DEL-2-Finale und Abstieg
Zwei Eishockeyspieler aus Regensburg im Himmel und in der Hölle

11.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:38 Uhr
Starke Saison: Fabian Herrmann und Co. düpierten den Favoriten Kassel. −Foto: Imago/Oliver Vogler

Der Ostermontag war ein Tag der großen Entscheidungen im Eishockey. Weil es kein aufstiegsberechtigter Klub ins Zweitliga-Finale geschafft hat, bleibt der Augsburger EV in der DEL.



Mit dazu beigetragen hat ein gebürtiger Regensburger: Fabian Herrmann kegelte mit Bad Nauheim überraschend den haushohen Favoriten Kassel, der in der Hauptrunde 49 Punkte mehr geholt hatte, im Halbfinale mit 4:2-Siegen aus dem Rennen.

Bad Nauheim im Himmel, Heilbronn in der Hölle: Mit Julian Lautenschlager verlor ein anderer Regensburger mit den Falken die entscheidende Playdown-Runde mit 2:4 gegen Bayreuth – die Falken müssen damit absteigen.

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„Wir haben als Team besser gespielt und wollten es vielleicht einfach ein Stück weit mehr“, erläuterte Fabian Herrmann am Tag nach dem 8:2-Sieg seines Teams im sechsten Halbfinalspiel die Bad Nauheimer Erfolgsfaktoren. „Von der individuellen Klasse her wäre uns Kassel überlegen gewesen“, so Herrmann weiter.

Glückwünsche erreichten den Angreifer auch aus seiner Geburtsstadt, wie der 21-Jährige erklärte: „Auch wenn gefühlt alle Regensburger gerade im Urlaub sind, haben sich doch sehr viele bei mir gemeldet und gratuliert. Das freut mich natürlich wahnsinnig. Letztes Jahr war ich auch bei der Aufstiegsfeier der Eisbären und habe mich mit ihnen über den Erfolg gefreut, und jetzt ist es andersherum genauso.“

Titel würde „alles bedeuten“

Auch in der anstehenden Finalserie gegen die Ravensburg Towerstars wird dem ehemaligen Juniorennationalspieler und U-21-Spieler der Saison in der DEL2 die Unterstützung aus der alten Heimat gewiss sein. Während Bad Nauheim im zweiten Jahr in Folge in den Playoffs die Saison des Derby-Rivalen aus Kassel beendete, sind die Erinnerungen an die Towerstars nicht so gut. Im Frühjahr 2022 unterlagen die Hessen in der Halbfinalserie mit 1:4. „Das ist für jetzt irrelevant. Es ist ein neues Jahr, und auch die Mannschaften sehen anders aus als damals“, meint Herrmann, der von einem verminderten sportlichen Reiz eines Finals, in dem kein Aufsteiger ermittelt wird, nichts wissen will: „Für uns würde es alles bedeuten, den Titel zu gewinnen.“ Für den Verein aus der Kurstadt, der erstmals in einem DEL2-Finale steht, wäre es der erste Zweitligatitel seit 1959. Und für Herrmann? „Für mich wäre es der erste Titel. Die Niederlage mit Regensburg gegen Selb vor zwei Jahren war schon sehr bitter“, hofft er, dass seine zweite Spielzeit im Nauheimer Trikot ein Happy End findet.

Julian Lautenschlager kann unterdessen auch am Tag danach noch nicht fassen, was passiert ist. „Gefühlt waren von den ersten fünf Bayreuther Schüssen vier drin. Und in unserer Phase ein 0:4 aufholen, ist eben schwierig“, sagt der Stürmer über das 0:5 in Spiel sechs am Montagabend in Oberfranken, das den Abstieg für Heilbronn besiegelte. „Ich werde bald 27, spiele Eishockey, seit ich drei bin: Aber so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Lautenschlager, der Regensburg 2013/14 Richtung Düsseldorfer Nachwuchs verließ, es via Oberliga in Essen in die DEL nach Iserlohn schaffte und jetzt sein zweites Jahr in Heilbronn absolvierte. „Diese Saison werde ich sicher als Negativ-Highlight nie vergessen.“

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„Hölle beschreibt meine Gefühlslage sehr gut“, sagt er sichtlich getroffen. „Ich will es immer noch nicht so wahrhaben. Für mich ist es gerade sehr störend und belastend, dass Jobs anderer Leute daran hängen und ich es nicht geschafft habe, diese Jobs zu retten. Auch für unsere Fans ist es schade, denn die hätten auf alle Fälle zweite Liga verdient.“

Dabei war 2021/22 noch alles toll gewesen bei den Heilbronnern, die sich via Pre-Playoffs bis ins Halbfinale spielten und damit für diese Saison Erwartungen weckten. Auch diese Ansprüche waren durchaus ein Problem. „Das Jahr hat über vieles hinweggetäuscht. Wir sind noch kein Top-sechs-Team gewesen. Dazu waren viel zu viele junge Spieler im Team“, sagt Lautenschlager und glaubt, dass in Heilbronn eine Grundsatzentscheidung in Sachen Ausrichtung ansteht. „Will man ausbilden oder eben unter die ersten sechs?“

„Das alles hatten wir nie“

In dieser Saison fiel Heilbronn auch dieser Erfolg auf die Füße. „Im Nachhinein kann man sagen, dass von Anfang an vieles so gelaufen ist, wie es bei einem Absteiger eben läuft“, sagt Lautenschlager. „Viele Schlüsselspieler waren verletzt. Du brauchst eine gute Torwartleistung und Ausländer, die abliefern: All das hatten wir eigentlich nie. Und manche Entscheidung, die getroffen wurde, schien zu dem Zeitpunkt zwar richtig, war im Nachhinein aber falsch.“

Auch Lautenschlagers persönliche Saison stellt sich ähnlich dar: „Bei mir kam eine Operation dazu, eine Schulterverletzung und eine Sperre. Es ging nicht so viel zusammen.“ Und doch weiß auch Julian Lautenschlager, dass nicht arg viel fehlte zu Platz zehn und dem direkten Ligaerhalt: „Es fehlten vier Punkte zu den Eisbären und wir hatten dieselbe Tordifferenz.“ Dann kam alles anders: Vorerst trennen sich die Wege von Heilbronn und Regensburg. Julian Lautenschlager hat eigentlich noch Vertrag bis 2024. Ob das auch für die Oberliga gilt, wird sich erst noch weisen.