Corona
Impftelefon: Die Fragen der MZ-Leser

Telefone stehen nicht still: Expertenteam Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat Antworten auf alle Fragen.

14.03.2021 | Stand 16.09.2023, 4:00 Uhr
Seit Dezember laufen die Impfungen gegen das Coronavirus. −Foto: Patrick Pleul/dpa

Die Telefone klingelten ununterbrochen. Das Interesse der MZ-Leser an wissenschaftlich fundierten Fakten und an einer persönlichen Beratung zur Corona-Schutzimpfung war bei der Telefonaktion mit der BZgA groß. Hier ein Überblick über die Fragen der Leser und die Antworten des Expertenteams der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):

Ist esbei diesem Corona-Virus, das sich so schnell verbreitet, nicht gefährlich, davon einen Teil geimpft zu bekommen?

Nein, denn es werden keine vermehrungsfähigen Corona-Viren geimpft, sondern nur kleine Teile des Erbguts. Daher ist nach der Impfung das Entstehen von kompletten vermehrungsfähigen Viren ausgeschlossen. Etwas ausführlicher: Die Boten-RNA-Impfstoffe (Biontech und Moderna) transportieren den Bauplan für eine bestimmte Oberflächenstruktur des Corona-Virus - das sogenannte Spike-Protein - in einige Körperzellen. Dies dient als Vorlage für die Zellen, dieses Protein selbst herzustellen. Diese Bruchstücke bringen das Immunsystem auf Trab. Die Vektor-Impfstoffe (AstraZeneca) benutzen als Transportmittel für Menschen harmlose Viren, in die ebenfalls Baupläne für Bruchstücke des Corona-Virus eingefügt wurden. Auch bei diesem Impfstoff stellen die Körperzellen dann anhand des Bauplans selbst das Oberflächenprotein des Virus her, das dann das Immunsystem aktiviert. Falls eine geimpfte Person später in Kontakt mit dem Corona-Virus kommt, erkennt das Immunsystem das Virus und bekämpft es gezielt.

Wirken die Corona-Impfstoffe auch gegen die neuen Mutationen?

Nach aktuellem Stand wird die Wirksamkeit der zugelassenen Impfstoffe durch die Mutation aus Großbritannien kaum beeinträchtig. Diese Mutante tritt in Europa am häufigsten auf. Das liegt daran, dass die Impfstoffe an Stellen ansetzen, die von Mutationen wenig betroffen sind. Bei den seltener auftretenden Varianten aus Südafrika und Brasilien könnte die Wirksamkeit verringert sein. Dies muss noch weiter untersucht werden Es gibt aber Hinweise, dass schwere COVID-19-Verläufe trotzdem verhindert werden können.

Kann man angesichts der kurzen Entwicklungszeit überhaupt davon ausgehen, dass die Impfstoffe mit der Boten-RNA ausgereift sind?

Trotz der relativ kurzen Entwicklungszeit liegen bereits umfangreiche wissenschaftliche Erkenntnisse vor. Weder bei Tierversuchen noch bei den klinischen Studien mit zehntausenden Probanden gab es Hinweise auf schwere Nebenwirkungen. Mit der Zulassung endet die Nachbeobachtung nicht. Sie soll über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren weitergeführt werden - auch um die Dauer der Wirksamkeit der Impfung beurteilen zu können.

Ich soll mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft werden. Der Impfstoff hat aber nur eine Wirksamkeit von 70 Prozent. Bringt das überhaupt etwas?

Der Begriff „Wirksamkeit“, der in Studien verwandt wird, ist irreführend. Er gibt nicht an, was wir umgangssprachlich darunter verstehen, sondern wie stark das Risiko reduziert ist, überhaupt an COVID-19 zu erkranken. Entscheidend ist jedoch, ob die Impfung schwere Krankheitsverläufe verhindert. Sowohl AstraZeneca als auch die Impfstoffe von BioNTech und Moderna schützen sehr gut davor, schwer zu erkranken.

Warum ist der Zeitraum zwischen den beiden Impfungen von AstraZeneca so lang?

Studien zeigten, dass ein größerer Abstand einen positiven Effekt auf den Impfschutz hat. Während der Zeit zwischen den Impfungen ist man nicht ungeschützt. Denn bereits nach der ersten Dosis entwickelt sich eine Immunität, die ohne Abschwächung über mehrere Wochen anhält.

Die Impfstoffe mit Boten-RNA sollen Fettstoffe enthalten. Können diese Stoffe die Zellen schädigen?

Nein, zahlreiche Studien haben bestätigt, dass die extrem kleinen Fettstoffteilchen - Lipid-Nanopartikel - die Zellen nicht schädigen. Von ihnen geht keinerlei Gefahr für den menschlichen Körper aus. Die Boten-RNA wird mit bestimmten Fettstoffen, so genannte Lipide, umhüllt, um ihre Aufnahme in die Körperzellen zu verbessern und um ihre Stabilität zu erhöhen.

Ich habe eine Immunschwäche. Käme für mich der AstraZeneca-Impfstoff infrage?

Der vektorbasierte AstraZeneca-Impfstoff besteht aus harmlosen, bei Menschen nicht vermehrungsfähigen Viren aus der Familie der Erkältungsviren von Schimpansen. Das Virus wurde so angepasst, dass es ein Gen mit dem Bauplan für die Herstellung eines Teils des Corona-Virus enthält. Diese Teile können sich nicht vermehren. Dies bedeutet, dass man davon ausgehen kann, dass die Anwendung auch bei Immunschwäche sicher ist.

Internetseiten:Bundesweite Servicenummer:
Informationen der BZgA zum Corona-Virus und zur Corona-Schutzimpfung finden Sie unter www.infektionsschutz.de/coronavirus. Weitere Informationen unter: www.corona-schutzimpfung.de116 117; Beratungstelefon der BZgA unter der kostenlosen Rufnummer 0800-2322783 (Mo-Do 10-22 Uhr, Fr-So 10-18 Uhr.)

Sollten alte Menschen überhaupt geimpft werden? Es hat doch schon Todesfälle gegeben.

Alte Menschen sind am meisten gefährdet, schwer an Corona zu erkranken und daran zu sterben. Daher ist es geboten, sie so gut wie möglich zu schützen. Wichtig ist es aber auch, vor jeder Impfung zu prüfen, ob der Gesundheitszustand dies erlaubt. Trotzdem kann es Todesfälle geben, die zwar nach der Impfung geschehen, die aber nicht unbedingt auf die Impfung zurückzuführen sind. Nach Auswertung durch das Paul-Ehrlich-Institut übersteigt die beobachtete Anzahl an Fällen mit unklarer Todesursache nach der Impfung nicht die erwartete Anzahl an plötzlichen Todesfällen oder Todesfällen unbekannter Ursache ohne Impfung.

Ist es möglich, dass ich früher geimpft werde, obwohl ich erst Anfang 70 bin? Ich beginne Ende März eine Chemotherapie.

Es ist Aufgabe der Verantwortlichen in den Bundesländern, dass sie in Einzelfällen Personen, die nicht ausdrücklich im Stufenplan der Ständigen Impfkommission genannt sind, dort angemessen einordnen. Dies betrifft auch Menschen, die zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr oder nicht mehr gleich wirksam geimpft werden können, wie zum Beispiel bei unmittelbar bevorstehender Chemotherapie. Sprechen Sie über die Situation gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt.