Politik
Zweikampf um den Nürnberger OB-Sessel

Sie gelten als Favoriten bei der Nürnberger Oberbürgermeister-Wahl: der amtierende Ulrich Maly (SPD) und sein Herausforderer Sebastian Brehm (CSU).

11.03.2014 | Stand 16.09.2023, 7:20 Uhr

Ganz privat: Ulrich Maly (links) mit Ehefrau Petra sowie Sebastian Brehm mit Partnerin Barbara im Herbst beim Nürnberger Opernball Foto: Ropohl

Oberbürgermeister Maly und sein Herausforderer Brehm

Zwei Wahlperioden war Ulrich Maly Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg. Bei der Kommunalwahl vor sechs Jahren hat er mit 64,3 Prozent der Stimmen den CSU-Kandidaten Klemens Gsell (27,4 Prozent) deutlich hinter sich gelassen. Jetzt versucht Sebastian Brehm, Maly vom OB-Sessel zu verdrängen. Das Tagblatt hat beiden Satzanfänge vorgegeben und sie gebeten, diese zu vollenden.

Bester Standort für einen neuen Konzertsaal ist...

Maly: ...sicher nicht der Augustinerhof. Gut vorstellen kann ich mir den Saal an der Meistersingerhalle, aber auch am Altstadtring, wo heute die AOK steht. Die Standorte werden derzeit gutachterlich bewertet. Erst danach sollten wir abschließend entscheiden.

Brehm: …die Nürnberger Innenstadt. Der Standort muss attraktiv für die Besucher sein und „Lust auf einen Abend in Nürnberg“ machen – das funktioniert nur in der Innenstadt. Auch die Anbindung an den ÖPNV ist dort hervorragend. Die Stadt hat hier eine große Chance, da derzeit auf dem Augustinerhofgelände eine Bebauung dieser Art möglich wäre.

Nürnberger mit Migrationshintergrund...

Maly: ...wollen wir stärker bei der Integration unterstützen, indem wir Sprachvermittlung betreiben, in die Bildung investieren, die interkulturelle Kompetenz der Verwaltung stärken und in unseren Stadtteilhäusern Orte der Begegnung schaffen.

Brehm: ... wollen wir stärker bei der Integration unterstützen, indem wir nicht unterscheiden zwischen „mit Migrationshintergrund“ oder „ohne Migrationshintergrund“. Wir sind alle Nürnberger. Viele Familien sind mit ihrer Lebenswirklichkeit längst angekommen – sie müssen nicht mehr „integriert“ werden. Und dort wo es noch nicht so weit ist, müssen wir Unterstützung leisten. Insbesondere beim Erlernen der Sprache.

Wir schaffen bezahlbaren Wohnraum durch...

Maly: ...Flächenausweisung, Abgabe auch verbilligter städtischer Grundstücke für den sozialen Wohnu ngsbau und verstärkte Aktivitäten der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft.

Brehm: …die schnellere Entwicklung von Flächen für den Wohnbau. Eine kommunale Projektentwicklungsgesellschaft soll Vorerschließung durchführen und wesentlich schneller als bisher Brachflächen zur Baureife bringen. Unser Ziel sind 15 000 neue Wohnungen in den kommenden sechs Jahren. Nur so können Mietpreise stabil gehalten werden.

Damit Bürger unabhängiger vom eigenen Auto werden,...

Maly: ...brauchen wir einen noch besseren Öffentlichen Personennahverkehr. Deshalb setzen wir unter anderem auf die Stadt-Umland-Bahn von Nürnberg über Erlangen nach Herzogenaurach.

Brehm: ...brauchen wir einen gut funktionierenden öffentlichen Nahverkehr. Das wichtigste an der Entwicklung unseres ÖPNV-Angebots ist die leistungsfähige Anbindung der Außenbereiche unserer Stadt. Nur so können Pendler effektiv zum Umsteigen bewegt werden. Wir fordern den U-Bahn-Ausbau im Süd-Westen, die Stadt-Umland-Bahn nach Erlangen und außerdem die Straßenbahn nach Kornburg.

Bildung, auch für Problemgruppen, ist möglich...

Maly: ...durch gute Infrastruktur für Bildung und Betreuung: 660 Millionen Euro in den nächsten Jahren für Schulen, 170 Millionen Euro für Krippen, Kitas und Horte sagen mehr als tausend Worte.

Brehm: ...durch mehr Ganztagsschule und eine wesentliche Verbesserung der Hortversorgung. Dabei ist es wichtig, „echten“ Ganztag anzubieten: die rhythmisierte, gebundene Ganztagsschule. Reine Mittagsbetreuung mit Essensausgabe ist zu wenig. Wir wollen 200 neue Ganztagesklassen in den Nürnberger Schulen schaffen.

