Justiz
Richter rechnen mit Rocker-Aufmarsch

In Regensburg beginnt am 13. August der Prozess gegen fünf Mitglieder der Bandidos. Unter ihnen: NPD-Funktionär Roßmüller.

06.08.2015 | Stand 16.09.2023, 7:03 Uhr

Das Landgericht Regensburg hat während der Verhandlungstage im gesamten Sitzungsgebäude ein sogenanntes Kuttenverbot erlassen. Foto: dpa

Kuttenverbot, Platzkarten, gründliche Körpervisitationen: Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm, wenn am kommenden Donnerstag vor dem Landgericht Regensburg ein Streit zwischen den rivalisierenden Rockerbanden MC Bandidos Regensburg und MC Gremium Straubing verhandelt wird. Fünf Mitglieder der Bandidos müssen sich wegen Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung vor der 5. Strafkammer des Landgerichts Regensburg verantworten. Aus der Liste der Angeklagten sticht ein Name heraus: Sascha Roßmüller – bundesweit bekannter NPD-Funktionär. Laut Anklage haben Roßmüller und vier weitere Bandidos an den Weihnachtstagen 2010 im Stadtgebiet von Straubing Mitglieder des Motorradclubs Gremium Straubing tätlich angegriffen und mit Waffen zum Teil erheblich verletzt.

Festnahme sorgte für ein Beben

Die Festnahme des NPD-Landes-Vizevorsitzenden Roßmüller im Zuge einer Razzia im vergangenen Oktober hatte in der rechtsextremen Partei für ein Beben gesorgt. Roßmüller wollte sich eigentlich zum neuen Bundesvize der NPD wählen lassen, stattdessen wanderte er auf Anordnung des Landgerichtes Regensburg in Untersuchungshaft. In der Partei hatte man bis zu diesem Zeitpunkt zumindest auf Bundesebene kein Problem mit dem Rockermilieu, in dem Roßmüller verkehrte. NPD-Funktionär Frank Franz sagte damals, dass ihm egal sei, was der Straubinger in seiner Freizeit mache. „Die Partei wäre dumm, wenn sie auf einen politisch intelligenten Mann verzichten würde“, so Franz. Der NPD-Bayernchef Karl Richter sah dies allerdings anders und legte nach der Verhaftung Roßmüllers sein Amt nieder. Richter bezeichnete seinen Vize im Sozialen Netzwerk Facebook als „Charakterlumpen“ und forderte den Landesvorstand damals auf, sich von den Seilschaften rund um den Straubinger zu lösen.

Neun Verhandlungstage

Der Prozess in Regensburg, der vorerst auf neun Tage bis einschließlich 28. September angesetzt ist, steht unter hohen Sicherheitsvorkehrungen. „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass aktive Mitglieder von Motorradclubs Zeugen, die belastende Aussagen gegenüber Mitgliedern der Rockerclubs gemacht haben, einschüchtern wollen“, heißt es in einem Erlass des Gerichtes, mit dem ein sogenanntes Kuttenverbot verhängt wurde. Abzeichen, Symbolen, Schriftzügen und Embleme der Motorradclubs sind im Gerichtsgebäude an allen Verhandlungstagen verboten. Ausdrücklich werden in der Anweisung des Gerichts Abzeichen der Gruppen „Hells Angels, Bandidos, Gremium, Trust, United Tribuns, Black Jackets, Rock Machine und deren Supporter-Organisationen“, genannt.

In dem Prozess sollen 25 Zeugen und ein Sachverständiger vernommen werden. Aufgrund des erwarteten Zuhörerandrangs werden für den Sitzungssaal Eintrittskarten verteilt. Zuschauer müssen sich Personen- und Ausweiskontrollen unterziehen. Vor dem Sitzungssaal wird sogar ein zusätzlicher Sicherheitsbereich eingerichtet. Wohl auch, um zu verhindern, dass die rivalisierenden Rocker, die in den Zeugenstand gerufen werden, vor dem Verhandlungsraum aneinandergeraten. (ig/zi)