Bühne
Zinners bissige Songs machen Laune

Hannes Ringlstetters drittes Rendezvous im Theater Regensburg war sonst über weite Strecken eine recht betuliche Jungsrunde.

10.01.2016 | Stand 16.09.2023, 6:54 Uhr
Michael Scheiner
Stephan Zinner (am Mikro) verlieh dem Abend mit Hannes Ringlstetter (2.v.r.) Witz und Biss. −Foto: Scheiner

Eine Herren- oder, wie Hannes Ringlstetter in einem Moment der Selbsterkenntnis in den Dreitage-Bart murmelte, eine reine Männerrunde hatte es sich um den grünen Gartentisch gemütlich gemacht. Ringlstetters dritte Late-Night-Show auf der großen Bühne des Theaters geriet zeitweise arg betulich. So wie sich Jungs eben in der Stammkneipe bei einem Bier treffen und überlegen, was man(n) denn heute tun könne. Nur ist es heute Rotwein. Wenn der trotz Schraubverschluss korkt, ergibt sich gleich ein dankbares Thema, worüber sich parlieren und rumknobeln lässt.

Vielleicht gab das Vertraute der Jungsrunde dem manchmal etwas selbstverliebt wirkenden Entertainer den Anstoß für die Einschätzung, dies sei „der bisher lustigste Abend bei Ringlstetters Rendezvous“. Andere konnten das nicht so deutlich einordnen. Eher machte sich gelegentlich ein Eindruck von Richtungslosigkeit und ungewolltem Leerlauf breit. Einmal beschwor der Gastgeber Stephan Zinner, mit dem er einen Song in der Kulisse des„Weißen Rössl“vorbereitete, gar: „Jetzt lass mi ned hängen!“

„Pony lauf“ neben der grasenden Kuh

Die Songs von Zinner brachten die Show allerdings in die richtige Spur. Despektierlich zieht der musizierende Schauspieler und Kabarettist aus Oberbayern – „sein einziger Fehler!“, so Ringlstetter – in „Frauen über 50 mit Zöpfen“ über solche Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts her. Noch mehr amüsiert er mit einem bissigen Text über den „ Tierfreund“, dem im Verlauf fast wienerisch böser Strophen auf rätselhafte Weise Hund, Katze und beinahe noch die Frau abhanden kommen. Doppelt skurril sein schräger Song „Pony lauf“ neben grasender Kuh in der Operettenkulisse. Die beiden Entertainer ergänzen und verstehen sich dank langer gemeinsamer Bühnenerfahrung fast blind.

Tiefer Griff in die Klischeekiste

Gleiches scheint auch für den ersten Gast des Abends zu gelten, den Münchner Autor und Geschichtenerzähler Michael Sailer. Mit seinen ein wenig bemüht witzigen Geschichten über gedächtnisschwache Männer am Tresen („Das Grillfest“) und familiäre Kommunikationsprobleme („Wieder hinstellen“) greift er tief in die Klischeekiste. Der Lacherfolg ist – wie sich zeigte – garantiert. Durch den zurückhaltenden Vortrag wirken die komödiantischen „Theaterstücke“, wie Sailer seine anspruchslos konstruierten Texte einordnet, aber auch leicht ungewürzt.

Sympathisch kam der dritte und jüngste Gast des Abends, der Südtiroler Liedermacher Max von Milland. rüber: Mit musikalisch sehr simpel gestrickten Songs über Befindlichkeiten und große Gefühle hat sich der Brixener auf Touren mitClaudia Koreckund denSportfreunden Stillerbereits viel Beachtung erspielt. Mit dem pathetischen „I bin do“ und der dramatischen Aufforderung „Red mit mir“ von seinem neuen Album nahm er ohne Umschweife nicht nur „alle Frauen unter 50“, wie Ringlstetter konstatierte, sondern das ganze Regensburger Publikum für sich ein.

Spannend wurde es, als Ringlstetter nach einer Geschichte über eigene missglückte Heimwerkererfahrungen mit dem Publikum über Handwerkerrechnungen kabbelte und juxte. Reichlich hastig folgte der gemeinsam gesungene Ausstiegssong „Folsom Prison“ vonJohnny Cash.

Die nächsten Rendevouz mit Hannes Ringlstetter im Theater Regensburg finden am 13. Februar und 5. März statt. Weitere Informationen gibt eshier.

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