Mehr Grün in der Stadt ist möglich,...

Maly: ...aber schwierig. Denn Nürnberg ist dicht bebaut, die Flächenanforderungen von Wohnen, Gewerbe, aber auch Kitas und Schulen sind hoch. Deshalb verbinden wir bestehende Grünflächen zu grünen Bändern und investieren in die Qualität der Grünflächen.

Brehm: …wenn es bei der Planung von Baugebieten oder dem Umbau von bestehenden Plätzen oder Anlagen berücksichtigt wird. Wir wollen in den nächsten sechs Jahren 3000 Bäume in der Stadt pflanzen.

Ein kommunaler Ordnungsdienst ist...

Maly: ...nicht hilfreich, weil er all die Ordnungswidrigkeiten, die uns im Alltag ärgern (Müll, Ruhestörung, „Wildpinkeln“), gar nicht effektiv bekämpfen kann. Das scheitert schon an der Personalienfeststellung: Das darf in Bayern nur die Polizei.

Brehm: ...erforderlich, weil Nürnberg in den letzten Jahren immer dreckiger geworden ist und wir diejenigen, die die Stadt absichtlich verschmutzen, zur Rechenschaft ziehen wollen. Hinterherputzen ist der falsche Ansatz! Müllsünden, zu laute Musik aus Gaststätten, Alkoholkonsum am Spielplatz… all das ist Stadtrecht und kann von einem Ordnungsdienst geahndet werden.

Die Zukunft des Volksbades am Plärrer ist...

Maly: ...schwierig, aber nicht ganz unmöglich. Jedenfalls brauchen wir Partner dafür.

Brehm: …von vielen Faktoren abhängig. Eine Nassnutzung ist mit hohen finanziellen Herausforderungen verbunden. Neben der Sanierung des Gebäudes ist dafür auch ein funktionierendes Betriebsmodell Voraussetzung. Das Ziel der Nassnutzung im Volksbad ist weiterhin unser Antrieb eine Lösung für das Volksbad zu finden.

Die Nordanbindung des Flughafens...

Maly: ...kann wegen einer großflächigen Bodenkontamination, die nicht beseitigbar ist, nicht gebaut werden. An diesem Zustand wird sich auf absehbare Zeit wohl auch nichts ändern.

Brehm: …ist notwendig, um die umliegenden Wohngebiete vom Verkehr zu entlasten, den Airport an die Autobahn anzubinden und ihn damit zukunftssicher zu machen. Jeder, der gegen eine Nordanbindung argumentiert, argumentiert gegen eine positive Zukunft des Flughafens.

Das ehemalige Quelle-Areal ist...

Maly: ...eine riesige stadtentwicklungspolitische Chance, die wir nutzen werden. Dort ist in bester Lage ein wunderbarer Nutzungsmix mit kreativem Potenzial unterzubringen.

Brehm: …eine riesige Chance, einen Stadtteil neu zu gestalten. Dazu müsste allerdings ein großer Teil des Gebäudes abgerissen werden. Eine sinnvolle Entwicklung – insbesondere in Sachen Wohnen – ist in der Versandruine nicht vorstellbar. Auch wenn viele Erinnerung mit dem alten Versandhaus verbunden werden, es geht um die Zukunft eines ganzen Stadtteils.

Den kreuzungsfreien Frankenschnellweg...

Maly: ...brauchen wir, weil auf dieser Straße 85 Prozent regionaler Verkehr und mehr als 50 Prozent des Lkw-Verkehrs unserer Stadt gebündelt werden. Die Untertunnelung wird die trennende Wirkung der Straße aufheben, die Belastungen für die Anwohner verringern und die Verkehrslage verbessern.

Brehm: ...brauchen wir, weil die Menschen seit fast 40 Jahren darauf warten, diese Straße ohne Ampelkreuzung nutzen zu können. Die größte Stauquelle in der Stadt sorgt für Ausweichverkehr in die Wohngebiete, Umweltbelastung und nicht zuletzt für ganz viel Stress bei den Menschen. Das muss sich so schnell wie möglich ändern.

Ich lebe gerne in Nürnberg weil,...

Maly: ...Nürnberg eine wunderbare Stadt ist und die Nürnberger ein toller Menschenschlag sind.

Brehm: ...Nürnberg meine Heimat ist. Ich bin hier geboren, ich bin hier aufgewachsen, ich habe meine Schulzeit in Nürnberg verbracht, mein Studium absolviert und lebe und arbeite hier. Für mich ist Nürnberg die schönste Stadt Europas. Das ist auch mein Ansporn für mein Engagement in der Kommunalpolitik. (br)