern von „Kirche in Not“ sowie einem Geistlichen aus dem Irak rot angestrahlt. − Foto: Groh-Schad

Das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ veranstaltete am Samstagabend im Dom einen „Abend der Zeugen“, um auf die weltweite Diskriminierung von Christen hinzuweisen und Spenden für ihre Arbeit zu sammeln. Dabei gab es auch eine Gestaltung mit rotem Licht.

Mystische Klänge hallten durch den Dom. Der Altarraum erstrahlte in Rot, Trommelschläge verstärkten die unheimliche Atmosphäre. Eine junge Frau von der Hochschule für Kirchenmusik sang eindringlich immer wieder „Mit lauter Stimme schrei ich zu dir“. Die Musik trug die Zuhörer durch ein Wechselbad von Empfindungen der Angst und Unruhe bis hin zur Zuversicht und Hoffnung, was das Anliegen des Gastgebers an diesem Abend unterstrich.

Der irakische Priester Nashwan Cosa sprach über seine Erfahrungen mit dem Terror des „Islamischen Staates“ und der politischen Krise in seinem Heimatland. „Wer nicht Moslem ist, bekommt im Irak seine Rechte nicht“, sagte der Geistliche. „Wir sind Menschen zweiter Klasse.“ Doch es gebe auch gute Nachrichten aus Einrichtungen, die von Christen getragen werden und auch von Zusammentreffen christlicher Gruppen. „Die Kirche im Irak ist eine Mutter für alle“, betonte er und dankte allen Anwesenden für die finanzielle wie auch geistige Unterstützung der Arbeit von „Kirche in Not“.

Religionsfreiheit in Gefahr

Für das katholische Hilfswerk wandte sich der Geschäftsführer Florian Ripka an die Besucher des Gottesdienstes. Er gab einen Überblick über die weltweit prekäre Lage des Menschenrechts auf Religionsfreiheit und berichtete beispielhaft über aktuelle Bedrohungen für christliche Gemeinschaften wie in China, Afrika und auf den Philippinen. Es sei überall zu beobachten, dass zwischen der Achtung der Menschenrechte und der Religionsfreiheit ein Zusammenhang bestehe. „Es darf keine Menschenrechte zweiter Klasse geben“, betonte Ripka. Religionsfreiheit habe weltweit einen schweren Stand. „Christen, aber auch andere Religionen werden verfolgt.“ Mit dem Besuch dieses Gottesdienstes würden die Anwesenden ein Zeugnis ablegen. Das rote Licht werde gesehen. „Es wird hinaus in die Welt getragen und ist ein Zeichen für unsere Schwestern und Brüder“, erklärte er.

Bischof Rudolf Voderholzer leitete den Abend liturgisch. „Mehr Christen als je zuvor werden weltweit an der Ausübung ihres Glaubens gehindert“, sagte er und verband seine Worte mit der Aufforderung an politisch Verantwortliche, das Recht auf Religionsfreiheit zu gewähren.

Farbe des heiligen Geistes

„Wir bilden eine Brücke zu unseren Brüdern und Schwestern“, erklärte Voderholzer und erinnerte daran, dass die Farbe rot auch die Farbe des Feuers und des heiligen Geistes sei. Höhepunkt des Abends war das Abendlob von Musikern der Hochschule für Kirchenmusik.

Der „Abend der Zeugen“ war Teil der internationalen Aktion „Red Wednesday“, mit der „Kirche in Not“ jedes Jahr im November ein Zeichen setzt. Seit 2015 werden Kirchen und staatliche Gebäude temporär rot angestrahlt, um auf das Schicksal verfolgter und benachteiligter Christen aufmerksam zu machen. So wurden in den vergangenen Jahren das Kolosseum und der Trevi-Brunnen in Rom, die Christusstatue in Rio de Janeiro, das österreichische Parlamentsgebäude sowie in Deutschland der Passauer, der Paderborner und der Frankfurter Dom rot angestrahlt.

Aufgrund der aktuellen Energiesparmaßnahmen wurde der Regensburger Dom nur etwa eineinhalb Stunden für die Dauer des Gottesdienstes angestrahlt.

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