Fernsehen
Augen zu, Ohren auf fürs Betthupferl

Der BR-Kinderfunk feiert seine älteste Sendung. Vor 60 Jahren schickte man die Kleinen erstmals mit einer Geschichte ins Bett.

05.10.2013 | Stand 16.09.2023, 7:24 Uhr

Das Betthupferl ist eigentlich eine Süßigkeit vor dem Zubettgehen, der BR hat daraus vor 60 Jahren ein Zuckerl für die Ohren gemachtFoto: BR

„Augen zu, Ohren auf! Denn jetzt kommt Euer Betthupferl!“ – mit diesen Worten begann das Betthupferl am 5. Oktober 1953 um 18.55 Uhr. Dazu war eine zarte Melodie zu hören, die an Spieluhren erinnert. Die sanfte Stimme der Schauspielerin Adele Hoffmann erzählte ein kurzes Märchen, oder ein paar Verse, dann kam ein wenig Musik, ein Lied gesungen von Kindern des BR-Kinderchors. Eine Kultsendung des Bayerischen Rundfunks war geboren. Im Oktober wird der 60. Geburtstag mit einer Lesereise gefeiert.

Am Anfang gab es Märchen

Erfunden wurde das Betthupferl von Candida Franck, BR-Radiofrau der ersten Stunde. Sie hat noch unter amerikanischer Besatzung die ersten Kindersendungen der Nachkriegszeit betreut. Vier Jahre hatte sie für eine Sendung mit einer allabendlichen Gutenachtgeschichte für Kinder gekämpft bis sie 1953 einen Sendeplatz bekam und mit dem Betthupferl auf Sendung gehen durfte, schreibt der BR in seiner Pressemitteilung zum Jubiläum.

Knapp zwanzig Jahre lang sprach die Schauspielerin Adele Hoffmann sämtliche Geschichten, die im Betthupferl zu hören waren. Sorgen und Nöte der Kinder waren in den Wirtschaftswunderjahren kein Thema der Geschichten. In der Hauptsache waren es kleine Märchen, Fabeln, Verse, alles sehr sanft erzählt. Davor und danach in der Regel Lieder vom Kinderchor des BR.

Mit Beginn der Siebzigerjahre kam eine neue Sprecherin: Die Münchner Schauspielerin Monika Schwarz wurde „die Stimme“ des Betthupferl. 40 Jahre lang sprach sie alle Geschichten. In den wilden Siebzigern wurde mehr experimentiert: mit Musik und mit inzwischen extra für die Sendung geschriebenen Geschichten. Ab 1972 wurde einmal pro Woche ein „Ausländer-Betthupferl“ gesendet, zweisprachig. Zuerst las Monika Schwarz die deutsche Fassung, dann kam die Geschichte gleich im Anschluss noch einmal in einer Fremdsprache, im wöchentlichen Wechsel mal auf Spanisch, Türkisch, Serbokroatisch, Italienisch und Griechisch. Für dieses Engagement bekam das Betthupferl 1996 den „CIVIS Medienpreis für Integration“.

Genauso wie in den Familien das Zubettbringen heute keine reine Frauensache mehr ist, so ist es inzwischen auch beim Betthupferl: Seit 2011 sprechen Männer im wöchentlichen Wechsel mit den Frauen die Gutenachtgeschichten. Darunter bekannte stimmen wie Axel Milberg, Jürgen Thormann, Stefan Murr, Stefan Merki, Stefan Wilkening, Gerd Lohmeyer, Senta Berger, Luise Kinseher, Birgit Minichmayr, Johanna Bittenbinder, Rita Russek und viele andere.

Mal schwäbisch, mal fränkisch

Inzwischen drehen sich die Geschichten auch kaum noch um Bären, Hasen und Hunde, sondern Helden sind meist die Kinder selbst, oft auch mit ihren Großeltern. Es geht viel um den Kinderalltag, der ganz schön aufregend, spannend und lustig sein kann. Zumindest wenn man den Betthupferl-Autoren zuhören darf.

Zu hören ist das Betthupferl täglich um 19.55 Uhr in Bayern 1. Sonntags steht das Mundart-Betthupferl auf dem Programm. Dann klingt es mal schwäbisch und mal fränkisch. Für die Oberpfalz spricht Sepp Fischer das Dialekt-Betthupferl.

Zum 60. Geburtstag feiert der BR die Kultsendung für Kinder mit einer Live-Lesetour. Unter dem Motto „Das Betthupferl kommt zu Euch!“ geht es in alle sieben Regierungsbezirke an sieben aufeinanderfolgenden Tagen. Mit dabei hat das Team die Mundart-Betthupferl. Alle Gäste dürfen, wie das Betthupferl-Team, im Pyjama erscheinen und Kuscheltier und Kuschelkissen mitnehmen! Die Oberpfalz wird die letzte Station der Reise sein. Dort gibt es am Freitag, 11. Oktober, die Schlafanzug-Party mit dem Betthupferl in Altenstadt. Vorlesen wird Sepp Fischer.(ig)