Hochzeit
Zwölf Paare trauen sich am 18.8.18

Am Samstag steht eine „Schnapszahl“ ins Haus. Das sorgt bei Standesämtern im westlichen Landkreis Regensburg für Hochbetrieb.

17.08.2018 | Stand 16.09.2023, 6:08 Uhr
Heiner Stöcker

Brautpaare schauen beim Termin für die Hochzeit gerne auf den Kalender und suchen besondere Daten. Foto: Patrick Pleul/dpa/lhe

Bei einem Cappuccino auf dem Hemauer Stadtplatz lachen sich Melanie und Johannes Lippert an. An ihren Fingern funkeln und strahlen die beiden neuen Ringe um die Wette. Die sind brandneu: Am Mittwoch vergangene Woche, am 8.8.18, sind die beiden vor den Standesbeamten getreten und haben sich das Ja-Wort gegeben. „Das hat prima gepasst“, sagt Johannes Lippert. „Zum einen war’s eine schöne Schnapszahl und zum anderen auch noch mein Geburtstag.“ Die beiden wohnen in Lorenzen bei Regensburg. Aber Melanie stammt aus Thonhausen. „Eigentlich wollten wir am 18.8.18 – am Samstag – heiraten. Aber da waren schon alle Termine belegt“, sagt die Krankenschwester.

Auf dem Schloss in Salzburg

Dafür war der Ort etwas besonderes: Es ging nach Salzburg als eine von 20 Trauungen an diesem Tag. Die liefen fast im Schnellverfahren.

„Das Schloss Mirabell ist ein wunderschönes Standesamt – Historie pur!“, sagt Alfred Braun. Fast 600 Ehen hat der Beratzhausener Standesbeamte selbst schon geschlossen – im kommenden Jahr ist er 30 Jahre im Geschäft. „Das ist der schönste Job, den man in einer Verwaltung haben kann“, sagt er und lacht. Von Donnerstag bis Samstag stehen sechs Brautpaare bei ihm auf der Matte. Das klingt erstmal nicht sonderlich viel. „Aber wir haben sonst im Monat vielleicht zwei oder drei Trauungen.“

Am 8.8.18 hatte er gar keine Eheschließung. „Aber solche Daten können wir Menschen uns halt gut merken – deshalb sind sie so beliebt.“

Vielleicht ist das auch ein Problem, sagt Braun: „Nach meiner Erfahrung werden rund 50 Prozent solcherSchnapszahl-Hochzeitenwieder geschieden. Das ist ein relativ hoher Schnitt.“ Bundesweit trennten sich 1960 nur rund 11 Prozent der Ehepaare. Bis 2015 stiegen die Zahlen – mit statistischen Ausreißern in beide Richtungen – auf etwas über 40 Prozent an. Für Alfred Braun könnte diese Häufung der Schnaps-Datums-Scheidungen an der Psychologie liegen. „Manche Paare denken da vielleicht zu sehr ans Datum – und nicht so sehr an die wirklichen, wahren Beweggründe für so einen Schritt.“

Braun hat etwas gegen Fließbandabfertigungen. „Ich hatte schon Brautpaare, die sind dann mit ihrer Gesellschaft eine Stunde und mehr da geblieben und haben gefeiert.“ Der Beratzhausener Trausaal mit seinen 400 Jahren Geschichte und dem Platz für rund 60 Gäste bietet sich da an.

In der Nachbargemeinde Hemau ist die Eheschließung Chefsache. „Zwischen 500 und 600 Ehen habe ich in meiner Amtszeit geschlossen“, sagt Bürgermeister Hans Pollinger. Wenn er nicht terminlich gebunden oder im Urlaub ist, übernimmt er daher alle Eheschließungen im Rathaus Hemau selbst. Allein für Samstag haben vier Paare das Aufgebot bestellt. „Das ist eine der ehrenvollsten und verantwortungsvollsten Aufgaben, die man haben kann“, sagt er. Es gelte, die richtigen Worte zu den jeweiligen Menschen zu finden. „Ich spreche meine Trauungsansprachen frei. Es kommt immer auf den Bezug zu den Personen an – wenn ich die Familien und vielleicht auch die Betroffenen kenne, dann lasse ich das mit einfließen.“

Eine standesamtliche Trauung sei eigentlich etwas rein Formelles. „Zu diesem Anlass, der etwas ganz Besonderes im Laufe eines Menschenlebens ist, den Menschen beim Herzen anzusprechen zu können“, das sei sein Ziel in dem Moment als Standesbeamter, sagt Pollinger. Aber das bleibt manchmal nicht einseitig. Ganz besondere und emotionale Erinnerungen hat er an die Eheschließungen seiner drei Kinder. „Ich durfte da die Trauung ja nicht vornehmen – aber ich durfte die Ansprachen halten. Das sind ganz besondere Erinnerungen.“

Das Standesamt Laaber fällt aus der Reihe. „Wir haben am Samstag gar keine Trauung“, sagt Johann Braun. „Am 8.8.18 haben bei uns drei Paare geheiratet. Vielleicht sind die Bürger in Laaber einfach zu brav und so nett“, spekuliert Braun. Die Gemeinde traue grundsätzlich am ersten Samstag im Monat. „Vielleicht hat sich daher keiner getraut, anzufragen“, sagt Braun und lacht. Für ihn als Standesbeamten kein Problem. „Weil dann hab’ ich halt an dem Samstag frei.“

In Nittendorf bereitet Standesbeamte Christine Kolbinger zwei Eheschließungen für Samstag vor. Nach 23 Jahren im Amt und knapp 450 bis 500 Trauungen eigentlich Routine.

Individueller Touch

Aber eben doch nicht: „Ich mache mir zu jedem Brautpaar Gedanken.“ Natürlich gibt es bestimmte Sätze und Floskeln, die von Behördenseite eben einfach sein müssen, damit es amtlich wird. „Ich versuche einfach zu jedem das Passende zu finden. Ich kann ja nicht zu einem Paar Mitte 20 das Gleiche sagen, wie zu jemandem, der vielleicht schon mal verheiratet war und Kinder hat.“ Grundsätzlich gilt: Die Leute sind gut drauf, gehen danach zum feiern. „Das ist schon immer eine sehr angenehme Arbeit – da kommt viel Positives rüber“.

Melanie und Johannes Lippert haben ihre Feier schon hinter sich. „Und es war viel schöner, als wir uns das vorgestellt haben. Das wünschen wir allen Paaren am Wochenende natürlich auch.“

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