20 Hinweise nach XY-Fahndung
Mordfall Sonja Engelbrecht: Beweisstück im Fokus - An wen wurde die Decke verkauft?

23.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:06 Uhr
Werner Kraus vom Polizeipräsidium München zeigt das Vergleichsstück der Decke, die bei den sterblichen Überresten von Sonja Engelbrecht bei Kipfenberg gefunden wurde. −Foto: Richter

Das Interesse ist weiter hoch: Im Fall der mutmaßlich ermordeten Münchnerin Sonja Engelbrecht (19) hat die Polizei amMittwochabend zum zweiten Malinnerhalb von drei Wochen in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… Ungelöst“ um Hinweise gebeten.

Ein Foto der Decke sehen Sie hier.



Die sterblichen Überreste der Schülerin waren bekanntlich bei Kipfenberg im Kreis Eichstätt aufgetaucht. Obwohl die Programmmacher diesmal nur einen sehr kurzen Einblocker geplant hatten, gab es zusätzlich zu den rund 280 Anrufen nach der ersten Ausstrahlung am 1. März nun weitere 20. „Und es tröpfeln weiter Hinweise ein“, sagte Sven Müller, Sprecher des Polizeipräsidiums München, am Donnerstag.

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Die mit dem Fall betraute Ermittlungsgruppe bei der Kripo München konzentriert sich im Moment vor allem auf zwei Fragen. Es geht zunächst um die Überreste eine blau-schwarzen Decke, die neben den in Folie verpackten sterblichen Überreste der 19-Jährigen in einer Felsenspalte im Wald bei Kipfenberg lagen. Die Acryldecke zeigt ein Liebespaar auf einer Parkbank und stammt vermutlich aus dem Besitz des Mörders. Stephan Beer, Leiter des Mordkommissariats, hatte am Dienstag in einer Presserunde von „einem Durchbruch“ gesprochen, dass eine ZDF-Zuschauerin der Polizei ein solches Vergleichsstück zur Verfügung gestellt hat.

Herstellerfirma der Decke existiert nicht mehr

Es geht vor allem darum, wie die Decke damals vertrieben wurde – und „womöglich steht fest, wo die Decke verkauft worden ist“, stellte Alfred Hettmer am Mittwoch bei der Zusammenfassung aller Hinweise bei „XY“ in Aussicht. Das bedürfe aber noch der Klärung. Der aus Ingolstadt stammende Hettmer ist seit Jahren Teil der Sendung und war früher bis zu seiner Pensionierung beim Landeskriminalamt beschäftigt. Gut möglich also, dass die Polizei bald sagen kann, an wen solche Decken gegangen sind. Die Herstellerfirma existiert nicht mehr, das wurde bereits überprüft. Falls jemand die Decke mit dem auffälligen Motiv wiedererkennt, weil jemand aus seinem Umfeld um 1995 eine solche besessen hatte, wäre die Polizei für einen Anruf dankbar.

Frage zwei beschäftigt sich mit den Folien, in die Sonja Engelbrecht nach ihrem mutmaßlich gewaltsamen Tod eingewickelt worden war – sie waren zuvor bei Maler- und Renovierungsarbeiten verwendet worden. Da die Ermittler vermuten, dass der Mörder zumindest zeitweise in Kipfenberg gelebt oder gearbeitet hatte, wollen sie wissen, ob sich jemand an einen Mann erinnert, der zur fraglichen Zeit zwischen 1994 und 1995 solche Arbeiten in der kleinen Marktgemeinde durchgeführt hatte, sei es privat oder beruflich. Auch hierzu gingen am Mittwochabend Hinweise ein. „Das alles muss nun ausgewertet werden“, sagte Polizeisprecher Müller. Ein schlagender Beweis sei bisher nicht darunter.

Mehr als 50 Männer in Kipfenberg mussten zum DNA-Test

Die Polizei hatte 2022 mehr als 50 Männer aus dem Kipfenberger Raum zum DNA-Test gebeten, ein Tatverdacht ließ sich aber nicht verfestigen. Es handelte sich um Vertreter von Berufsgruppen, die sich viel im Wald aufhalten – etwa Jagdpächter, Förster oder Waldbauern. Die Klärung des Falls bleibt ein Geduldsspiel.