Kriminalität
Banken-Knacker auf großem Raubzug

In der nördlichen Oberpfalz wurden mehrere Geldhäuser ausgeraubt. Die Tatverdächtigen sind miteinander verwandt.

15.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:46 Uhr

Mit schwerem Gerät haben die Täter die Geldautomaten in den Banken geknackt. Foto: Polizei/KPI Weiden i.d. OPf.

Einen „überragenden Fahndungserfolg“ hat der Weidener Oberstaatsanwalt Bernhard Voit am Freitag in Regensburg vermeldet. Die Polizei habe drei Männer festgenommen, die in mehrere Banken im Nordosten von Bayern eingebrochen sein sollen. Bei insgesamt fünf Einbrüchen haben sie den Ermittlern zufolge mehr als 380 000 Euro erbeutet. Weil sie mit brachialer Gewalt Geldautomaten aufgebrochen hätten, sei auch ein hoher Sachschaden entstanden – beziffert wird er auf 135 000 Euro.

Die Verdächtigen seien 39, 27 und 25 Jahre alt. Sie stammten aus dem Kosovo und seien miteinander verwandt, sagte Polizeivizepräsident Thomas Schöninger bei der Pressekonferenz. Er bezeichnete sie als „hochprofessionelle, europaweit tätige Verbrecher“. Alle drei sitzen in Untersuchungshaft. Es werde ermittelt, ob ihnen noch weitere Taten zugerechnet werden können, sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz oder in Finnland.

Die fünf bekannten Taten wurden zwischen Heiligabend 2018 und vergangenem Sonntag begangen. Die Polizei sei den Tätern rasch auf die Spur gekommen, weil Informationen aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein vorgelegen hätten, die genau das hier festgestellte Tatmuster beschrieben. Schöninger sprach deswegen auch von einem „Paradebeispiel für eine gute und vernetzte Polizeiarbeit in Bayern und Deutschland“.

An den Wohnorten der mutmaßlichen Täter in der Nähe von Bremen sei beträchtliches Vermögen sichergestellt worden. Darunter befänden sich ein teurer Sportwagen (Audi R8 Abt), zwei weitere Personenwagen, ein Motorrad, ein Quad und ein fünfstelliger Geldbetrag. Dieser Lebensstil passe wenig zu den offiziellen Einkommen. Nur einer sei erwerbstätig gemeldet – als Auszubildender.

Einbruch zur Christmettenzeit

Die Serie der fünf Einbrüche, von denen am Freitag die Rede war, startete am 24. Dezember in Immenreuth im Landkreis Tirschenreuth. Wahrscheinlich zur Christmettenzeit ab etwa 22.30 Uhr seien die Täter in eine Bank eingedrungen und hätten sich dort mehrere Stunden aufgehalten. Wie später auch, seien sie von der Rückseite des Gebäudes über ein Fenster eingestiegen und hätten den oder die Geldautomaten mit schwerem Gerät aufgebrochen. Sie benutzten dabei Spreizer, wie Jürgen Schlee von der Kripo Hof beschrieb: „Das sind massive Türen mit 50 bis 100 Kilogramm Gewicht“, also Schwerstarbeit. In Immenstadt erbeuteten die Täter laut Polizei rund 25 000 Euro.

Der zweite Einbruch folgte den Behörden zufolge einen Monat später, am 27. Januar, in Trabitz im Landkreis Tirschenreuth. Die Parallelen zu Immenstadt seien sofort aufgefallen, sagte der Weidener Hauptkommissar Thomas Gallei. Auch hier soll ein fünfstelliger Betrag erbeutet worden sein.

Am 3. Februar gab es den nächsten Einbruch in Nagel im Landkreis Wunsiedel. Obwohl die Täter bis in den Schalterraum gelangten, brachen sie die Aktion ab. Genauso erfolglos verlief ein Einbruch am 9. Februar in Gattendorf in Oberfranken.

Der letzte Einbruch traf schon tags darauf eine Volks- und Raiffeisenbank in Oberkotzau. Die Täter veranstalteten ein großes Spektakel, öffneten mit brachialer Gewalt einen Geldautomaten. Mit Bargeld in sechsstelliger Höhe flüchteten sie in Richtung Norden. Weit kamen sie nicht. Sondereinsatzkräfte haben die in diesem Fall aktiven zwei Täter im nahen Döhlau gestoppt und festgenommen. Verletzt wurde dabei niemand, so die Polizei. Die Täter hatten lediglich Pfefferspray als „Bewaffnung“ dabei.

Wohnort nahe Bremen

Die drei Tatverdächtigen wohnen laut Polizei in der Nähe von Bremen. Die beiden jüngeren der Kosovaren seien in Deutschland aufgewachsen und verfügten seit 1997 über eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis. Beim älteren mutmaßlichen Täter liege eine nicht mehr anfechtbare Ausweisungsverfügung vor.

Alle drei seien bislang in Deutschland strafrechtlich gering beziehungsweise gar nicht aufgefallen. Allerdings lägen Hinweise darauf vor, dass sie im Ausland Taten begangen haben. Die Täter selbst sagten wenig aus, erklärte Strafverfolger Voit. Die Justiz wirft ihnen schweren Bandendiebstahl in drei Fällen und versuchten Bandendiebstahl in zwei Fällen vor. Bei schwerem Bandendiebstahl liege der Strafrahmen zwischen einem und zehn Jahren Freiheitsstrafe.

Weiter wies die Polizei darauf hin, dass die Festgenommenen nicht als Täter für die aufsehenerregenden Einbrüche in der Oberpfalz in Frage kämen, bei denen in den Banken gesprengt wurde, um Geldautomaten zu erbeuten.